Papst Franziskus, ganz privat

5. April 2013 in Chronik


Was würde Franziskus im Fall von Feuer noch schnell retten wollen? Was sind seine Lieblingsbücher, wer ist sein Lieblingsheiliger und war er einmal verliebt gewesen? Von Petra Lorleberg


Vatikan/Buenos Aires (kath.net/pl) „Fast vom Ende der Welt“ komme er, sagte Papst Franziskus über sich selbst. Umso mehr gilt es nun, ihn kennenzulernen, nicht zuletzt auch seine privaten Seiten. Im Jahr 2010, als Papst Franziskus noch „nur“ der Erzbischof von Buenos Aires mit Namen Jorge Mario Kardinal Bergoglio war, hatte er einem Journalisten und einer Journalistin Rede und Antwort gestanden. Das Buch „El Jesuita“ steht aktuell nur in spanischer Sprache zur Verfügung und wird (genau wie nach der Wahl von Papst Benedikt die Interviewbände von Peter Seewald mit Joseph Kardinal Ratzinger) derzeit fieberhaft in verschiedene Sprachen übersetzt. Man muss kein Prophet sein, um diesen Übersetzungen traumhaft viele Leser vorherzusagen. Im Folgenden einige ausgewählte Schlaglichter auf die privaten Züge des neuen Papstes (Übersetzung: © kath.net).

Bergoglio ist von Natur aus Frühaufsteher. Ohne seinen Wecker zu stellen müssen, stehe er morgens „etwa um vier Uhr“ auf, berichtet er, dann habe er „ungefähr fünf Stunden“ geschlafen. Mittags halte er „eine Siesta von etwa 40 Minuten“.

Lieblingssportarten: Der junge Jorge hatte selbst Basketball gespielt, vor allem aber war er mit seiner gesamten Familie – „auch meine Mama war dabei“ – häufig zu den Spielen ihrer Lieblingsfußballmannschaft San Lorenzo gegangen. Das Stichwort „Fußball“ ist Bergoglio dann aber auch ein Wort der Kritik über die Fan-Szene wert: Die schlimmsten Worte, die die Leute in seiner Jugend für Schiedsrichter benutzt hätten, seien „Penner“, „Lümmel“, „Ladenhüter“ gewesen, das bezeichnete der Kardinal als „nichts im Vergleich zu heutigen Sprachwendungen“.

Lieblingsstadt: „Ich liebe, wo ich lebe. Ich liebe Buenos Aires“. Bergoglio berichtete, er habe Lateinamerika bereist und Teile Europas, auch Irland, „um mein Englisch zu verbessern“. Doch eigentlich „vermeide ich es zu reisen… denn ich bin gern zu Hause“ und er bekomme schnell Heimweh.

Die täglichen Nachrichten beziehe Bergoglio am liebsten aus Tageszeitungen. Im Radio höre er gern klassische Musik. An das Internet, so plante er im Jahr 2010 als Erzbischof von Buenos Aires, werde er sich heranwagen, wenn er in Ruhestand gehe, denn so habe es auch sein Vorgänger gehalten, der mit 75 Jahren in Pension ging.

Sein Hauptverkehrsmittel sei die U-Bahn, „denn sie ist schnell; doch wenn möglich bevorzuge ich den Bus, denn da kann ich [zum Fenster] auf die Straße hinaussehen“.

Er sei auch verliebt gewesen. Doch „als ich meine Ordensberufung entdeckt habe“, habe er die Beziehung beendet.

Hobbys: Als Junge habe er gern Briefmarken gesammelt. Inzwischen „gefällt mir Lesen und Musikhören am meisten“.

Lieblingsautoren und Lieblingsbücher: „Mir gefällt die Poesie von Hölderlin“ [Friedrich Hölderlin, deutscher Lyriker aus Schwaben, 1770-1843]. Das Buch „Die Verlobten“ von Alessandro Manzoni habe er mindestens viermal gelesen [1827 erschienenes Hauptwerk des bedeutenden italienischen Lyrikers], auch liebe er Dante Aligheris [1265-1321] „Göttliche Komödie“ sowie alles des russischen Autors Fjodor Dostojewski [1821-1881] und des argentinischen Schriftstellers Jorge Luis Borges [geboren 1899 in Buenos Aires, gestorben 1986 in Genf]. Auf die Zwischenbemerkung der Journalisten, „Borges war Agnostiker“, antwortete Kardinal Bergoglio: „Ein Agnostiker, der jeden Abend das Vaterunser sprach, weil er dies seiner Mutter versprochen hatte, und unter religiösem Beistand starb“.

Lieblingsmusik: „Zu den Werken, die ich am meisten bewundere, zählt Ludwig van Beethovens ‚Leonore‘, Overtüre Nr. 3, dirigiert von Wilhelm Furtwängler“. Er halte Furtwängler für den „beste Dirigenten einiger Symphonien [Beethovens] und einiger Werke von Wagner“.

Den Tango liebe er „sehr“, gesteht der argentinische Geistliche. „Dies ist etwas, das von innen kommt“. Als junger Mann habe er auch selbst Tango getanzt, doch da „habe ich eigentlich die Milonga bevorzugt“ [eine ältere Art des Tangos mit einem schnelleren Rhythmus. Der Tango, inzwischen zum Weltkulturerbe ernannt, ist im Großraum von Rio de la Plata entstanden, zu dieser Region gehört auch Buenos Aires, und ist regionaltypisch für Bergoglios Heimat].

Lieblingsfilme: Bergoglio schätzt den Streifen „Babettes Fest“ [Kinostart 1987], „dessen Hauptfiguren einen übertrieben puritanischen Calvinismus leben“, bis zu dem Punkt, dass die Erlösung durch Christus zur Weltverneinung führe. Sie wüssten in Wirklichkeit nicht, „was Freude ist“ und hätten „Angst vor der Liebe“. Bei einem gemeinsamen Mahl werden sie verwandelt.

Lieblingsgemälde: „Die weiße Kreuzigung“ [1938] von Marc Chagall. Chagall, „der ein gläubiger Jude war“, malte hier ein Bild, das „nicht grausam, sondern voller Verheißung“ ist. „Der Schmerz zeigt sich hier in Seelenfrieden“, er halte dies für eines der „schönsten Bilder“ Chagalls.

Eine Lieblingsperson war für ihn seine Großmutter Rosa, die für ihn schon in der Kinderzeit eine Bezugsperson war. Von ihr lernte er Italienisch und sie vermittelte ihm einen ersten Zugang zur Frömmigkeit.

Bergoglios Lieblingsheiliger für Notfälle ist die heilige Thérèse von Lisieux. „Wenn ich ein Problem habe, bitte ich die Heilige nicht, es zu lösen, sondern ich bitte sie, es in ihre Hände zu nehmen und mir zu helfen, es zu bewältigen“.

Seine größte Tugend nannte er „die Tugend der Liebe. Anderen in Sanftmut Raum geben. Die Sanftmut fasziniert mich sehr. Ich bete immer zu Gott, dass er mir ein sanftmütiges Herz geben möge“.

Die Sünde, die ihn am meisten abstoße, „ist der Hochmut, also dass man sich für den Nabel der Welt halte“. Wenn ihm das selbst passiere, packe ihn „große Scham und ich bitte Gott um Vergebung, denn niemand hat dazu das Recht“.

Im Fall eines Feuers würde er zuerst „sein Brevier und seinen Terminkalender“ retten. „Ich würde es sehr bedauern, meinen Terminkalender zu verlieren. Denn im Terminplaner habe er alle Verabredungen, alle Adressen und Telefonnummern. Und ich hänge sehr an meinem Brevier. Es ist das erste, was ich morgens öffne und das letzte, was ich schließe, bevor ich mich ins Bett lege.“ Bei Reisen habe er die zwei Bände seines Breviers „im Handgepäck“ dabei, in seinen Seiten bewahre er auch die Briefe seiner Großmutter auf sowie ihr Testament, in welchem sie den Rat gebe, „in Zeiten des Schmerzes, der Krankheit oder dem Verlust eines geliebten Menschen“ sich an den Stoßseufzer zum Tabernakel hin zu erinnern, wo sich „der größte und erhabenste Märtyrer“ befinde, und „auf Maria unter dem Kreuz zu schauen, damit sie einen Tropfen Balsam auf die tiefsten und schmerzhaftesten Wunden fallen lassen können“.

Seine typische Reaktion auf überraschende Ankündigungen: „Ich bin blockiert“, egal, ob es gute oder schlechte Nachrichten seien. So sei es auch gewesen, als er 1992 erfuhr, dass er zum Weihbischof von Buenos Aires ernannt worden sei, erinnerte er sich. Dies mag eine Erklärung dafür sein, wie unerwartet still der neue Papst Franziskus zuerst auf der Mittellogia des Petersdoms gestanden war. Oder war dies doch Absicht gewesen?

kath.net-Buchtipp:
Bestellmöglichkeit ab sofort. Auslieferung beginnt sogleich nach Erscheinen des Buches. Angekündigter Erscheinungstermin ist der 16.4.

Papst Franziskus - Mein Leben, mein Weg. (Früherer Titel: El Jesuita. Die Gespräche mit Jorge Mario Bergoglio)
Gespräche mit Sergio Rubin und Francesca Ambrogetti
Gebundene Ausgabe, 208 Seiten, Herder Verlag
ISBN: 978-3451327087
Preis: 20,60 €

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Frühstück mit Papst Franziskus


Foto: (c) kath.net/Paul Badde


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