11. September 2013 in Aktuelles
Franziskus betont, der Glaube an Gott sei letztlich eine Gewissenentscheidung jedes Einzelnen und betont zugleich den christlichen Anspruch auf absolute Wahrheit. Weiterhin betonte er die zentrale Rolle des Judentums für den christlichen Glauben
Rom (kath.net/KNA) Papst Franziskus hat in einem Offenen Brief die Nichtglaubenden zum Dialog aufgerufen. Fünf Jahrzehnte nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) sei es Zeit für ein «offenes Gespräch» ohne «vorgefertigte Konzepte», schrieb der Papst in der linksliberalen italienischen Tageszeitung «La Repubblica» (Mittwoch). Ziel sei eine «ernsthafte und fruchtbare Begegnung» zwischen Glaubenden und Nichtglaubenden.
Franziskus antwortete mit seinem Beitrag auf einen Essay des «Repubblica»-Gründungsherausgebers Eugenio Scalfari, der zu den führenden antiklerikalen Intellektuellen Italiens zählt. Scalfari hatte unter dem Titel «Fragen eines Nichtglaubenden an den Jesuitenpapst, der sich Franziskus nennt» seinerseits einen Offenen Brief an das Kirchenoberhaupt gerichtet. «La Repubblica» veröffentlichte die Entgegnung des Papstes in großer Aufmachung auf den ersten vier Seiten der Mittwochsausgabe.
Franziskus betont, der Glaube an Gott sei letztlich eine Gewissenentscheidung jedes Einzelnen. Gott verzeihe auch jenen, die nicht an ihn glaubten, wenn sie damit ihrem Gewissen folgten, so der Papst. Wer seiner inneren Stimme nicht folge, begehe damit eine Sünde, unabhängig davon, ob er glaube oder nicht. Gottes Barmherzigkeit kenne keine Grenzen, so Franziskus weiter. Sie gelte jedem, der sich mit «aufrichtigem und reuigem Herzen» an Gotte wende.
Zugleich hob Franziskus in dem Brief die zentrale Rolle des Judentums für den christlichen Glauben hervor. Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil habe die katholische Kirche wiederentdeckt, dass das jüdische Volk die «heilige Wurzel» bilde, aus der Jesus stamme. Gott habe seine Treue zum Bund mit Israel nie aufgegeben, und das jüdische Volk seinerseits habe seinen Glauben über die «schrecklichen Prüfungen dieses Jahrhunderte» hinweg bewahrt. Dieses Festhalten der Juden an ihrem Glauben erinnere Christen daran, dass auch sie als Pilger «in Erwartung» lebten.
Franziskus verteidigt zugleich den christlichen Anspruch auf absolute Wahrheit. Damit sei keine abstrakte Wahrheit gemeint, die beziehungslos im Raum stehe, sondern ein Weg und eine Lebensaufgabe. Nach christlicher Überzeugung zeige sich Wahrheit stets in einer «Beziehung» zwischen Gott und den Menschen und in einer konkreten geschichtlichen und kulturellen Ausprägung.
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