Das Domkirchenkollegium sollte sich schämen!

23. September 2013 in Deutschland


Der "Marsch für das Leben" fand in diesem Jahr besonders große Resonanz. Den Abschlussgottesdienst feierten die Teilnehmer allerdings vor dem Berliner Dom. Von Matthias Pankau


Berlin (kath.net/idea) So viele Teilnehmer hatte der „Marsch für das Leben“ noch nie – mehr als 4.500 waren es laut Polizeiangaben am 21. September – also 1.500 mehr als im vergangenen Jahr und mehr als doppelt so viele wie noch vor zwei Jahren. Aber auch die Zahl der Gegendemonstranten hat zugenommen. Rund 200 waren laut Polizeiangaben dem Aufruf des „Bündnisses für sexuelle Selbstbestimmung“ gefolgt und störten den Demonstrationszug. Was auch langjährige „Teilnehmer des Marsches für das Leben“ überrascht hat, war die Aggressivität, mit der die Protestler auftraten. So rissen sie Lebensrechtlern die weißen Kreuze aus der Hand und zerbrachen diese vor deren Augen. Und sie brüllten bis zur Heiserkeit – Parolen wie „Hätt Maria abgetrieben, wärt Ihr uns erspart geblieben“ oder „Kein Gott, kein Staat, kein Patriarchat“. Dass es dieser demokratische Staat zulässt, dass sie so auftreten und er auch ihre Meinung schützt – geschenkt.

Ein Lob für die Polizei

Aber nicht nur gegen die Lebensschützer richtete sich die Aggression der Protestler – auch gegen die Polizei. „Scheiß-Bullenstaat, wir haben dich zum Kotzen satt“, brüllten sie die Beamten an. Dabei gingen die Polizisten äußerst professionell und umsichtig vor. Sie ließen sich nicht provozieren, griffen nur in solchen Situationen konsequent durch, in denen es keine andere Möglichkeit gab – etwa bei Straßenblockaden. Allein neun Beamte eines Anti-Konflikt-Teams waren im Einsatz – zu erkennen an ihren gelben Westen. Sie suchten das Gespräch mit den überwiegend linken Gegendemonstranten. Die schauten ihnen oft nicht einmal in die Augen. Der Vorsitzende des Bundesverbandes Lebensrecht, Martin Lohmann, sprach den Teilnehmern des Marsches für das Leben offenbar aus dem Herzen, als er den Polizeibeamten im Abschlussgottesdienst seinen Dank aussprach; es gab tosenden Applaus.

Warum findet der Gottesdienst vor der Kirche statt?

Mehr noch als die linken Gegendemonstranten sollte sich aber das Domkirchenkollegium schämen, das die Bitte der Veranstalter des Marsches, den Abschlussgottesdienst im Dom feiern zu dürfen, abgelehnt hatte. Und zwar mit der Begründung, man sehe es als problematisch an „die ausgesprochen sensiblen und komplexen Themen menschlicher Existenz – wie zum Beispiel einen Schwangerschaftsabbruch oder die Präimplantationsdiagnostik – zum Gegenstand einer Aktion mit dem Namen ‚Marsch für das Leben’ zu machen“.

Was werden die Verantwortlichen wohl gedacht haben, als der Abschlussgottesdienst nun vor dem Dom stattfand und mehr als 4.000 Gläubige dort sangen „Großer Gott, wir loben Dich“? Was hätten sie dem vorbeikommenden Touristenpaar geantwortet, das einen Polizisten fragte, warum diese Christen den Gottesdienst denn nicht in der Kirche feiern, sondern davor? Die Entscheidung des Domkirchenkollegiums war ein Armutszeugnis! Denn die Teilnehmer des Marsches traten hier öffentlich für den Schutz allen menschlichen Lebens ein – und damit für eine urbiblische Position, wonach jeder Mensch nach dem Ebenbild Gottes geschaffen ist.

Vielleicht hat das Domkirchenkollegium dem „Marsch für das Leben“ mit seiner Entscheidung ungewollt aber sogar einen Dienst erwiesen. Denn einige Touristen blieben aufgrund des Gesangs stehen und lauschten dann auch der Predigt. Und wer weiß: Vielleicht hat der eine oder andere dadurch einen Gedanken mitgenommen, der nie in eine Kirche gegangen wäre.

Video über die Kundgebung


Video vom eigentlichen Marsch


Foto vom Marsch für das Leben 2012



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