Italienisches Katholikentreffen: Mursi-Absetzung war "Notmaßnahme"

24. August 2013 in Weltkirche


Vizepräsidentin des Obersten Verfassungsgerichts in Ägypten, Tahani al-Gebali, bei "Rimini-Meeting": "Armee ist Willen von 40 Millionen nachgekommen"


Rom (kath.net/KAP) Die Vizepräsidentin des Obersten Verfassungsgerichts in Ägypten, Tahani al-Gebali, hat am Freitagabend beim italienischen katholischen Großevent "Meeting di Rimini" die Absetzung und Inhaftierung von Präsident Mohamed Mursi als unvermeidliche Notmaßnahme verteidigt. Gebali war Anfang der Woche in den internationalen Schlagzeilen, als sie Barack Obamas kenianischen Halbbruder Malik Obama attackiert hatte.

"Wir konnten nicht zulassen, dass Ägypten in die Hände von religiösen Extremisten fällt. Wir wollen einen modernen Staat. Mir tut es weh, dass viele westliche Medien behaupten, es sei ein Putsch gewesen. Die Wahrheit ist vielmehr, dass die Armee dem Willen von 40 Millionen nachgekommen ist, die sich gegen Mursi ausgesprochen haben, ebenso wie sie vor zwei Jahren gegen die Mubarak-Diktatur rebelliert haben", sagte Gebali in Rimini.

Das bis Sonntag dauernde kirchentagsähnliche Rimini-Meeting versammelt mehr als 100.000 italienische Katholiken in der Adriastadt. Veranstalter ist die katholische Laienbewegung "Comunione e Liberazione" (CL).

An der Podiumsdiskussion mit Gebali nahmen auch Kurienkardinal Jean-Louis Tauran, der pakistanische Minister für Nationale Harmonie und Minderheitenfragen, Paul Bhatti, der indonesische muslimische Koran- und Politikwissenschaftler Prof. Azyumardi Azra und der italienische Ex-Außenminister Franco Frattini teil.

Kardinal Tauran, der den Päpstlichen Rat für den Interreligiösen Dialog leitet, äußerte den Wunsch nach einer Fortsetzung des Dialogs mit der Kairoer Al-Azhar-Universität. Er betonte die Bedeutung der Religionsfreiheit als Grundrecht und wies darauf hin, dass religiöser Glaube in einer Gesellschaft eine Kraft sei, die den Aufbau von Friede und Harmonie ermögliche. Dies gelte auch vor dem Hintergrund, dass "einige fehlgeleitete Mitglieder des Islam Attentate im Namen Gottes" verübten.

Prof. Azra gab Tauran Recht und betonte seinerseits, dass der Islam von vielen "fälschlich als intolerant und dogmatisch" angesehen werde. In Wahrheit stehe der Koran für Religionsfreiheit.

Wie der Wissenschaftler erklärte, sei die Rechtsmeinung der religiösen Verantwortlichen in einigen Ländern, wonach Abfall vom Islam mit der Todesstrafe geahndet werden solle, "mittelalterlich". "Eine Mehrheit der weltweiten muslimischen Ulema lehnt das ab", so Azra.

Minister Bhatti verwies auf einige Erfolge bei der Verteidigung der Rechte von Christen gegen das ominöse Blasphemiegesetz in Pakistan. So hätten entsprechende Vorwürfe gegen ein 14-jähriges Mädchen als Verleumdung einer islamistischen Gruppe aufgedeckt werden können. Die Unschuld des Mädchens habe bewiesen werden können.

Verfassungsrichterin Tahani al-Gebali hatte am Dienstag in der ägyptischen Live-TV-Show "Bitna al-Kibir" eine Bombe platzen lassen, als sie Barack Obamas Halbbruder der Finanzierung des Islamismus bezichtigte. Wörtlich hatte sie erklärt: "Wir wissen, dass Malik Obama bei der Finanzierung des internationalen Terrorismus hilft. Er sammelt mit der 'Barack H. Obama Foundation' auch Spenden für die Muslimbrüder."

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