Immer mehr Kritik aus Rom am Papier der Erzdiözese Freiburg

11. Oktober 2013 in Aktuelles


Prof. Graulich (Vatikangericht Rota Romana): Es ist nicht möglich, die Frage der Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zur Kommunion dem Pfarrer vor Ort zu überlassen - Zollitsch im Widerspruch zu Aussagen des eigenen Pressesprechers?


Freiburg (kath.net)
Immer mehr Kritik aus Rom am umstrittenen Papier der Erzdiözese Freiburg zur Seelsorge für wiederverheiratete Geschiedene. Jetzt hat sich Prälat Markus Graulich, Professor für Kirchenrecht und Richter am Vatikangericht Rota Romana, zu Wort gemeldet und scharfe Kritik geübt. Gegenüber der "Tagespost" bezeichnet der Berater des römischen Synodensekretariats, der auch zuständig für die Vorbereitung der kommenden Synode zur Familienpastoral ist, den Freiburger Vorstoß für „völlig unbedacht“. Wenn es um das Sakrament gehe, könne man nur weltkirchlich vorgehen. Es stehe einem Bischof zu, für sein Bistum zu entscheiden, ob das Firmalter bei zwölf oder 15 Jahren liege. Wenn jedoch Regelungen zur Debatte stünden, die das Sakrament der Eucharistie oder der Ehe betreffen, müsse die Kirche mit einer Stimme sprechen. Es sei aber nicht möglich, die Frage der Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zur Kommunion dem Pfarrer vor Ort zu überlassen, wie es das Freiburger Papier vorsehe. „Das geht nicht“, meint der Kirchenrechtler gegenüber der "Tagespost". Allein diese Absicht widerspreche dem rechtlichen Grundsatz, dass „Gleiches auch gleich behandelt werden muss“. Durch die Freiburger Handreichung entstehe auch eine schwere Ungerechtigkeit gegenüber den Gläubigen. Da würden „Hoffnungen geweckt, die nicht eingehalten werden können“.

Für zumindest widersprüchlich wirkt bei nicht wenigen Katholiken in Deutschland offensichtlich das Verhalten von Erzbischof Robert Zollitsch. Dieser hatte sich nach kritischen Reaktionen aus Rom und von seinen Mitbrüdern vom Schreiben offiziell etwas distanziert und diesen als "vorläufigen Impuls" abgeschwächt. Der apostolische Administrator des Erzbistums Freiburg betont in dem Brief an seine Amtsbrüder, dass das Freiburger Papier ohne sein Wissen (!) vorab veröffentlicht worden sei. Nach außen wirkte es, als ob Zollitsch mit dem Papier möglichst wenig zu tun haben möchte. Diese Aussagen stehen allerdings etwas im Widerspruch zu Aussagen seines eigenen Pressesprechers Robert Eberle. Dieser meinte gegenüber der „Augsburger Allgemeinen“ (AA): „Es ist nicht so, dass der Erzbischof nichts mit der Handreichung zu tun hätte.“ Schon im April habe Zollitsch laut dem Bericht der AA bei einer Diözesanversammlung in Freiburg darauf aufmerksam gemacht, dass im Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen Handlungsbedarf bestehe, und auf die Veröffentlichung einer entsprechenden Handreichung hingewiesen. Eberle meinte dann übrigens auch: „Uns geht es nicht um einen Alleingang und wir tun auch nichts, was mit dem Kirchenrecht nicht kompatibel wäre.“

Auch mehrere katholische Blogger haben diesen Widerspruch inzwischen thematisiert. So verwies der Blog "Summa Summarum" auf eine Stellungnahme, die Zollitsch am Ende der Diözesanversammlung am 28. April 2013 abgegeben hat und die auf den Internet-Seiten des Bistums erreichbar ist. „Für den Umgang mit wiederverheiratet Geschiedenen bin ich intensiv im Gespräch mit den Räten. Diözesanfamilienseelsorger Michael Schweiger und Domdekan Andreas Möhrle habe ich beauftragt, eine Handreichung zu erarbeiten. In der entsprechenden Themengruppe wurde bereits davon berichtet.“ Der Blogger stellt dann kritisch fest: „Es handelt sich bei der ‚Handreichung‘ also um eine Auftragsarbeit des Seelsorgeamtes für den Erzbischof höchstpersönlich. Diese Handreichung ist auch nicht zufällig ‚vorab veröffentlicht‘ worden, sondern ganz offiziell den Seelsorgern des Erzbistums zugestellt worden.“

Die widersprüchlichen Aussagen von Zollitsch dürften am gestrigen Donnerstag sogar zur Geburt einer katholischen Satirewebsite auf Facebook mitgeholfen haben. So schreibt der neue Il Postiglione Romano dazu: „Außerdem wurde der ‚vorläufige Impuls‘, der allein als Diskussionsanregung gedacht war, ohne sein Wissen in ‚Handreichung des Seelsorgeamtes‘ umbenannt und von Unbekannten ‚in diesem Internet‘ auf dubiosen Seiten wie megaupchurch.com, kirche.to und familienseelsorge-freiburg.de veröffentlicht. Die EDV-Abteilung des Bistums erklärte, auf die von unbekannten Hackern betriebenen Seiten keinerlei Einfluss zu haben. ‚So etwas wird anonym in Togo gehostet, da können wir nichts tun‘, sagte der Pressesprecher des Bistums. ‚Was im Internet ist, kann nicht wieder zurückgeholt werden‘, ergänzte er. Wer die unbekannten Täter seien und wie sie Kontakt zu unseriösen Newssites wie katholisch.de herstellen konnten, sei unklar, verlautet aus dem Bistum.“

Foto der Satire-Facebookseite "Il Postillione Romano":




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