Überschwemmungen in Lourdes verursachen Millionenschäden

23. Juni 2013 in Weltkirche


Mariengrotte stand zeitweilig komplett unter Wasser – Wasser floß in die unterirdische Basilika «Pius X.» - Momentan ist unklar, ob Fundamente der Bernadette-Basilika intakt sind. Von Alexander Brüggemann (KNA)


Bonn/Paris (kath.net/KNA) Hollande in Not: Frankreichs Staatspräsident hat sich am Donnerstagnachmittag in die Katastrophenregion rund um das Marienheiligtum Lourdes am Fuße der Pyrenäen begeben, um sich selbst ein Bild von der Lage im Überschwemmungsgebiet zu machen. Während sich nach mehreren Tagen höchster Alarmstufe endlich eine Entspannung abzeichnet, konnten die Verantwortlichen am Freitag noch keine Zahlen über die entstandenen Schäden nennen. Nur so viel: Die Millionenschäden des Hochwassers vom vergangenen Oktober werden wohl noch deutlich übertroffen.

Noch viel höher stieg diesmal das reißende Wasser des Flüsschens Gave de Pau, das in Lourdes eine Engstelle passiert. Und anders als beim letzten Mal floss es auch in die riesige unterirdische Basilika «Pius X.», wo sonst Gottesdienste für mehrere tausend Pilger gefeiert werden. Das Pumpensystem wurde der Wassermassen, die durch tagelangen Starkregen und massive Schneeschmelze in den Bergen durch den 16.000-Einwohner-Ort rasten, nicht mehr Herr.

Das ablaufende Wasser gibt erst allmählich frei, was es angerichtet hat. Sicher ist, dass in dem aufgeweichten Boden viele Wege unterspült wurden. Nun muss untersucht werden, inwiefern die Fundamente der höhergelegenen Bernadette-Basilika aus dem 19. Jahrhundert intakt sind, wo normalerweise die Gottesdienste der Kranken gefeiert werden. Ganz zu schweigen von den Unterbauten der Pilgerbassins direkt an der Mariengrotte, die zeitweilig komplett unter Wasser stand.

Die Zahlen, die kursieren, klingen besorgniserregend. Bürgermeister Jean-Pierre Artiganave sprach am Donnerstag davon, dass die Schäden vom vergangenen Oktober von 12 bis 15 Millionen Euro allein im Privatsektor seiner Stadt diesmal noch größer seien.

Dabei hat Lourdes mit seiner Attraktivität als Wallfahrtsort ein Pfund, das viele andere verwüstete Ortschaften der Umgegend nicht haben. Nach der Katastrophe von 2012 gingen von ehemaligen Lourdes-Pilgern weltweit mehrere Millionen Euro an Spenden zum Wiederaufbau ein. Und schon am Mittwoch, dem Tag nach Einbruch der Katastrophe, lancierte die Leitung des Heiligtums bereits einen neuerlichen Solidaritätsappell, um die Reparaturarbeiten finanziell stemmen zu können.

Im Südwesten Frankreichs kamen durch die Unwetter drei Menschen ums Leben; rund 5.000 Personen mussten in Sicherheit gebracht werden. Viele Straßen der Umgegend waren wegen der Schlamm- und Wassermassen unpassierbar.

Der Marienwallfahrtsort, in dem 1858 einem Hirtenmädchen über mehrere Monate die Gottesmutter Maria erschienen ist*, ist mit sechs Millionen Besuchern jährlich das größte Wallfahrtsziel Frankreichs. Die Hoteldichte ist die landesweit höchste nach Paris. Bereits 1937, 1979, 1982 und im vergangenen Oktober gab es hier starke Überschwemmungen.

Lourdes zieht Jahr für Jahr Hunderttausende Kranke und Behinderte an. Seit 1858 sind mehr als 30.000 unerklärliche Heilungen gemeldet, von denen die Kirche 67 offiziell als Wunder anerkannt hat. «Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist», meinte einmal Israels Staatsgründer David Ben Gurion. Für die kommenden Wochen ist aber erst einmal viel Handarbeit für die Aufräumarbeiten gefragt.

* Kath.net hat in diesem Satz den KNA-Terminus "sein soll" auf "ist" umgeändert!

Video: Reißende Wassermassen überfluteten die Erscheinungsgrotte in Lourdes


Video aus Lourdes, unmittelbar bevor die Grotte geflutet wurde

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