Nachfolge, Gemeinschaft, Teilen

30. Mai 2013 in Aktuelles


Franziskus bei der heiligen Messe an Fronleichnam: Die Provokation der Eucharistie, dem Herrn zu folgen, Werkzeuge der Gemeinschaft zu sein, mit ihm und mit unserem Nächsten das zu teilen, was wir sind. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Mit einer feierlichen heiligen Messe auf dem Vorplatz der Päpstlichen Basilika St. Johann im Lateran beging Papst Franziskus sein erstes Fronleichnamsfest in Rom. Nach der Messe vor der römischen Bischofskirche wird er die traditionelle Prozession über die Via Merulana bis hin zu St. Maria Maggiore leiten.

Seine Predigt konzentrierte der Papst auf drei Gedanken: Nachfolge, Gemeinschaft, Teilen. Ausgehend vom Evangelium (Lk 9,11b-17; „Gebt ihr ihnen zu essen!“) fragte sich Franziskus zunächst, wem zu essen gegeben werden sollte. Die Antwort stehe im Evangelium: der Menschenmenge, in der Jesus stehe, zu der er spreche, um die er sich kümmere und der er das Erbarmen Gottes zeige. Die Menschen „folgen Jesus, sie hören auf ihn, da Jesus auf neue Weise spricht und handelt, mit der Autorität dessen, der echt und kohärent ist, der mit Wahrheit spricht und handelt, der die Hoffnung schenkt, die von Gott kommt, der das Antlitz eines Gottes offenbart, der Liebe ist“.

Franziskus rief die Gläubigen auf, sich zu fragen: „Wie folge ich Jesus nach?“. Jesus spreche in der Stille des Geheimnisses der Eucharistie und rufe jedes Mal in Erinnerung, dass Nachfolge heiße, aus sich selbst herauszugehen und aus seinem Leben nicht einen Besitz zu machen, sondern ein Geschenk an ihn und an die anderen.

Zum Zweiten fragte sich der Papst, woraus die Einladung Jesu an die Jünger entstehe, der Menge zu essen zu geben. Dabei stellte er zwei Elemente fest. Zuerst entstehe diese Aufforderung aus der Menge selbst, die Jesus nachgefolgt sei und sich so fern von bewohnten Orten befinde, während es Abend werde. Sodann entspringe sie der Sorge der Jünger, die Jesus bitten, die Menschen wegzuschicken, „damit sie in die umliegenden Dörfer und Gehöfte gehen, dort Unterkunft finden und etwas zu essen bekommen“ (Vgl. Lk 9,12).

Angesichts der Bedürfnisse der Menge hätten die Jünger eine Lösung bereit: Jeder denke an sich selbst! „Wie oft stehen wir Christen in dieser Versuchung“, so Franziskus, „uns nicht der Bedürfnisse der anderen anzunehmen und sie zu verabschieden: ‚Gott möge dir Helfen!’“.

Die Lösung Jesu aber gehe in eine andere Richtung, die die Jünger überrasche: „Gebt ihr ihnen zu essen!“ Trotz des Mangels an Nahrung verliere Jesus nicht den Mut und fordere die Jünger auf, die Leute in Gruppen von ungefähr 50 Menschen zusammensetzen zu lassen. Er erhebe den Blick zum Himmel, spreche das Segensgebet, breche das Brot und gebe es den Jüngern, damit sie es verteilten: „Es ist dies ein Moment tiefer Gemeinschaft: die Menge, die ihren Durst am Wort Gottes stillte, wird nun von seinem Brot des Lebens genährt. Und alle wurden satt, wie der Evangelist anmerkt“.

„An diesem Abend sind auch wir um den Tisch des Herrn versammelt, am Tisch des eucharistischen Opfers“, so der Papst, „an dem er uns wieder seinen Leib schenkt, das einzige Opfer des Kreuzes gegenwärtig macht“. Dadurch, dass wir das Wort Gottes hören und uns von seinem Leib und Blut nähren, „werden wir von der Menge zu einer Gemeinde und gehen von der Anonymität zur Gemeinschaft über“.

Die Eucharistie „ist das Sakrament der Gemeinschaft, das uns aus dem Individualismus heraustreten lässt, um zusammen die Nachfolge zu leben, den Glauben an ihn“. Franziskus forderte alle auf, sich zu fragen: „Wie lebe ich die Eucharistie? Lebe ich sie anonym oder als einen Augenblick wahrer Gemeinschaft mit dem Herrn, aber auch mit den Brüdern und Schwestern, die diesen Tisch teilen? Wie sind unsere Eucharistiefeiern?“.

Als dritten Punkt ging der Papst auf das gemeinsame Teilen ein und fragte sich daher: „Woraus entsteht die Brotvermehrung?“. Die Jünger teilten das Wenige, das sie hatten. Gerade jenes Brot und jene Fische aber seien es, die in den Händen des Herrn die ganze Menge sättigten. Die angesichts der Armut und des Wenigen verlorenen Jünger seien es, die im Vertrauen auf den Herrn die Menge sättigten.

Dies besage, dass in der Kirche und in der Gesellschaft ein Schlüsselwort gegeben sei, vor dem man keine Angst haben dürfe: Solidarität. Dieses Wort sei vom Geist der Welt nicht gern gesehen.

So verteile der Herr am heutigen Abend erneut das Brot, das sein Leib sei, und schenke sich auf diese Weise. „Und auch wir erfahren die Solidarität Gottes mit dem Menschen“, so der Papst abschließend, eine Solidarität, die uns immer erneut erstaune: „Gott kommt uns nahe, im Opfer des Kreuzes erniedrigt er sich und tritt in die Finsternis des Todes ein, um uns sein Leben zu geben, das das Böse, den Egoismus, den Tod besiegt. Jesus schenkt sich uns auch heute Abend in der Eucharistie, er teilt unseren Weg, mehr noch: er wird zu unserer Speise, zur wahren Speise, die unser Leben auch in den Momenten trägt, in denen die Straße hart wird und die Hindernisse unseren Schritt verlangsamen“.

In der Eucharistie lasse uns der Herr seine Straße einschlagen, die Straße des Dienstes, des Teilens, des Geschenks, „und das Wenige, das wir haben, das Wenige, das wir sind, wird – wenn es geteilt wird – Reichtum, da die Macht Gottes, die Macht der Liebe in unsere Armut herabsteigt, um sie zu verwandeln“.

„Fragen wir uns also heute Abend, während wir den wirklich in der Eucharistie gegenwärtigen Christus anbeten: Lasse ich mich von ihm verwandeln? Lasse ich es zu, dass der Herr, der sich mir schenkt, mich führt, um immer mehr aus meinem kleinen Gehege herauszugehen, keine Angst zu haben, zu schenken, zu teilen, ihn und die anderen zu lieben?

Nachfolge, Gemeinschaft Teilen. Bitten wir, dass die Teilnahme an der Eucharistie uns immer provoziere: jeden Tag dem Herrn zu folgen, Werkzeuge der Gemeinschaft zu sein, mit ihm und mit unserem Nächsten das zu teilen, was wir sind. So wird unser Dasein wahrhaft fruchtbar sein. Amen.“

Video - die ganze Feier in voller Länge mit deutschem Kommentar



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