Klagen über massive Gewalt gegen Christen in Ägypten

15. August 2013 in Weltkirche


In Ägypten sind christliche Kirchen und Einrichtungen angegriffen worden. Die Zahl der brennenden Kirchen ist bisher nicht genau bekannt, es wird von 20 bis 40 Kirchen und kirchlichen Einrichtungen gesprochen


Bonn (kath.net/KNA/red) Der koptische Bischof für Deutschland, Anba Damian, hat massive Gewalt von Islamisten gegen die christliche Minderheit in Ägypten beklagt. Bei den Unruhen am Mittwoch seien mehr als 40 christliche Kirchen und Einrichtungen angegriffen sowie Geschäfte von Christen verwüstet worden, sagte Damian am Donnerstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Islamisten und Muslimbrüder machten die Christen für ihren Machtverlust und den Sturz von Präsident Mohammed Mursi verantwortlich, so Damian weiter. Armee und Polizei anzugreifen, sei schwieriger. Deshalb entlade sich die Wut auf die Christen.

Der Bischof appellierte an EU und Bundesregierung, die Muslimbrüder und Ex-Präsident Mursi nicht weiter zu unterstützen. Die große Mehrheit des ägyptischen Volkes sei gegen die Islamisten und Mursi. Deshalb drohe Deutschland, die Freundschaft vieler Ägypter zu verlieren, wenn es sich weiter für Mursi einsetze. Auslöser für die neue Gewalt im Land war am Mittwoch die Auflösung zweier Protestlager der Mursi-Anhänger in Kairo. Mehr als 400 Menschen kamen nach Angaben des ägyptischen Gesundheitsministeriums bei den Krawallen ums Leben.

Auch das internationale katholische Missionswerk missio berichtete unter Berufung auf Partner in Ägypten über Angriffe von Islamisten auf Kirchen. Betroffen seien mehr als 20 Gotteshäuser, darunter Kloster und Schule der Schwestern vom Guten Hirten in Suez, Kirche und Konvent der Jesuiten in Minia, die katholische Basilika in Kairo-Heliopolis und viele andere. Das koptisch-katholische Patriarchat habe alle Gottesdienste zum Fest Mariä Himmelfahrt am Donnerstag aus Sicherheitsgründen abgesagt. «Dennoch finden sich viele, vor allem junge Christen an ihren Kirchen ein, um sie vor Angriffen zu schützen» berichtete der Ägypten-Experte, Matthias Vogt.

Er befürchte, dass der gesellschaftliche Zusammenhalt in Ägypten in größter Gefahr sei. «Zwar haben Armee und Übergangsregierung schwere Fehler gemacht, indem sie seit dem Sturz von Präsident Mursi die Muslimbrüder verfolgt haben», sagte Vogt. Christen dürften aber nicht zum Sündenbock für Fehler von Regierung und Militär gemacht werden. «Indem sie den Hass auf die Christen des Landes schüren, wollen sich Muslimbrüder und Islamisten Anhänger verschaffen.»

In Dutzenden von Städten seien „Kirchen, Läden und Wohnhäuser von koptischen Christen“ in Brand gesetzt worden, berichtete auch „Open Doors“.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) spricht davon, dass „mindestens 26 Kirchen, Klöster, kirchliche Schulen und Wohnhäuser von Kopten, Katholiken, Protestanten, Baptisten und Griechisch-Orthodoxen in verschiedensten christlichen Siedlungsgebieten Ägyptens“ seit Mittwoch „mutwillig von Islamisten angegriffen und zerstört worden“ seien. Der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius erläuterte: „Innerhalb weniger Stunden wurden Kirchen, Klöster, Pfarrämter, konfessionelle Schulen und Wohnhäuser nicht nur in Kairo und Umgebung, sondern auch in Alexandria, Suez und in Oberägypten vorsätzlich in Brand gesetzt. Die Tatorte liegen oft hunderte Kilometer voneinander entfernt. Viele Angriffe erfolgten zeitgleich, so dass es sich um einen langfristig geplanten Rachefeldzug zu handeln scheint.“ Seiner Einschätzung nach deuteten „darauf hin, dass es sich bei der Zerstörung von Kirchen und Einrichtungen der Christen um eine gezielte Terror-Kampagne von Islamisten handelt, mit der das brutale Vorgehen der Militärs gegen Mursi-Anhänger gerächt werden soll“. Doch gebe es dafür keine Rechtfertigung, „denn auch Christen haben in den vergangenen Jahren unter der Brutalität und Willkür der Sicherheitskräfte gelitten und die Minderheit ist nicht verantwortlich für den Staatsterror der Militärs“.

Ägyptische Kirche brennt


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