Hilfe, ich werde diskriminiert!!

2. Juli 2013 in Kommentar


Wie wir Frauen auch heute noch niedergemacht und manipuliert werden. Es ist Zeit, sich zu wehren. Ein kath.net-Kommentar von Victoria Fender.


Wien (kath.net/vf) Ich werde diskriminiert. Als Frau. In unserer ach so toleranten Gesellschaft. Es geht um meine Zukunftspläne: Ich darf nicht werden, was ich möchte. Ich habe einen Berufswunsch, der bei älteren Mitbürgern Empörung auslöst, Ewiggestrige belächeln mich verunsichert. Ich dachte immer, dass alle Tabus bereits gebrochen wären – doch anscheinend sind wir noch lange nicht so weit.

Ich möchte die Selbstverwirklichung der Frau auf eine neue Stufe stellen. Simone de Beauvoir hat Vorarbeit geleistet, wir Frauen dürfen schon sehr viel – aber noch nicht alles! Es wird Zeit für einen neuen feministischen Vorstoß, es sind noch nicht alle Bastionen gefallen.

Ich habe lange gebraucht, um meinen Traumberuf zu entdecken. Mir wurde nämlich immer eingebläut, dass ich mich als Frau unbedingt selbstverwirklichen muss. Also befasste ich mich bei meiner Suche unter anderem mit den Vorschlägen unserer Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek. Sie wünscht sich viel mehr Frauen in traditionell besser bezahlten Männerberufen. Sie kritisiert, dass eine Friseurin deutlich weniger verdient als eine Mechanikerin. Ich verstehe ihren Einsatz für die 50-50 Quote. Sie möchte die Männerdomänen durchbrechen. Alles klar! Doch mein Problem ist: Ich steh nicht so auf Mechanik, kann mich nicht wirklich für Motoren begeistern und auch mathematische Physik lässt mein Herz nicht unbedingt höher schlagen.

Dann stieß ich auf meiner Suche auf ein kirchliches Schreiben aus dem Jahr 2004: „Unter den Grundwerten, die mit dem konkreten Leben der Frau verbunden sind, ist jener zu erwähnen, den man ihre »Fähigkeit für den anderen« genannt hat. Trotz der Tatsache, dass eine gewisse Strömung des Feminismus Ansprüche »für sie selber« einfordert, bewahrt die Frau doch die tiefgründige Intuition, dass das Beste ihres Lebens darin besteht, sich für das Wohl des anderen einzusetzen, für sein Wachstum, für seinen Schutz.“ Wunderschön! Hier entdeckte ich mich wieder, meine Talente, meine Fähigkeiten, meine Sehnsucht und meine Wünsche.

So entwickelte sich langsam mein Traum, ein Unternehmen zu gründen. Darin möchte ich mich selbstverwirklichen. Anfangen möchte ich als Kleinunternehmen, als Zwei-Mann-Betrieb. Den geeigneten Geschäftspartner zu finden ist natürlich eine schwierige Angelegenheit. Ich plane, dass unser Unternehmen expandiert, und das weit über den mickrigen mitteleuropäischen Standard hinaus. Ich wünsche mir eine wachsende Mitarbeiterschar, mit der ich viel persönlich in Kontakt sein möchte. Die ich – im Rahmen eines persönlichen Coachings - in all dem gut ausbilden werde, was ich selber gelernt habe. Mir ist klar, dass meine Selbstverwirklichung viel Einsatz und Engagement erfordert, dass ich Multitasking-Fähigkeiten entwickeln werden muss – aber das wird auf lange Sicht maximalen Profit abwerfen!

Kurz: Ich möchte mich in Zukunft hauptberuflich um meinen Mann und meine Kinder kümmern. Dafür studiere ich und bilde meinen Geist. Familie soll bei mir nicht nur neben dem Job laufen, nicht Hobby sein, sondern meine Lebensaufgabe. Ich möchte meine Aufmerksamkeit nicht splitten, sondern auf meine Lieben bündeln. Sie sind es mir wert, sind mein Kapital. Mein Profit ist das Glück lebender Menschen: das meines Mannes und, so Gott will, das der Kinder und Enkel. Sinnmaximierung statt Geldanhäufung, Beziehungsglück statt Freizeitstress.

Ich bekomme für diese zukunftsträchtige Vision erstaunlich viel positives Feedback von Gleichaltrigen, während die 68er- Großelterngeneration über meine Art der Selbstverwirklichung empört ist. Wie die Generation, die die 68er vor 50 Jahren bekämpften, halten nun auch sie selbst starr fest an ihren ewiggestrigen Vorstellungen. Mein Berufsideal kommt in der langen Liste der Frauenministerin leider nicht vor. Oberlehrerhaft und von oben herab wollen die Alten mir erklären, was für mich das Beste ist: die Einsamkeit. Mir scheint, für das Gebot der Stunde der modernen Frau des 21. Jahrhunderts fehlt es den 68ern aufgrund ihrer Ideologie an geistiger Flexibilität. In einer Zeit, in der immer mehr Menschen in Altersheime und Kinderkrippen abgeschoben werden, braucht unsere Gesellschaft Frauen, die mehr Wärme und Menschlichkeit einbringen: mit ihrer „Fähigkeit für den anderen“.

Vor ein paar Wochen saß ich mit einer Freundin und ihren zwei kleinen Töchtern beisammen und spielte „Schneckenwettrennen“. Die Kleinen forderten selbst nach der dritten Runde eine Fortsetzung, worauf die Mutter dann augenzwinkernd zu mir meinte: „Und dafür hat man studiert…“

Ja, meine Freundin hat studiert und sich dann dazu entschieden, mit akademischem Titel exklusiv für ihren Mann und ihre Kinder da zu sein. Ihr Leben besteht zurzeit aus kochen, waschen, einkaufen oder eben Schneckenwettrennen. Und sie ist glücklich darüber. Ist ihr Studium verschwendete Zeit gewesen? Auf keinen Fall! Ihre Kinder profitieren davon, dass sie ihr Studium diszipliniert und fleißig absolviert hat. Sie werden von einer gebildeten Frau großgezogen, die auch Zeit und Nerven hat, ihre Kinder zu fördern, da sie sich nicht ums Geldverdienen sorgen muss.

Denn sie hat das Glück, einen Mann gefunden zu haben, der die Familie alleine erhalten kann und der die Arbeit seiner Frau wertschätzt, weil er sie als sinnvoll erachtet. Denn er sieht genau, was sie leistet, auch wenn sie es im Verborgenen tut und er ist sehr glücklich darüber, dass sie diesen selbstlosen Dienst mit Freude tut.

Junge Frauen wie meine Freundin, die mein Ideal schon leben, berichten mir aber, dass sie sozial diskriminiert werden. Unterschwellig aggressive Fragen wie „Wann gehst Du eigentlich wieder arbeiten?“ oder „Was, Sie sind nur Hausfrau?“ sind an der Tagesordnung, auch wenn man mehrere Kinder und damit mehr Arbeit hat als jede Angestellte. Diese Fragen kommen vorzugsweise von älteren Frauen, oft geschieden mit null bis einem Kind. Was ist für eine „berufstätige“ Frau so bedrohlich daran, dass wir uns Vollzeit um das kümmern wollen, das uns am Wichtigsten ist: um unsere Familien?

Heute darf frau doch alles: Sommerkleidchen oder Lederhose. Lange wallende Mähne oder raspelkurzes Haar. Homo, Hetero oder Bi. Die Karriereleiter emporsteigen oder unter Zweifachbelastung Familie mit Beruf vereinbaren. Kosmetikerin, Pilotin oder Universitätsprofessorin. Warum werde ich dann so fassungslos angeschaut, wenn ich sage: „Ich möchte viele Kinder und zu Hause bleiben“?

Eine alte Dame ging mich kürzlich entsetzt an: „Nur Hausfrau?? Das kannst Du nicht machen! Damit bist Du völlig vom Mann abhängig! Du hast dann überhaupt keine Sicherheit mehr! Und keine Unabhängigkeit!“ Mich hat ihre Übergriffigkeit nachdenklich gemacht: Eigentlich will ich ja Beziehung, nicht Unabhängigkeit; Vertrauen, nicht einsame Sicherheit. Nur in der Beziehungslosigkeit ist man absolut „sicher und unabhängig“ – aber so will ich nicht leben. Auf egozentrische „Frauenrechte“ auf Kosten der Liebe, Ehe und Familie kann ich echt verzichten.

Natürlich, Sicherheit, dass die Familie Bestand hat, hat man nie. Es ist mir schon bewusst, dass Ehe immer ein Risiko darstellt. Aber sind Bindungen, die ich so anlege, dass ich jederzeit daraus aussteigen kann, überhaupt etwas wert? Soll ich wirklich beim Schulterschluss „bis dass der Tod uns scheidet“ schon an den Absprung denken?

Es war genau diese 68er-Großelterngeneration, die 1973 die Familienbesteuerung aus ideologischen Gründen abgeschafft hat. Damit hat sie die alleinverdienenden Väter massiv belastet und die Frauen scharenweise aus ihren Familien in eine Erwerbstätigkeit gezwungen. Diese Zwangsarbeit hat die Ehen sehr belastet und zu Rekordzahlen von Scheidungen geführt. Für mich ist eine Scheidung ein Scheitern, keine Errungenschaft für die Frau. Dieselbe 68er-Generation hat dann zwei Jahre später auch die Abtreibung legalisiert: was für ein zynischer Euphemismus, im Namen der Frauenrechte die eigenen Kinder zur Tötung freizugeben.

Es gibt schon ein paar Sachen, die mir an 1968 gefallen. Unter anderem singt Tammy Wynette in diesem Jahr „Stand by Your Man“, was mich jedes Mal berührt und mir bis heute eine Gänsehaut verursacht. Bezeichnenderweise ist damals die Frauenbewegung gegen diese tiefe menschliche Weisheit Sturm gelaufen. Ist denn die ideale Feministin egozentrisch vereinsamt, verbittert geschieden und abgetrieben kinderlos?

Sometimes it's hard to be a woman
Giving all your love to just one man
You'll have bad times, and he'll have good times
Doin' things that you don't understand
But if you love him, you'll forgive him
Even though he's hard to understand
And if you love him, oh be proud of him
'Cause after all he's just a man.
Stand by your man, give him two arms to cling to
And something warm to come to
When nights are cold and lonely.
Stand by your man, and show the world you love him
Keep giving all the love you can.
Stand by your man.
Stand by your man, and show the world you love him
Keep giving all the love you can.
Stand by your man.

Foto: Victoria Fender


kath.net-Mitarbeiterin Victoria Fender und Papst Benedikt XVI. beim Weltjugendtag Madrid 2011


Foto: © Victoria Fender


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