Erster Ökumenischer Bericht zur weltweiten Religionsfreiheit

2. Juli 2013 in Weltkirche


Christen werden in 130 Ländern in ihren Rechten eingeschränkt – EKD-Vertreter: es gehe nicht darum, möglichst hohe Zahlen anzugeben: „Ob 50, 70 oder 100 Millionen Christen verfolgt werden, ist nicht erheblich“


Berlin (kath.net/idea) Verletzungen des Rechts auf Religions- und Weltanschauungsfreiheit haben seit 2007 beständig zugenommen. Das ist das Ergebnis des ersten „Ökumenischen Berichts zur Religionsfreiheit von Christen weltweit“, den die EKD und die (katholische) Deutsche Bischofskonferenz gemeinsam herausgegeben und am 1. Juli in Berlin vorgestellt haben.

Wie der Autor des Berichts, Theodor Rathgeber (Kassel), vor Pressevertretern erklärte, sind von den Einschränkungen der Religionsfreiheit nicht nur Christen betroffen, sondern Angehörige aller Religionen, darunter Juden, Hindus, Sikhs und Angehörige traditioneller afrikanischer oder chinesischer Religionen. Gleichwohl seien Christen und Muslime nicht zuletzt aufgrund ihrer Gesamtzahl am häufigsten betroffen. Christen waren im Zeitraum seit 2007 in 130 Ländern in ihrer Religionsfreiheit eingeschränkt, Muslime in 117, Juden in 75, Buddhisten in 16 und Hindus in 27 Staaten.

Christen würden vor allem dann an der Ausübung ihrer Religion gehindert, wenn sie Angehörige von Minderheiten und nicht traditionell ansässig seien, als „fremd“ gälten und im Ruf stünden, einflussreiche Kontakte zum Ausland zu pflegen. Unter solchen Bedingungen lebten etwa 10 bis 13 Prozent der christlichen Glaubensgemeinschaften. Davon wiederum konzentrierten sich 80 Prozent auf wenige Länder wie etwa China, Indien, Indonesien, Südkorea, Elfenbeinküste, Vietnam, Tschad, Ägypten oder Kasachstan.

Die meisten Einschränkungen im Mittleren Osten und Nordafrika

Am stärksten verletzt wird die Religionsfreiheit nach Rathgebers Worten im Mittleren Osten und in Nordafrika sowie in der Region Asien-Pazifik – bedingt unter anderem durch autoritär regierte Länder wie China und Myanmar. Rathgeber: „Ob es eine generelle, typische Verfolgungssituation für Christen gibt, die sich fundamental von derjenigen gegenüber anderen Religionen unterscheidet, lässt sich weder mit einem eindeutigen Ja noch Nein beantworten.“

Christen würden auf jeden Fall dort in hohem Maße verfolgt und bedrängt, wo auch die Freiheit anderer Religionen und insgesamt Freiheitsrechte missachtet würden. Derzeit seien in 64 Ländern – also rund einem Drittel aller Staaten – erhebliche Einschränkungen der Religions- und Weltanschauungsfreiheit nachweisbar. Allerdings beschränkten nur vier Prozent der Staaten die Religionsfreiheit per Verfassung, so Rathgeber.

EKD beim Einsatz für verfolgte Christen nicht mehr so zurückhaltend

Der Auslandsbischof der EKD, Martin Schindehütte (Hannover), erklärte, innerhalb der EKD habe es eine Akzentverschiebung gegeben. Man sei im Einsatz für die „Glaubensgenossen“ nicht mehr so zurückhaltend wie in der Vergangenheit. Das Engagement der EKD für Religionsfreiheit beschränke sich aber nicht nur auf Christen: „Unser Einsatz ist nur dann glaubwürdig, wenn wir auch für andere eintreten.“ Mit Blick auf die in dem Bericht genannten Angaben sagte Schindehütte, es gehe nicht darum, möglichst hohe Zahlen anzugeben: „Ob 50, 70 oder 100 Millionen Christen verfolgt werden, ist nicht erheblich.“ Es gehe den Kirchen nicht um eine Klientelpolitik, die sich nur für Christen einsetze. Vielmehr sehe man die Aufgabe darin, die Religionsfreiheit gemeinsam mit anderen Religionen zu verteidigen.

Der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Ludwig Schick (Bamberg), betonte, dass es den beiden großen Kirchen wichtig sei, beim Thema Religionsfreiheit gemeinsam zu handeln: „Das Unrecht, das Christen aufgrund ihres Glaubens erleiden, ist kein konfessionelles Thema.“ Man trete allerdings nicht für ein „Christen-Recht“, sondern für ein Menschenrecht auf religiöse Freiheit ein.

Link zum Ökumenischen Bericht zur Religionsfreiheit von Christen weltweit

Foto Titelblatt des Berichtes, (c) DBK/EKD


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