Der Bischof von Limburg in Bedrängnis

28. August 2013 in Deutschland


Franz-Peter Tebartz-van Elst wird an vielen Fronten angegriffen. Von Ludwig Ring-Eifel (KNA)


Bonn (kath.net/KNA) Kein Bischof in Deutschland hat es derzeit so schwer wie der von Limburg. Franz-Peter Tebartz-van Elst (53) wird seit Monaten an mehreren Fronten attackiert. Hinzu kommt, dass seine eigenen Truppen uneins sind - was auch mit der besonderen Geografie und Geschichte seines Gebiets zu tun hat. Obendrein droht Tebartz noch ein gerichtliches Verfahren in einer Flugmeilen-Affäre. Und schließlich ist da noch die Tatsache, dass der Bischof sich schwertut mit der öffentlichen Kommunikation. In seinen knapp sechs Amtsjahren als Bischof von Limburg hat er in relativ kurzer Folge mehrere Pressesprecher engagiert.

Nun sind Pressesprecher allein nicht kriegsentscheidend. Aber ein Limburger Bischof, der vom Hessischen Rundfunk und Lokalblättern sowie von nationalen Leitmedien wie FAZ und Spiegel unter schwersten Beschuss genommen wird, müsste dem Dauerfeuer medial etwas entgegensetzen, wenn er nicht untergehen will.

Derzeit erscheint nichts von dem, was dem Bischof vorgeworfen wird, ausreichend für einen Amtsverzicht. Die Flugmeilen-Affäre ist kaum mehr als ein Streit um Worte: Für einen Flug nach Indien hatte er Business-Class gebucht, war aber dank eines «Upgrades» in der Ersten Klasse geflogen. Ob er einen solchen Flug gegenüber einem Journalisten als «Flug Erster Klasse» oder als einen «Business-Class-Flug» bezeichnen musste, wird demnächst die Hamburger Justiz klären. Bei negativem Ausgang droht ihm ein Strafbefehl wegen Meineids. Oder aber die Sache endet mit einer Einstellung des Verfahrens.

Auch die von FAZ und Spiegel mit immer neuen Details gewürzten Vorwürfe im Zusammenhang mit dem Bau des Bischofshauses beim Limburger Dom sind nur mäßig aufregend: Der Bau wurde ungewöhnlich streng bewacht, er wird weit über 10 Millionen Euro kosten und damit mindestens dreimal so teuer wie geplant. Das schafft Ärger, auch wenn es bei öffentlichen Bauten durchaus üblich ist. Und dank sprudelnder Kirchensteuereinnahmen und bei einem Bistumsetat von über 200 Millionen Euro ist die Summe nicht geeignet, die Diözese in den Ruin zu treiben.

Doch nun wachsen, angeheizt durch das Dauerfeuer der Medienberichte, interne Spannungen im Bistum. Am Dom zu Frankfurt, von wo man mit Distanz zum provinziellen Bischofssitz Limburg hinüberschaut, unterzeichneten nach einem Gottesdienst am Sonntag rund 500 Katholiken einen Offenen Brief, in dem sie von der Bistumsleitung mehr Dialog und das Eingeständnis von Fehlern forderten. Ein Bericht über dieses interessante, aber in diesen Dimensionen eigentlich nicht bundesweit schlagzeilenverdächtige Ereignis war danach auf der Bistums-Homepage zu lesen. In einem «Klima der Einschüchterung und der Angst» und der «Dialogverweigerung», von dem Kritiker des Bischofs sprechen, wäre das vermutlich nicht der Fall.

Genau das aber werfen Tebartz jene vor, die bis heute dem «fortschrittlichen» Altbischof Franz Kamphaus nachtrauern. Der im Bistum Limburg starke liberale Flügel bei Klerus und Laien misstraute dem konservativen Niederrheiner Tebartz schon bald nach seinem Amtsantritt 2008, weil er in der Liturgie und bei der Laienmitbestimmung einige liberale Besonderheiten abzuschaffen suchte und eine besonders strenge Beachtung der liturgischen Normen einforderte.

Und dann spielen auch Personen und Interessen eine Rolle. In Frankfurt wird der weithin bekannte Stadtdekan Johannes zu Eltz, vormals zehn Jahre lang oberster Kirchenrichter (Offizial) im Bistum, dem Lager der Bischofskritiker zugeordnet. Er ist adlig und eher konservativ, jedenfalls kein Mann von «Wir sind Kirche». Auch andere «gemäßigte» Geistliche äußern sich kritisch über den Zustand des Bistums und die Amtsführung des Bischofs.

Eine Schlüsselrolle kommt Generalvikar Franz Kaspar (75) zu. Bischof Kamphaus berief ihn 2006 zum stellvertretenden Generalvikar. Er verfügt nach Jahrzehnten als Leiter des Katholischen Büros in Hessen über beste Kontakte in die Politik sowie in die Nachbarbistümer Mainz und Fulda. Ausgerechnet die Bonusmeilen des Vielfliegers Kaspar waren es, die als Brandbeschleuniger in der Aufregung um den Limburger Bischof wirkten. Kaspar hat bereits im Mai seinen Rücktritt eingereicht, als er das 75. Lebensjahr vollendete. Tebartz hat ihn aber damals «bis auf Weiteres» im Amt bestätigt. Nun stehen beide gemeinsam im Gegenwind der Kritik.

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