US-Kardinal Dolan: Migranten nach Boston nicht diskriminieren

24. April 2013 in Weltkirche


Der Anschlag von Boston darf nach Einschätzung des Vorsitzenden der US-Bischofskonferenz nicht zum «Pfeil im Köcher» von Einwanderungsgegnern werden


Washington (kath.net/KNA) Der Anschlag von Boston darf nach Meinung katholischer US-Bischöfe nicht zum «Pfeil im Köcher» von Einwanderungsgegnern werden. Es dürften nicht alle Ausländer unter Generalverdacht geraten, erklärten der Vorsitzende der US-Bischofskonferenz, Timothy Kardinal Dolan (Foto), und weitere Bischöfe am Montag in Washington. Migranten erlebten eine Diskriminierung, wie sie auch katholische Einwanderer aus Irland im 19. Jahrhundert erlebt hätten. Die Kirche müsse sich dagegen zur Wehr setzen.

Immigranten stellten eine «hart arbeitende, verlässliche, rechtschaffene» Bevölkerungsgruppe, betonte Dolan laut dem Pressedienst Religion News Service (Montagabend Ortszeit). Sie wegen der Taten zweier Personen herabzusetzen, sei «einfach lächerlich, unlogisch, unfair, ungerecht». Ein erneuertes Einwanderungsrecht würde die US-Bürger sicherer machen, sagte der New Yorker Kardinal gegen Bestrebungen konservativer Senatoren, einen Änderungsentwurf auf Eis zu legen.

Kritik an Zuwanderung habe den Beigeschmack antikatholischer Ressentiments im 19. Jahrhundert, so Dolan, der 1983 mit einer Arbeit zur Geschichte der US-Kirche promoviert wurde. Er verwies auf den irischen Geheimbund Molly Maguires, der zur Rechtfertigung für Restriktionen gegen irische Einwanderer und generell gegen Katholiken gedient habe. Auch mit Blick auf diese Geschichte seien katholische Bischöfe empfindlich gegenüber Versuchen, alle Muslime als verdächtig hinzustellen.

«Sie machen das durch, was wir in den 1840er und 1850er Jahren erlebt haben», sagte Dolan: «Wann immer eine Gruppe mit einem breiten Pinsel gemalt wird, sträuben wir uns.» - Die US-Bischöfe stellen sich hinter eine Reform des Einwanderungsrechts, die Migranten eine breitere und schnellere Integration ermöglichen soll. Unter anderem geht es um eine Verkürzung der Wartezeiten für eine Aufenthaltsgenehmigung oder den Erwerb der Staatsangehörigkeit. Die Mehrzahl der Einwanderer in die USA sind sogenannte Hispanics aus Lateinamerika.

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