18. September 2013 in Deutschland
Wie evangelische Repräsentanten ihre Wahlentscheidung begründen
Wetzlar (kath.net/idea) Kurz vor der Bundestagswahl am 22. September ist sich gut ein Drittel aller 61,8 Millionen Wahlberechtigten noch nicht sicher, wo sie ihr Kreuzchen machen. Aber auch die meisten Entschlossenen wollen ihre Entscheidung wegen des Wahlgeheimnisses nicht verraten. Anders fünf evangelische Theologen, die auf Anfrage der Evangelischen Nachrichtenagentur idea (Wetzlar/Mittelhessen) mitgeteilt haben, welche Partei sie aus welchen Gründen wählen. Der Vorstandsvorsitzende der Braunschweiger Diakonieeinrichtung Marienstift, Burkhard Budde, gibt seine Stimme der CDU, weil sie als christliche Partei des Volkes und für das Volk in besonderer Weise Brücken bauen kann. Auch wenn im politischen Alltag christliche Werte manchmal zu verschwimmen drohten, blieben diese doch der christliche Stachel im Fleisch. Dazu zählten die unantastbare Würde aller Menschen, Toleranz, verantwortliche Freiheit, soziale Gerechtigkeit und Gemeinwohlorientierung.
Küenzlen: Schluss mit unzureichenden Löhnen
Der württembergische Oberkirchenrat i.R. Heiner Küenzlen (Stuttgart) wählt dieses Mal SPD und zwar vor allem aus innenpolitischen Gründen. Er beklagt unter anderem die niedrigen Hartz-IV-Sätze und die oft nicht zum Lebensunterhalt ausreichenden Gehälter in vielen Berufssparten, etwa bei Erzieherinnen, Sozialarbeitern, Krankenpflegern und dem Gastgewerbe. Das ständige Rühmen der jetzigen Regierung über die Vollbeschäftigung, ohne zuzugeben, dass viele von ihrer eigenen Vollbeschäftigung nicht ausreichend leben können, das ärgert mich, so Küenzlen. Das Jesus-Wort Arme habt ihr allezeit bei euch (Matthäus 26,11) verstehe er als Auftrag.
Brudereck: Die Grünen setzen meine Ideale um
Die Essener Theologin und Schriftstellerin Christina Brudereck wählt Grün auch wenn der Wahl-O-Mat mir keine hundertprozentige Übereinstimmung zeigt und ich mich mancher Spitzenkandidatin näher weiß als anderen Kandidaten. Frau Brudereck, die auch Fördermitglied der Grünen ist, traut dieser Partei am meisten zu, ihre Ideale und Vorstellungen vom gesellschaftlichen Zusammenleben umzusetzen. Dazu zählt sie die Themen Freiheit und Gerechtigkeit, Schutz der Schöpfung, Asylrecht, Waffenhandel und Entwicklungszusammenarbeit.
Moll: FDP stellt den einzelnen Menschen ins Zentrum
Der Kirchenhistoriker und Buchautor Sebastian Moll (Mainz) wählt die FDP, weil sie diejenige politische Kraft ist, die den Menschen in das Zentrum der Politik rückt und nicht das Kollektiv oder den Staat. Höhere Steuern etwa hätten nichts mit Nächstenliebe zu tun: Steuereinnahmen landen nämlich nicht bei den Armen, sondern beim Staat, der damit viele Dinge fördert, die ich als Christ nicht verantworten kann.
Holmer: Aus ethischen Gründen AfD
Der mecklenburgische Pfarrer Johannes Holmer (Bülow) will seine Zweitstimme der Alternative für Deutschland (AfD) geben. Sie greife die Sorgen der Bürger auf: Von der Kanzlerin Alternativen zu erwarten ist müßig, da sie ihre Politik für alternativlos hält. Besonders hoffe er auf die von der AfD geplanten ethischen Änderungen wie den Einsatz für die traditionelle Familie, für mehr Kinder und gegen Abtreibung. Die knappen Grundsätze im Wahlprogramm gingen in eine klar vom christlichen Menschenbild geprägte Richtung.
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