Kardinal Sterzinsky: Familie ist mehr, als die CDU meint

6. Februar 2003 in Deutschland


Das Familienbild der christdemokratischen Parteien sei verkürzt, meint der Berliner "Familienbischof". Außerdem mache die Relativierung der Ehe in der Hinordnung auf die Familie "schon ziemlich besorgt"


Berlin (www.kath.net/RV) Der deutsche "Familienbischof" Kardinal Georg Sterzinsky hat die christdemokratischen Parteien aufgefordert, ihr Familienbild zu überprüfen. "Das ist in der Wertediskussion der CDU nicht zu Ende geführt worden," sagteder Berliner Bischof im Interview mit Radio Vatikan. In den letzten parteiinternen Diskussionen habe es Äußerungen gegeben, "die uns sehr besorgt machen." Der Slogan etwa "Familie ist da, wo Kinder sind" greife nach Auffassung der Kirche zu kurz. Die Elternrolle müsse eindeutiger bestimmt werden: "Uns geht es um die Familienbezogenheit von Ehe, und umgekehrt um die Ehe-begründete Familie."

Hier, so der Familien-Beauftragte der deutschen Bischöfe, sei auch in der CDU vieles in der Diskussion: "Unddiese Relativierung der Ehe in der Hinordnung auf die Familie, die macht uns manchmal schon ziemlich besorgt." Umstritten sei in der Union außerdem die Frage nach der rechtlichen Stellung von gleichgeschlechtlichen Paaren - "da muss noch gesprochen werden". Nur in der Ablehnung des Adoptionsrechts für gleichgeschlechtliche Paare verträten Kirche und Christdemokraten eine einheitliche Position.

Sterzinsky vermisst in der öffentlichen Debatte um die Familie die eher grundsätzlichen Themen: "Es ist schade, wenn auch in der Familienpolitik Geld das Hauptthema ist." Vielmehr müssten die christlichen Positionen zum inneren Wert der Familie wieder mehr unter die Menschen gebracht werden, so der Bischof. Gleichzeitig gehe es aber auch um die sozialen Voraussetzungen für Familien, die in der Gesellschaft immer noch stark benachteiligt würden. In der aktuellen Diskussion um die Sozialwesenreform zum Beispiel werde die Praxis infrage gestellt, dass die nicht berufstätigen Familienmitglieder über den arbeitenden Ehepartner mitversichert werden. Hier einen Aufschlag für die Familienangehörigen zu fordern, das sei "die verkehrte Richtung", so Sterzinsky. Vielmehr müssten die Familien aus der "strukturellen Benachteiligung" herausgeholt werden.


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