‚Wir haben Bergoglio besiegt’

21. November 2013 in Weltkirche


Die Befürworter der Homo-Ehe sahen in Kardinal Bergoglio ihren wichtigsten Gegner. Dies sagt die argentinische Senatorin Liliana Negre in einem Interview.


Buenos Aires (kath.net/jg)
Eine argentinische Senatorin hat in einem Interview die wichtige Rolle von Kardinal Jorge Bergoglio in der politischen Auseinandersetzung um die Einführung der Homo-Ehe in ihrem Land dargestellt.

Kardinal Bergoglio sei immer ein Mann mit viel Mut und viel Standhaftigkeit gegenüber den Mächtigen gewesen. Er war „die Stimme derer, die keine Stimme hatten“, sagt die argentinische Senatorin Liliana Negre wörtlich über den jetzigen Papst. Sie hat den Erzbischof von Buenos Aires beim Netzwerk von Parlamentariern und Gouverneuren für das Leben und die Familie kennen gelernt, dem sie selbst angehört.

Als im Jahr 2010 die Einführung der Homo-Ehe in Argentinien diskutiert wurde, hatten die Befürworter ein klares Feindbild: Kardinal Jorge Bergoglio. Der Erzbischof hatte sich klar gegen das geplante Gesetz ausgesprochen. Präsidentin Christina Kirchner hätte sogar behauptet, er würde die Bewegung für die Familie in Argentinien koordinieren. Am Tag vor dem Beschluss habe es eine Demonstration gegen die Homo-Ehe vor dem Kongressgebäude gegeben. Kardinal Bergoglio habe einen Brief an den Vorsitzenden des Rates für die Laien der Erzdiözese Buenos Aires geschrieben, der bei diesem Anlass verlesen worden sei, erinnert sich Negre.

Während der Debatte im Senat unterbrach Marcelo Fuentes, ein Abgeordneter der Regierungspartei, die Sitzung und verlas den Brief, den Kardinal Bergoglio an die Karmelitinnen seiner Diözese geschrieben hatte. Kath.net hat berichtet. In dem Brief hatte der Erzbischof die Einführung der zivilrechtlichen Homo-Ehe als „Schachzug des Vaters der Lüge bezeichnet“. Fuentes griff Bergoglio scharf an und warf ihm vor, sich in politische Angelegenheiten einzumischen, erinnert sich Negre.

Negre ergriff das Wort, um den Kardinal zu verteidigen. Er habe zwei Briefe an katholische Einrichtungen geschrieben, in denen er die Lehre der Kirche zum Thema zivilrechtliche Partnerschaften für Homosexuelle dargestellt habe. Er habe die Karmelitinnen um ihr Gebet ersucht und die Laien aufgefordert, entsprechend den „Erwägungen zu den Entwürfen einer rechtlichen Anerkennung der Lebensgemeinschaften zwischen homosexuellen Personen“ zu handeln. Sie habe klarstellen wollen, dass Kardinal Bergoglio sich nicht in die Politik eingemischt habe. Er habe die Gläubigen lediglich an die Position der Kirche zur Frage der Homo-Ehe erinnert und sie bestärkt, entsprechend zu handeln, erinnert sich Negre an die hitzige Diskussion.

Als die Mehrheit der Senatoren für die Einführung der Homo-Ehe gestimmt hatten, hätten Mitglieder der Regierungspartei gesagt: „Wir haben Bergoglio besiegt.“ Sie hätten die Auseinandersetzung als Kampf gegen den Erzbischof von Buenos Aires gesehen. Dieser sei im Zuge dessen beleidigt, verhöhnt und beschimpft worden, sagt Negre im Rückblick.

Das Interview mit Liliana Negre ist im Buch „Pope Francis, Our Brother, Our Friend“ von Alejandro Bermudez (Hrsg.) veröffentlicht. Das Buch ist 2013 bei Ignatius Press erschienen. Es ist derzeit nur auf Englisch erhältlich.


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