18. September 2013 in Deutschland
Er erlebe den Limburger Bischof als jemanden, der an sich selbst und sein Umfeld einen hohen Anspruch stelle. «Ich kann mir vorstellen, dass nicht alle Mitarbeiter da folgen.»
Bonn (kath.net/KNA) Das Bischofsamt birgt nach den Worten von Hamburgs Erzbischof Werner Thissen gewisse Versuchungen. «Ein Mitbruder hat, als ich Bischof wurde, einmal zu mir gesagt: 'Pass auf, das Amt kann den Charakter verderben'», sagte Thissen der «Zeit»-Beilage «Christ & Welt» (Donnerstag). Ein Bischof dürfe sich deswegen nicht mit Leuten umgeben, die ihn immer nur bestätigen. «Je mehr Verantwortung ich habe, desto mehr Kritik muss ich zulassen.»
Auf die Amtsführung seines in die Kritik geratenen Mitbruders Franz-Peter Tebartz-van Elst (Foto) angesprochen, meinte Thissen, dieser sei «vom Wesen her kommunikativ und gesprächsbereit». Er erlebe den Limburger Bischof als jemanden, der an sich selbst und sein Umfeld einen hohen Anspruch stelle. «Ich kann mir vorstellen, dass nicht alle Mitarbeiter da folgen.»
Zugleich zeigte sich Thissen, der wie Tebartz-van Elst vom Niederrhein stammt und mit diesem nach eigenen Angaben freundschaftlich verbunden ist, zuversichtlich, dass sich der Konflikt in Limburg lösen lässt. Den Besuch des römischen Kurienkardinals Giovanni Lajolo am vergangenen Wochenende bewertete der Hamburger Erzbischof positiv: «Bischof, Mitarbeiter und Gemeinde werden einen Weg zueinander finden. Der Franz-Peter Tebartz-van Elst, den ich kenne, wird aus den Ereignissen lernen.»
Zugleich wandte sich Thissen gegen den Eindruck, dass unter den kirchlichen Amtsträgern Uneinigkeit in Bezug auf Tebartz-van Elst herrsche. «Ich hatte beim kürzlichen Zusammentreffen der Diözesanbischöfe den Eindruck, dass sie Bischof Tebartz-van Elst den Rücken stärken.»
Grundsätzlich habe sich seit dem Amtsantritt von Papst Franziskus der Blick auf das Bischofsamt verändert, erläuterte Thissen. «Franziskus bringt die Schuhputzer-Perspektive in die Kirche.» Zwar sei allgemein bekannt, dass ein Bischof beispielsweise im Blick auf die Armut in der Welt sensibel auftreten solle. Aber diese Einstellung sei nicht immer «an so prominenter Stelle in Rom» vertreten gewesen.
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Foto Bischof Tebartz-van Elst (c) Bistum Limburg
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