11. April 2013 in Weltkirche
Ann Widdecombe, frühere Parlamentsabgeordnete der Tories: Die Beobachtung, dass sich satirische Beiträge in Großbritannien nur auf eine einzige Religion bezögen, führe zu der Frage, ob diese Lächerlichmachung Teil einer Verfolgung sei
London (kath.net) Obwohl Christentum und Komödie lang unter eine einzige Bettdecke gepasst haben, hat sich in den letzten Jahren etwas verändert. Mäßiger Hohn oder scharfe Satire, welche auf Christen und ihre Leitung zielen, wurden durch den Missbrauch des Christentums ersetzt. Dies schrieb Ann Widdecombe, frühere Parlamentsabgeordnete der Conservative Party und Autorin, in einem Beitrag für die britische Tageszeitung Daily Telegraph. Lacher würden heute nicht mittels Feinsinnigkeit, sondern mittels Derbheit gesucht, der Spott auf den Glauben ersetzte die auf die Gläubigen zielende Satire, die Nachäffung der Person Christi ersetze die Nachäffung seiner allzu fehlbaren Nachfolger. Dies ist ein vitaler Unterschied.
Widdecombe, die 1993 aus der anglikanischen Gemeinschaft zur katholischen Kirche konvertierte, hatte im Auftrag der BBC untersucht, warum das Christentum ein derart anziehendes Thema für Komödianten ist und warum Christen dies nicht unbedingt mögen. Zur Fragestellung gehörte auch die Beobachtung, dass es die Produzenten von Komödien vermieden, dass der Prophet verlacht werde, trotzdem aber selbst die heiligsten Aspekte des Glaubens der Mehrheit Großbritanniens als Stoff für Komödien herhalten müssten.
Komödie mache gern zwei Vorgaben: erstens, dass Christen keinen Sinn für Humor hätten und dass zweitens in ihrer Zuhörerschaft nur Ungläubige sitzen. Die erste Vorgabe sei so dumm, dass sie keiner Antwort bedarf, die zweite arbeite auf dem Prinzip, dass nur dumme Leute an Gott glaubten, dass die eigenen Zuhörer zu intelligent dafür wären und deshalb in jedem Witz einstimmten, der sich gegen die Religion richte.
Doch es gebe vermehrt Anzeichen dafür, dass Christen in diesem Land verfolgt werden: Es ist Christen verboten, an einem Arbeitsplatz auch nur ein kleines Kreuz [an der Halskette] zu tragen, an welchem aber Kollegen integriert werden, die einen Turban oder den Hijab tragen, die nun wirklich deutlich sichtbarer sind. Für eine auch nur moderate Äußerung gegen die Homo-Ehe im privaten Facebook-Auftritt könne man beruflich degradiert werden, ebenso dafür, dass man sage Gott segne Sie oder Ich werde für Sie beten. Manche hätten die Polizei vor der Tür stehen, weil jemand an ihren Überzeugungen Anstoß genommen hat. Die Beobachtung, dass dies aber nur einer einzigen Religion der christlichen passiere, führe zu der Frage, ob auch die Lächerlichmachung dessen, was Christen heilig ist, Teil dieser Verfolgung sei.
Wir haben heutzutage keine Blasphemiegesetze, so Widdecombe, doch gerade deshalb bedürfe die Redefreiheit der Verantwortung, bedürfe sie der Wahrheit, der Höflichkeit und des Blickes für mögliche Folgen. Doch die Frage nach den Folgen sei durch die moderne Komödie besonders vernachlässigt.
Kennen Sie den mit dem Kaplan, dem Priester und dem Rabbi? Oder den, wie sich der Kaplan aus der Kirche abgeseilt hat um Golf zu spielen? Oder den, wie die Arche Noah von der EU als gesetzeswidrig erklärt wurde? Es hat doch jeder seinen Lieblingskirchenwitz, doch in ihrem BBC-Beitrag habe sie danach gefragt, wo der Spaß aufhöre. Traurigerweise vermute ich, dass es noch deutlich weiter gehen wird, bis der öffentliche Anstand Erfolg hat.
kathTube-Video: Ann Widdecombe´s BBC-Beitrag in voller Länge (englisch):
Foto Anne Widdecombe: © Wikipedia/Manchester2k6/gemeinfrei
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