Bischöfe warnen wegen Abtreibungsreform vor Kulturwechsel in Irland

9. Juli 2013 in Weltkirche


Die katholischen Bischöfe Irlands haben sich erneut entschieden gegen die geplante Reform des Abtreibungsgesetzes gewandt - Vier Pro-Life-Politiker wurden aus Partei ausgeschlossen, weil sie sich nicht an den Fraktionszwang hielten.


Dublin (kath.net/KNA/red) Die katholischen Bischöfe Irlands haben sich erneut entschieden gegen die geplante Reform des Abtreibungsgesetzes gewandt. Eine Annahme des Gesetzentwurfs wäre ein «fundamentaler Eingriff in die medizinische Praxis in Irland» und ein «Kulturwechsel», stellten sie in einer am Montag veröffentlichten Erklärung der Irischen Bischofskonferenz. Eine Liberalisierung des Gesetzes würde akzeptieren, dass Abtreibung eine «angemessene Antwort auf Selbstmordgedanken» sein könne. Zudem würde sie «ernste moralische, gesetzliche und verfassungsmäßige Konflikte im Bereich der Gewissens- und Religionsfreiheit schaffen».

Vor einer Woche hatte das irische Parlament in erster Lesung mit großer Mehrheit eine Reform des Abtreibungsgesetzes angenommen. Der Entwurf sieht eine Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen im Fall einer Gefährdung des Lebens der Mutter vor. Für diese Woche steht die endgültige Abstimmung an. Nach einer Testperiode soll die neue Rechtslage dann später noch einmal überprüft werden.

Mit der Reform will die Regierung ein Grundsatzurteil des höchsten irischen Gerichts umsetzen. Es hatte bereits 1992 entschieden, dass eine Abtreibung gerechtfertigt sein könne, wenn so das Leben der Mutter gerettet werden könnte. Die Regelung blieb aber umstritten und fand keinen Eingang in das entsprechende Gesetz. Der Europäische Menschenrechtsgerichtshof in Straßburg verlangte daher 2010 eine Klärung des Abtreibungsgesetzes; die Rechtsunsicherheit stelle angeblich eine Verletzung der Menschenrechte irischer Frauen dar.

Neu angestoßen hatte die öffentliche Diskussion der Fall einer im Krankenhaus verstorbenen jungen Frau. Die 31-jährige Inderin Savita Halappanavar war im Oktober 2012 wegen einer Harnwegsinfektion eingeliefert worden, kath.net hat berichtet. Sie hatte sich mit einem antibiotikaresistenten Stamm von E. coli-Bakterien infiziert und starb wenige Tage später an Blutvergiftung. Sterbend hatte sie noch um Abtreibung gebeten, dieser Bitte war seitens der Ärzte nicht entsprochen worden. Der Ehemann verklagte die Universitätsklinik unterdessen wegen medizinischer Fahrlässigkeit. Prolife-Expertin Stephanie Gray hatte dazu angemerkt: „Man fragt sich, wie die Abtreibung von Halapanavars Baby Prasa den Erreger E. coli hätte töten sollen“. Trotzdem wurde der Todesfall zum Türöffner in der Diskussion um die Liberalisierung des Abtreibungsverbotes hochstilisiert.

Die Bischöfe verlangen weiter eine Aufhebung des Fraktionszwangs bei der weiteren Entscheidung in dieser «grundsätzlichen moralischen Frage». Eine freie Abstimmung gehöre zur Meinungsfreiheit und zu den Prinzipien einer demokratischen Gesellschaft. Am Tag nach der ersten Lesung waren vier Abgeordnete der regierenden Fine-Gael-Partei wegen ihres Widerstands gegen die Abtreibungsreform aus ihrer Partei ausgeschlossen worden. Sie hatten sich dem Fraktionszwang widersetzt. Dennoch wurde die Reform mit 138 zu 24 Stimmen angenommen.

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