3. April 2013 in Aktuelles
Es ist aufgefallen: Weder singt Papst Franziskus noch benutzt er derzeit öffentlich eine andere Sprache als Italienisch. Selbst die internationalen Ostergrüße entfielen dieses Jahr. Was ist der Grund? Von Petra Lorleberg
Vatikan (kath.net/pl) Es ist bereits allgemein aufgefallen: Papst Franziskus singt nicht. An mangelnden Gelegenheiten kann es nach den hinter uns liegenden großen und feierlichen Liturgien nicht liegen. Obendrein wunderten sich manche nach den ersten Tagen des neuen Pontifikates: Papst Franziskus spricht derzeit zur Welt nur Italienisch. Selbst auf die seit vielen Jahren gewohnten internationalen Ostergrüße mussten die auf dem Petersplatz bzw. via Medien mitfeiernden Menschen verzichten. Nach zwei Pontifikaten mit Päpsten, die nicht nur beide musikalisch waren, sondern die sich auch in überdurchschnittlich vielen Sprachen gewandt auszudrücken wussten, fällt der Unterschied durchaus auf.
Es finden sich sehr unterschiedliche Erklärungsversuche dafür, warum man Papst Franziskus nicht singen hört.
Lateinamerika ist ein musikbegeisterter Kontinent, doch sollte es sich beim neuen Papst möglicherweise um die Ausnahme handeln, die die Regel bestätigt? Das gilt als unwahrscheinlich. Wir wissen immerhin, dass Jorge Bergoglio als junger Mann den in Argentinien sehr beliebten Tango getanzt hat. Und der US-Kardinal Sean O'Malley - im Konklave wahrscheinlich einer der Wähler Bergoglios - hatte dem neuen Papst nach der Wahl ausdrücklich gewünscht: Ich hoffe, dass Papst Franziskus gelegentlich einmal verschwinden kann, um zu einer Tango-Show zu gehen.
Manche verweisen auf die schwere Lungenoperation, bei der ihm im Alter von 21 Jahren die obere Hälfte des rechten Lungenflügels entfernt werden musste. Doch die ausreichend kraftvoll-tragende Sprechstimme des neuen Papstes lässt daran zweifeln, ob dies als ernsthafter Hinderungsgrund anzusehen ist.
Vatikansprecher Federico Lombardi wies vor einigen Tagen auf den alten Satz hin, dass Jesuita nec rubricat, nec cantat, dass also Jesuiten also weder die treue Befolgung der liturgischen Rubriken noch den Gesang betonten. Außerdem brachte er in Überlegung, ob die Gesangsstimme von Franziskus möglicherweise eine gewisse Heiserkeit zeige.
Der Schlüssel zu diesen Verhalten des Papstes liegt aber in einer Bemerkung, die er selbst im Jahr 2010 in dem Buch El Jesuita gemacht hat. In diesem bisher noch nicht auf Deutsch vorliegenden Interviewband wurde er nach seinen Fremdsprachenkenntnissen gefragt. In seiner Antwort erläuterte der damalige Kardinal Jorge Bergoglio, dass ihm die englische Sprache große Probleme bereite, denn ich bin sehr unmusikalisch. Dieser Ausdruck kann nicht nur die sprachliche Gewandheit meinen, sondern spielt allgemein auf mangelnde Musikalität an.
Doch manche fragen, ob sich nicht auch ein in Musik und Sprache weniger begabter Papst die Mühe der vielsprachigen Ostergrüße machen könnte.
Immerhin spricht Papst Franziskus als Muttersprache Spanisch, praktisch ebenso gut Italienisch im Akzent der norditalienischen Region Piedmont, denn in dieser Sprache unterhielt er sich nicht nur mit seinem Vater, sondern auch mit seinen Großeltern mütterlicherseits und weiteren Verwandten. Franziskus spricht außerdem nach eigener Auskunft einigermaßen gut französisch und er kann sich auch im Deutschen zurechtfinden, wenngleich ihm in beiden Sprachen inzwischen die Übung fehlt. Englisch kann er offenbar lesen, kämpft aber sehr mit der Aussprache.
Derzeit kann niemand vorhersagen, ob Papst Franziskus plant, die internationalen Festgrüße in Zukunft wieder einzuführen. Doch eines ist sicher: Für das Osterfest 2013 hätte ihm nach nur wenigen Tagen im Amt schlicht die Zeit zum Üben gefehlt.
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