24. Juni 2013 in Deutschland
Regensburger Bischof Voderholzer sieht in EKD-Orientierungsschrift zu Ehe und Familie Kurswechsel und Abkehr von der biblischen Sicht von Mann und Frau. Er bittet die evangelischen Christen, auf den Boden der Heiligen Schrift zurückzukehren
Regensburg (kath.net/pbr) Der Regensburger Bischof Dr. Rudolf Voderholzer (Foto) sieht in der Orientierungsschrift der Evangelischen Kirche Deutschlands zu Fragen von Ehe und Familie einen Kurswechsel und eine Abkehr von der biblischen Sicht von Mann und Frau. In einer Predigt zum Auftakt der Wolfgangswoche in der Regensburger Sankt-Emmerams-Kirche am vergangenen Sonntag bittet er die evangelischen Mitchristen: Kehrt bitte auf den Boden der Heiligen Schrift zurück. Welchen Sinn soll Ökumene haben, wenn das gemeinsame Fundament der Heiligen Schrift nicht mehr ernst genommen wird?
Die Heilige Schrift ernst nehmen, das bedeute, sie von Christus her zu verstehen und auszugehen von seinem Wort, seinen Taten und seiner göttlichen Sendung. Wer die Heilige Schrift interessensgebundenen oder gefälligen Zielen unterwerfe, der könne aus ihr alles Mögliche herauslesen. Eine Nähe zu Gott und eine Gemeinschaft in der Nachfolge Christi wachse auf diese Weise nicht.
Bischof Voderholzer: Wie können wir ein gemeinsames Zeugnis für die zukunftsweisende Kraft des Glaubens auf dem Katholikentag in Regensburg geben, wenn wir uns in grundlegenden Fragen nicht mehr auf das gerade in diesem Fall eindeutige Zeugnis einer von Christus her verstandenen Bibel berufen? Mann und Frau sind füreinander geschaffen, auf dass sie in unverbrüchlicher Treue miteinander leben und glücklich werden. Die Weisung der Bibel gipfele in den Worten Jesu: Was Gott verbunden habe, das darf der Mensch nicht trennen. Die Christen haben von Anfang an diese Weisung Jesu klar verstanden. Schon ein Johannes der Täufer an der Schwelle zum Neuen Testament, oder ein Thomas Morus im 16. Jahrhundert waren bereit, für das biblische Eheideal mit ihrem Leben zu bezahlen.
Bischof Voderholzer: Es geht hier auch nicht um ein paar moralische Fragen. Es geht um die Schöpfungsordnung, um die Einsicht: In der gegenseitigen Anziehung von Mann und Frau, in der Bezogenheit von Frau und Mann aufeinander hat der Schöpfer die Zukunft Menschheit, die Zukunft von Gesellschaft und Kirche gelegt. Damit wird niemandem eine Lebensweise vorgeschrieben. Aber es wird die besondere Schutzwürdigkeit von Ehe und Familie als Keimzelle der Gesellschaft und als Ort der Zukunftsfähigkeit der Menschheit herausgestellt.
Der tiefste Grund für das katholische Verständnis von der Ehe sei das Wirken Jesu selbst, der sich als Bräutigam seines Volkes Israel vorstellt. Die Verbindung von Mann und Frau im Glaubensraum der Kirche sei Darstellung der Beziehung Christi und seiner Kirche und darum ein heiliges Zeichen, das den Eheleuten auch die Gnade Christi schenke, dem hohen Anspruch einer Liebesbeziehung gerecht zu werden.
Bischof Rudolf Voderholzer: Das ist ein hoher Anspruch, aber auch ein großes Glück und eine große Befreiung. Wir verkennen nicht, dass man an diesem hohen Ideal auch scheitern kann. Und unsere pastorale Sorge gilt insbesondere auch denen, die daran gescheitert sind. Aber müssen wir nicht auch von der Gnade sprechen und sie hochhalten, die darin besteht, dass es ungezählte Beispiele der gelungenen Verwirklichung dieses Ideals gibt? Erst vorigen Sonntag durften wir mit 650 Ehepaaren im Regensburger Dom deren Jubiläen feiern.
Foto Bischof Voderholzer (c) Bistum Regensburg
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