Ägypten: Katharinenkloster gesperrt

19. August 2013 in Weltkirche


In Kairo wird bedauert, dass die UNESCO bisher nichts zum Schutz der pharaonischen und koptischen Kulturdenkmäler in Ägypten unternommen hat, die Ziel einer systematischen Kampagne der Islamisten sind


Kairo (kath.net/KAP) Das zuständige ägyptische Ministerium hat angeordnet, das berühmte griechisch-orthodoxe Katharinenkloster auf der Sinai-Halbinsel vorläufig zu sperren. Kirchen, Bibliothek und andere Einrichtungen sind damit bis auf weiteres für Touristen im Hinblick auf befürchtete Angriffe von islamistischen Terroristen nicht zugänglich.

In Kairo wird bedauert, dass die UNESCO bisher nichts zum Schutz der pharaonischen und koptischen Kulturdenkmäler in Ägypten unternommen hat, die Ziel einer systematischen Kampagne der Islamisten sind. Islamistische Agitatoren bezeichnen diese Kulturdenkmäler als "heidnische Überbleibsel", die zerstört werden müssten. Unter den bereits am Mittwoch besonders schwer in Mitleidenschaft gezogenen christlichen Gotteshäusern war auch das aus dem 3. Jahrhundert stammende Kloster der Gottesmutter und des Heiligen Abraham in Delga.

Christen "schockiert" über Haltung des Westens

Unter den Christen in Ägypten wächst inzwischen Unbehagen und Empörung über die Haltung des Westens. Der Westen habe in Ägypten versagt, verstehe die Lage des Landes völlig falsch und habe den Muslimbrüdern zuviel naives Wohlwollen geschenkt, so der Pressesprecher der katholischen Bischofskonferenz Ägyptens, P. Rafic Greiche: Er sei "geschockt", so Greiche, dass Europa und die USA nach den offenbar koordinierten landesweiten Angriffen auf Kirchen und christliche Einrichtungen ab Mittwoch kaum Stellung nehmen
würden. Die Drohungen der Muslimbrüdern richteten sich aber nicht nur gegen die Christen, sondern auch gegen die gemäßigten Muslime, gegen die "Liberalen" und gegen die linken Nationalisten.

Der koptisch-katholische Bischof von Assiut, Kyrillos William Samaan, stellte fest: "Es ist schon fast 'normal' geworden, dass uns die Islamisten für alles beschuldigen. Das überrascht niemanden. Was mich aber dann doch negativ überrascht, ist die Haltung des Westens. Zuerst stehen sie hinter Mursi, dann kritisieren sie die Haltung der Armee gegen die Muslimbrüder. Aber das Schlimme ist, im Westen kümmert sich niemand um die Christen in Ägypten. Kein Wort hört man von westlichen Politikern, wenn Kirchen angegriffen und Christen getötet werden".

Im Gespräch mit "Radio Vatikan" betonte der Bischof, man müsse klar zwischen Islamisten - wie den Muslimbrüdern - und normalen Muslimen unterscheiden: "In meiner Region ist die Lage der Christen ruhig. Sicher, es gab einige heiße Köpfe, die Steine auf unsere Kathedrale geworfen haben. Steine trafen auch Geschäfte von Christen. Aber das ist gar nichts im Vergleich zu dem, was andernorts passiert. Dass es bei uns eher ruhig ist, liegt daran, dass in Assiut so viele Polizisten und Soldaten sind. Unsere Stadt war in der Vergangenheit Schauplatz von interreligiösen Konflikten und deshalb versucht der Staat alles, damit sich dies nicht mehr wiederholt".

Zu den Fantasien des Al-Kaida-Führers Ayman al-Zawahiri, Ägyptens Christen hätten zusammen mit dem Militär und Kräften des Mubarak-Regimes für den Sturz von Mursi am 3. Juli gesorgt, sagte der Bischof von Assiut trocken: "Das ist natürlich absurd. 33 Millionen Ägypter haben seinen Rücktritt verlangt. Wir Christen haben ja nicht allein gegen Mursi demonstriert".

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