Weihbischof Eleganti lief beim 'Marsch für´s Läbe' mit

17. September 2013 in Interview


Eleganti spricht über sein Engagement beim Schweizer Pro-Life-Marsch im Zürich. KATH.NET-Interview von Petra Lorleberg


Zürich (kath.net/pl) „Die Toleranz der Gegendemonstranten geht offensichtlich nur so weit wie die Bestätigung der eigenen Ansichten.“ Das stellte Marian Eleganti OSB (Foto), Weihbischof in Chur und Jugendbischof der Schweizer Bischofskonferenz für die deutschsprachige Schweiz und den Tessin, im kath.net-Interview fest. Eleganti war als Teilnehmer beim Züricher „Marsch für´s Läbe“ mitgelaufen und hatte beim ökumenischen Gottesdienst vor den über 2000 Teilnehmern eine Ansprache gehalten.


kath.net: Herr Weihbischof, wie gewöhnungsbedürftig ist das für Sie, unter Polizeischutz zu predigen?

Weihbischof Marian Eleganti: Die Toleranz der Gegendemonstranten geht offensichtlich nur so weit wie die Bestätigung der eigenen Ansichten.

kath.net: Es waren Aktionen linksautonomer Gruppen angekündigt. Machten Sie sich im Voraus Sorgen um die Sicherheit der über 2.000 Teilnehmer beim "Marsch für´s Läbe"?

Eleganti: Ich habe mich nicht mit diesen Fragen beschäftigt; wusste auch nicht, wie sich das Ganze abwickeln wird. In meinem Fokus stand das Kernanliegen.

kath.net: Ja, Exzellenz, Sie als Bischof unterstützen den "Marsch für´s Läbe" explizit. Warum?

Eleganti: Über die Form dieser Manifestationen kann man diskutieren. Hier sehe ich persönlich mögliche Verbesserungen.

Alternative, internationale Plattformen mit einer ähnlichen Aufmerksamkeit gibt es meines Wissens nicht, um gegen die gesellschaftlich etablierte Abtreibungspraxis ein Zeichen zu setzen und allen Menschen den Rücken zu stärken, die sich damit nicht abfinden wollen.

kath.net: Inwiefern widerspricht das unwiderrufliche Auslöschen des Lebens eines ungeborenen Kindes dem christlichen Menschenbild?

Eleganti: Naturrechtlich und philosophisch gesehen sind wir Menschen von Anfang an; aus gläubiger Sicht sind wir schon im Mutterschoß von Gott beim Namen gerufen. Das bringe ich in meiner Rede auch zum Ausdruck.

kath.net: Fehlen uns diese Kinder in der Gesellschaft? Worin sehen Sie einen konstruktiven Gegenentwurf?

Eleganti: Natürlich fehlen uns die Kinder, jedes einzelne. Wir müssen alles tun, um eine familienfreundliche Politik durchzusetzen, Ehe und Familie stärken, dafür sorgen, dass die Eltern wirklich eine Wahlfreiheit haben zwischen Erwerbs- und Erziehungsarbeit.

Väter und Mütter, ob allein erziehend oder in Familien sollen alle erdenkliche Hilfe erhalten, um möglichst viel Zeit mit ihren Kindern verbringen zu können. Das muss finanziell subventioniert werden. Der Wiedereinstieg in die Erwerbsarbeit muss erleichtert werden.

Es braucht intelligente neue Modelle der Lastenverteilung, wo es darum geht, die Bedürfnisse der Familien, die Priorität haben müssen, mit jenen der Wirtschaft abzugleichen.

kath.net: Als Jugendbischof der Schweizer Bischofskonferenz haben Sie ja ausgesprochen viel Kontakt mit jungen Menschen. Haben Sie den Eindruck, dass die junge Generation wieder mehr Verständnis aufbringt, dass Familie und eigene Kinder die Mühe wert sind?

Eleganti: Die Familie hat bei allen jungen Menschen einen hohen Stellenwert.

Auch wünschen sich alle eine treue und stabile Beziehung, ein Liebe, die den Stürmen standhält und sie überdauert.

Die Gläubigen unter ihnen möchten ganz klar ihre Ehe und Familie auf Christus gründen.

kath.net: Manche sagen, dass die Ökumene der Zukunft sich weniger mit schwer lösbaren theologischen Einzelfragen beschäftigen, sondern lieber Schulter an Schulter Zeugnis für den christlichen Glauben ablegen sollte. Kann man den "Marsch für´s Läbe" als einen solchen Baustein verstehen?

Eleganti: Politische Willensäußerungen wollen einerseits Aufmerksamkeit, werden aber durch die Wahl der Mittel, um sie zu bekommen, auch wieder anfechtbar und diskussionswürdig.

So wird das Zeugnis eines Marsches für das Leben nicht von allen positiv wahrgenommen, abgesehen davon, dass Abtreibungsbefürworter sich durch alles provoziert fühlen, was die Fristenlösung wieder gefährden könnte oder in Frage stellt.

Das beste christliche Zeugnis ist jenes jedes einzelnen im Alltag: ein Christentum, wie Ignatius von Antiochien vor dem Martyrium (+115) in seinem Brief an die Römer schreibt, das nicht „Werk der Überredung, sondern der inneren Größe ist, so lange es von der Welt gehasst wird“.

Foto Weihbischof Eleganti © Bistum Chur


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