27. Juni 2013 in Weltkirche
Erzbischof von Baltimore: Es handele sich um «deutlichen Versuch, die Ehe neu zu definieren und zu entkleiden», und um «ernste Bedrohung der Religions- und Gewissensfreiheit von unzähligen gläubigen Menschen» - Die Stellungnahme der US-Bischöfe
Washington (kath.net/KNA/pl) Ein Mann, eine Frau, ein Leben lang. Auf diese Formel bringt die US-amerikanische Bischofskonferenz ihre völlige Ablehnung der Entscheidung des Obersten Gerichtshofes vom Mittwoch, künftig die Ehe auch homosexuellen Paaren zu öffnen. In ihrer prägnanten Stellungnahme sprachen die US-Bischöfe von einem tragischen Tag für die Ehe und für die Nation. Das Gericht habe dem amerikanischen Volk tiefes Unrecht zugefügt. Doch sei dies kein Grund aufzugeben, im Gegenteil, nun ist es Zeit, unsere Anstrengungen zu verdoppeln, die Wahrheit über die Ehe zu bezeugen. Auch Jesus habe angesichts der Gesetze und Gebräuche seiner Zeit eine unpopuläre Wahrheit gelehrt, die doch jeder verstehen konnte, betonten die US-Bischöfe unter Hinweis auf die Bibel (Mt 19).
Der oberste Gerichtshof der USA wertete am Mittwoch das Verbot der Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Ehen auf Bundesebene als Verstoß gegen die US-Verfassung. In einem in Washington veröffentlichten Urteil heißt es, es verstoße gegen das Gleichheitsgebot, wenn Bundesbehörden sogenannten Homo-Ehen rechtliche Zugeständnisse verwehrten, die Partnern der traditionellen Ehe von Mann und Frau zukommen.
Das Urteil des Obersten Gerichts war mit knapper Mehrheit von fünf zu vier Stimmen entschieden worden. Der Supreme Court ist zwischen politisch konservativen und liberalen Richtern gespalten.
Im Vorfeld der Entscheidung hatten die katholischen US-Bischöfe und zahlreiche andere Organisationen und Gegner der gleichgeschlechtlichen Ehe hatten das Gericht aufgefordert, den Schutz der traditionellen Ehe und die Definition der Ehe als Verbindung von Mann und Frau aufrecht zu erhalten. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz und New Yorker Kardinal Timothy Dolan und der Erzbischof von San Francisco, Salvatore Cordileone, erklärten nach dem Urteil, «die Bewahrung von Freiheit und Gerechtigkeit» setze voraus, dass alle Gesetze auf Bundes- und auf bundesstaatlicher Ebene «die Wahrheit respektieren». Die Wahrheit gebe es auch beim Ehebegriff.
In 32 US-Bundesstaaten sind «Homo-Ehen» durch Verfassungszusätze untersagt. In zwölf Staaten und im Distrikt Columbia sind solche Eheschließungen anerkannt. In weiteren acht Staaten sind gleichgeschlechtliche Zivilpartnerschaften zulässig, während gleichgeschlechtliche Ehen dort zum Teil verboten sind.
kath.net dokumentiert die Erklärung der US-Bischofskonferenz im Wortlaut in eigener Übersetzung (© kath.net):
Sowohl für die Ehe wie auch für unsere Nation ist heute ein tragischer Tag. Indem der Oberste Gerichtshof den Defense of Marriage Act [ein Gesetz auf Bundesebene zur Verteidigung der Ehe, Anm. d. Ü.] teilweise außer Kraft gesetzt hat, hat er den amerikanischen Menschen tiefes Unrecht zugefügt. Der Gerichtshof hat einen Fehler gemacht. Die Bundesregierung sollte die Wahrheit anerkennen, dass Ehe die Verbindung zwischen einem Mann und einer Frau ist, selbst dann, wenn [Bundes-]Staaten diese Anerkennung versäumen. Um Freiheit und Gerechtigkeit zu erhalten ist es notwendig, dass alle Gesetze, sowohl auf Bundesebene wie auf [Bundes-] Staatsebene, die Wahrheit anerkennen, einschließlich der Wahrheit über die Ehe. Außerdem ist es unglücklich, dass der Gerichtshof nicht die Gelegenheit ergriffen hat, die kalifornische Proposition 8 [einem Antrag zur Änderung der kalifornischen Verfassung mit dem Ziel, dass nur die Verbindung zwischen Mann und Frau die staatliche Anerkennung als Ehe erhalten kann, Anm. d. Ü.] zu unterstützen, sondern stattdessen beschloss, darüber nicht zu entscheiden. Das Gemeinwohl aller, besonderer unserer Kinder, hängt davon ab, dass eine Gesellschaft danach strebt, die Wahrheit der Ehe zu unterstützen. Nun ist es Zeit, unsere Anstrengungen zu verdoppeln, diese Wahrheit zu bezeugen. Diese Entscheidungen sind Teil einer öffentlichen Debatte mit großen Konsequenzen. Die Zukunft der Ehe und des Wohlergehens unserer Gesellschaft stehen auf dem Spiel.
Die Ehe ist die einzige Institution, welche einen Mann und eine Frau lebenslang zusammenbringt und welche jedem Kind, das dieser Verbindung entspringt, die sichere Grundlage einer Mutter und eines Vaters anbietet.
Unsere Kultur hat es zu lange als selbstverständlich genommen, was menschliche Natur, Erfahrung, gesunder Menschenverstand sowie Gottes weiser Plan bestätigen: Der Unterschied zwischen einem Mann und einer Frau ist wichtig, ebenso ist der Unterschied zwischen einer Mutter und einem Vater wichtig. Auch wenn die Kultur vielfach darin versagt hat, die Ehe zu stärken, ist dies kein Grund aufzugeben. Jetzt ist die Zeit, die Ehe zu stärken, nicht, sie neu zu definieren.
Als Jesus über die Bedeutung der Ehe gelehrt hat über die lebenslange und ausschließliche Verbindung zwischen Ehemann und Ehefrau -, griff er darauf zurück, dass Gott am Anfang die menschliche Person als Mann und Frau geschaffen hat (vgl. Mt 19). Angesichts der Gesetze und Gebräuche seiner Zeit lehrte Jesus eine unpopuläre Wahrheit, die jeder verstehen konnte. Die Wahrheit über die Ehe bleibt bestehen und wir werden mutig damit fortfahren, sie mit Zuversicht und Liebe bekannt zu machen. Da nun der Oberste Gerichtshof seine Entscheidungen veröffentlicht hat, rufen wir mit erneuerter Zielsetzung alle Leitungspersonen und das Volk dieser guten Nation dazu auf, unerschütterlich in der Förderung und Verteidigung der einzigartigen Bedeutung der Ehe zusammen zu stehen : Ein Mann, eine Frau, ein Leben lang. Ebenso bitten wir um das Gebet darum, dass die Entscheidungen des Gerichtshofs überprüft und ihre Implikationen weiter geklärt werden.
(Mit Material der KNA Katholische Nachrichten-Agentur GmbH)
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