'Dieser Papst ist ein echter Ratzinger von 1997'

31. Juli 2013 in Chronik


Die Aussagen von Franziskus über Homosexualität haben für das übliche Rauschen im Blätterwald gesorgt. Einige haben die Aussagen verstanden und andere “Sexperten” sorgen für bizarre Aussagen. Eine Medienschau


Wien (kath.net)
Die Aussagen von Papst Franziskus über Homosexualität haben in den vergangen Stunden ein Rauschen im Blätterwald gesorgt. Dass der Heilige Vater im Prinzip nur den Inhalt des Katechismus wiedergegeben hat, haben einige verstanden, andere nicht. So schreibt die Welt in einer Analyse folgendes: "Dieser Papst ist ein echter Ratzinger von 1997... Das sind diesmal seine Aussagen zur Homosexualität. 'Wenn jemand Gott mit gutem Willen sucht, urteile ich nicht. Wer bin ich, dass ich urteile?', sagte Franziskus mit Blick auf Schwule. Homosexuelle Neigung sei keine Sünde. 'Wir dürfen diese Menschen nicht ausgrenzen.' Eine Revolution? Leider nein. Es ist schön, dass sich der Papst gegen Diskriminierung ausspricht. Aber seine Aussagen decken sich zu 100 Prozent mit dem aktuellen katholischen Katechismus in der Fassung von 1997, erarbeitet unter dem Vorsitz des damaligen Präfekten der Glaubenskongregation, Joseph Ratzinger."

Auch die Linkszeitung “Der Standard” schreibt: "Doch dann das Outing hoch über den Wolken: 'Wenn jemand homosexuell ist und guten Willens nach Gott sucht, wer bin ich, darüber zu urteilen?' Und schon liegt die Welt im Freudentaumel. Grundlos – denn nichts anderes haben die Vorgänger auf dem Stuhl Petri gesagt, und nichts anderes steht im Katechismus der katholischen Kirche: Respekt und Zuneigung für homosexuell veranlagte Menschen, null Toleranz für homosexuelle Handlungen."

In der "Stuttgarter Zeitung" heißt es: "Hätte Franziskus den Katechismus, diese verbindliche Sammlung kirchlicher Lehrsätze, aus dem Spiel gelassen, ließe sich von einer Öffnung sprechen. So aber gibt’s ein Problem: Das Zitat ist ungenau. Damit bleibt vorerst offen, was der Papst wollte – und was die katholische Kirche nun daraus macht. Der Katechismus spricht nirgendwo von einer 'Integration' der Schwulen. Homosexuelle Handlungen verurteilt er als 'Verstoß gegen das natürliche Gesetz'; sie seien 'auf keinen Fall zu billigen'. Homosexuelle Tendenzen wiederum seien 'objektiv ungeordnet'; entsprechenden Personen sei 'mit Achtung, Mitgefühl und Takt zu begegnen'. Und dann: 'Man hüte sich, sie in irgendeiner Weise ungerecht zurückzusetzen.' ...Wird er eines Tages den Katechismus richtig zitieren oder über ihn hinausgehen? Fürs erste gilt folgende Faustregel: Wer als Schwuler in der Kirche keine 'Lobbyarbeit' für seine sexuelle Orientierung betreibt – das nämlich mag Franziskus nicht –, der darf sich sicher fühlen. Das heißt: am besten redet man nicht drüber. Doch damit kehrt die Kirche zurück zur traditionellen Wurzel vieler ihrer Übel. Und das mit einem so netten Papst an der Spitze..."

Besonders begehrter Gesprächspartner bei einigen deutschen Medien ist der aus der katholischen Kirche ausgetretene David Berger. "Es ist unfassbar naiv, wenn jemand in diesem Zusammenhang von einem Dammbruch spricht... Er hat aber auch nichts Revolutionäres gesagt. Dass Schwule nicht diskriminiert werden sollen, steht ja im Katechismus", erklärt David Berger im 'Spiegel', der dann aber auch Papst Franziskus mit Putin vergleichten wollte und dass intellektuell gesehen die Wahl von Franziskus ein Fiasko für die katholische Kirche sei.

David Berger lässt übrigens noch bei N-TV mit bizarre Aussagen aufhorchen. Wenn er Sex haben wollte, hab er sich diesen in Rom einfach genommen. Auf die Frage, ob er selbst Teil eines schwulen Netzwerks im Vatikan gewesen sei, erklärt er: “Ja und Nein.” Und auf die Frage, ob er auch noch katholische Messen besuche: “Soweit das möglich ist, ja. Ich bin traditionell geblieben und kann mit modernen Gottesdiensten wenig anfangen. Ich liebe die klassische, lateinische Liturgie.”

Die Äußerungen von Berger stoßen allerdings durchaus auf Kritik. So schreibt der Publizist Holger Doetsch, selbst bekennend homosexuell, auf Facebook: “Herr Berger, der sich jahrelang von der Katholischen Kirche bezahlen liess, vergleicht den Papst mit Putin. Für mich hat dieser Berger einen erheblichen Dachschaden, was in der deutschen Medienwirklichkeit aber offenbar eine wichtige Voraussetzung dafuer ist, ständig in Talkshows eingeladen zu werden.”

Kurzvideo der Papst-Pressekonferenz auf dem Rückflug vom Weltjugendtag (italienisch/englisch, Rome Reports)



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