21. Mai 2013 in Aktuelles
Ein Befreiungsgebet auf dem Petersplatz? Von Armin Schwibach
Rom (kath.net/as) Eine der sichtbaren Änderungen bei den großen Begegnungen mit dem Papst (Generalaudienz, nach den Messen auf dem Petersplatz) besteht darin, dass es keine prima fila (erste Reihe) mehr gibt. War es früher einigen Einzelpersonen oder Vertretern von Vereinigungen und Institutionen möglich, zum Heiligen Vater zum sogenannten baciamano (Ringkuss) vorgelassen zu werden (was bei vielen jenseits einer besonderen Verbundenheit mit dem Papst auch zu Zwecken der Selbstdarstellung genutzt wurde), so hat Papst Franziskus mit dieser Tradition gebrochen.
Besser gesagt: in der prima fila sitzen heute über 100 Personen, vor allem Kranke, Behinderte und Leidende, die vom Papst einzeln und persönlich begrüßt werden. Daher dauert heute die Generalaudienz bedeutend länger, da sich Franziskus für diese besondere prima fila auch über eine Stunde Zeit nimmt. Die Begegnungen sind intensiv und berührend, vor allem wenn ein Behinderter im Rollstuhl zum Papst sagt: Danke, dass es Sie gibt; oder wenn sich Franziskus von den Leuten in ein Gespräch verwickeln lässt: Sie sollten heilig gesprochen werden, meinte ein Kranker nach der Heiligsprechung am 12 Mai. Zuerst aber selig! , erwiderte Franziskus mit einem Augenzwinkern. Den Menschen ist es so möglich, in einen direkten Dialog mit dem Papst zu treten, der sich nie zurückzieht und keiner Umarmung ausweicht.
So auch nach der heiligen Messe am Pfingstsonntag. Eine Begegnung jedoch war besonderer Art. Die Videoaufnahmen zeigen, wie einer der Kranken, ein junger Mann, Franziskus von einem Priester vorgestellt wird. Der Priester spricht einige Worte mit dem Papst, dessen Gesicht mit einem Schlag sehr ernst wird. Franziskus beschränkte sich nicht auf einen Segen mit Kreuzzeichen auf die Stirn. Der Papst legte dem jungen Mann die Hände auf. Dieser fuhr etwas in sich und öffnete den Mund.
Der Fernsehsender der italienischen Bischofskonferenz TV 2000 befragte zu diesem Ereignis einige Exorzisten. Diese bestätigten in der wöchentlichen Sendung Vade retro, dass es sich bei dieser Geste des Papstes um ein Befreiungsgebet gehandelt habe.
Der Direktor des vatikanischen Presseamtes, P. Federico Lombardi SJ, äußerte sich zu dieser Hypothese auf eine Anfrage: Es war nicht Absicht des Papstes gewesen, auf dem Petersplatz einen Exorzismus zu praktizieren. Vielmehr wollte Franziskus für einen leidenden Menschen beten, der ihm vorgestellt wurde.
Das Video des Befreiungsgebetes
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