20. Mai 2013 in Chronik
Der Papst dankte den geistlichen Bewegungen, forderte aber auch treue Kirchenverbundenheit - Korrespondentenbericht von Johannes Schidelko.
Vatikanstadt (www.kath.net/ KAP)
Mit dem Treffen der neuen geistlichen Bewegungen im Vatikan hat das vor sieben Monaten eröffnete "Jahr des Glaubens" wahrscheinlich den Höhepunkt erreicht. Der Termin zum Hochfest Pfingsten sowie die Anziehungskraft des neuen Papstes boten bei sonnigem Frühsommerwetter einen guten Rahmen.
"Ein neues Pfingsten, das den Petersplatz in einen Abendmahlssaal unter freiem Himmel verwandelt hat", begeisterte sich Franziskus am Sonntagmittag zum Abschluss des zweitägigen Treffens. Und er erinnerte daran, wie die Apostel zu Pfingsten vor 2.000 Jahren dank der Kraft des Heiligen Geistes aus dem verschlossenen Abendmahlssaal getreten waren, um der Welt die Botschaft Christi zu verkündigen.
Mehr als 200.000 Mitglieder neuer Gemeinschaften wie Fokolare, Neokatechumenale, Schönstatt aber auch Sant'Egidio, feierten mit dem Papst ihren Glauben - 50 Jahre nach dem Konzil, das diesen Gruppen Aufwind verschafft hatte. Und sie feierten auch den neuen Papst, der im offenen Jeep durch die Menge fuhr und von diesen treusten seiner Treuen stürmisch begrüßt wurde. Der sich mit ihnen zu einem Abendgebet auf dem Petersplatz traf und dabei ihre Fragen beantwortete. Der dabei mit Herz, Charme und Witz über seinen persönlichen Glaubensweg sprach - aber auch über die Krisen in der heutigen Welt, die letztlich ethische Krisen und "Krisen des Menschen" seien. Und der eine "neue Kultur der Begegnung" forderte, um der "Kultur der Trennung, der Fragmentierung und des Konflikts" entgegenzuwirken.
Der Papst dankte den Mitgliedern der neuen Bewegungen. Er lobte die Vielfalt der Charismen und der "Schönheit der Einheit" in der Kirche. "Ihr seid ein Geschenk und Reichtum für die Kirche", rief er ihnen zu. Aber Franziskus fand auch mahnende Worte. Nachdrücklich rief er die Gruppen zu "Kirchlichkeit" unter Leitung der Bischöfe auf. Charisma und Kreativität müssten sich in den Rahmen der kirchlichen Einheit eingliedern. "Parallelwege sind gefährlich", warnte er, sie führten zur Spaltung. Verschiedenheit dürften nicht Konflikte schaffen. Nur unter dem Wirken des Heiligen Geistes, auf das viele dieser neuen Strömungen verweisen, könnten Pluralität, Vielfalt und Unterschiedlichkeit letztlich zu Harmonie und Einheit werden. Keinesfalls dürften Gläubige sich in ihren Gruppierungen einkapseln und ein Eigenleben führen, das andere ausgrenze.
Damit schloss Franziskus direkt an Benedikt XVI. an, der bei aller Bewunderung für Elan und Dynamik der neuen Bewegungen deren Einbindung in die Gesamtheit der Kirche forderte. Der stärker als sein Vorgänger Johannes Paul II. ein Eigenleben mancher dieser Gruppen (mit eigenen Gottesdiensten und eigenen Riten) in die Aktivitäten der Pfarreigemeinden hinein zu öffnen suchte. Alle Christen hätten die Aufgabe, "die Türen zu öffnen, um hinauszugehen, um das gute Leben des Evangeliums zu verkünden und zu bezeugen", forderte er.
Der neue Papst nutzte das Pfingsttreffen der Geistlichen Gemeinschaften im "Jahrs des Glaubens" auch, um einige Botschaften zu wiederholen, die ihm besonders am Herzen liegen. Bei der Weitergabe des Glaubens seien Mut und Geduld gefragt, hob er hervor. Mut, weil Christen heute mehr Verfolgungen und Gewalt ausgesetzt seien als vor 2.000 Jahren. Auch heute müssten Christen versuchen, Böses mit Gutem zu vergelten. Nicht von ungefähr war Paul Bhatti, Bruder 2011 in Pakistan ermordeten Minderheiten-Minister Shabbaz Bhatti als Gastredner einladen. Er sprach über die schwierige Lage der Christen in seinem Land, über die Mission seines Bruders für Frieden, Gerechtigkeit und Einheit auch mit den Muslimen. Und über die Erkenntnis, dass dessen Martyrium den Christen auch Stärkung und Solidarität vieler Mitbürger eingebracht habe.
Konkret sprach Franziskus weiter über die ethische Krise in der Gesellschaft - und forderte einen Mentalitätswechsel: Bankenkrisen oder ein Aktiensturz seien eine Tragödie, hungernde Kinder oder Arbeitsunfälle jedoch nicht, klagte er. Vor allem aber forderte er, im Mittelpunkt jeder Neuevangelisierung müsse die Person Jesu und die Begegnung mit ihm stehen. "Organisation und Strukturen sind wichtig, aber ohne Jesus bringen sie nichts".
Keinen bleibenden Erfolg hatte der Papst dabei jedoch mit der Bitte, die "Francesco-Francesco-Rufen" zu unterlassen und stattdessen "Jesus, Jesus" zu rufen - und Gott zu grüßen. Als das Papamobil den Petersplatz verließ, skandierten die Sprechchöre nur den Namen des Pontifex.
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