2. Dezember 2013 in Deutschland
In Bad Homburg wurde es offen angesprochen: In den Limburger Konflikten geht es in Wahrheit darum, dass hier zwei theologische Welten aufeinanderprallen. Von Michael Schneider-Flagmeyer (Forum Deutscher Katholiken)
Limburg (kath.net/Blog Forum Deutscher Katholiken) Am Donnerstag den 28.11.13 fand in Bad Homburg v.d.H. in St. Marien eine Podiumsveranstaltung statt mit dem Limburger Generalvikar Wolfgang Rösch, dem Sprecher des Priesterrates Pfarrer Reinhold Kalteier, der viele Jahre Pfarrer in Hofheim war und eine der Schlüsselfiguren im Hofheimer Kreis ist, Paul-Stefan Freiling, Vorsitzender der Bezirksversammlung im Bezirk Hochtaunus und Mitglied im Präsidium der Diözesanversammlung, Publik-Forum-Redakteurin Britta Baas und die evangelische Pfarrerin und Organisationsberaterin Sigrid Düringer sowie als Moderator Meinhard Schmidt-Degenhart vom Hessischen Rundfunk (HR). Eingeladen hatte das katholische Bildungswerk Hochtaunus und das katholische Bezirksbüro. Einen ausführlichen Bericht über Inhalt und Ablauf der Versammlung gibt Regina Einig in Die Tagespost vom 30.11.13.
Dieses Podium unterschied sich wohltuend von der skandalösen und einseitigen Veranstaltung durch den Frankfurter Stadtdekan zu Eltz und den Akademiedirektor Valentin im Haus am Dom in Frankfurt. Das lag zweifelsohne auch an der Anwesenheit von Generalvikar Rösch, der gleich zu Beginn die Stichworte Bafile-Affaire (Nuntius Bafile hatte vor Jahrzehnten die Abberufung von Bischof Kempf beantragt, Anm. des Verf. Redaktion) und Scheindiskussion einbrachte.
Mit diesen beiden Stichworten wurde dann auch gleich deutlich, worum es bei der Kampagne gegen Bischof Tebartz-van Elst und die sogenannte Bauaffaire geht. Es geht in Wahrheit darum, dass hier zwei theologische Welten aufeinanderprallen, wie die evangelische Pfarrerin Düringer meinte und damit im Grunde das bestätigte, was schon die Diözesanrätin und Theologin Barbara Wieland, Mitglied im ZdK, der FAZ und dem Kölner Domradio gesagt hatte, nämlich, dass es unausgesprochen um die Frage geht, was katholische Kirche eigentlich ist.
Nun, in Bad Homburg wurde es offen angesprochen. Es geht um die Frage, ob die Kirche das ist, was das II. Vatikanische Konzil in seiner Dogmatischen Konstitution über die Kirche Lumen Gentium in Kontinuität zur gesamten Geschichte der Konzile festgelegt hat, oder um eine protestantisierte und synodal verfasste, demokratische Kirche, die weitgehend unabhängig von Rom und vom Kollegium der Bischöfe sich der Welt (Paulus) und dem Zeitgeist anpasst.
So deutlich, wie wir das schon seit langem sagen, wurde es auf diesem Podium aber nicht ausgedrückt, noch nicht. Aber die Einladung der Redakteurin Baas von Publik-Forum, das dieses Kirchenbild zusammen mit Wir sind Kirche und anderen innerkirchlichen Zirkeln der Kirchenveränderer vertritt, sowie der evangelischen Pfarrerin, die das protestantische Kirchenbild vertrat, weisen doch sehr deutlich in diese Richtung. Diese Auffassung von Kirche ist auch im Hofheimer Kreis zuhause und im Limburger Domkapitel dort besonders bei dem Grafen zu Eltz, der ja auch durch Prof. Valentin den Generalsekretär des ZdK Vesper zum oben genannten Podium im Haus am Dom einladen ließ. Denn auch von der Mehrheit des ZdK, und besonders von den dort tonangebenden Parteipolitikern, wird dieses Kirchenbild zumindest teilweise ganz offen befürwortet und aus der Rom-Gegnerschaft kein Hehl gemacht. Gerade das ZdK bringt eine starke Politisierung in die deutsche Teilkirche. Aus dem Teilnehmerkreis an dem Homburger Podium vom 28.11. wurde uns berichtet, dass der Priestersprecher Kalteier sich sehr moderat und betroffen zeigte. Dabei darf man aber nicht vergessen, dass er es war, der vor kurzem noch die Gläubigen in Limburg zum massiven Widerstand gegen die Rückkehr des Bischofs auf den Domberg aufrief und damit die Hetze gegen den eigenen Bischof und die Spaltung der Diözese weiter verstärkte.
Der Besuch des Generalvikars Rösch in Rom mit seinen vielen Gesprächen sowie die beruhigende Gelassenheit der zuständigen Kongregationen im Vatikan, haben doch wohl manchen Hofheimer und manches Mitglied im Domkapitel zu der Erkenntnis gebracht, dass der Papst und die betroffenen Kongregationsleiter sich von Limburger Rebellen in hohen diözesanen Ämtern und ihren Sympathisanten auf keinen Fall unter Druck setzen lassen.
Auch hat sich der Wind in der Öffentlichkeit gedreht. Das fand auch in Homburg seinen Ausdruck darin, dass auf dem Podium durchaus hervorgehoben wurde, dass der Bischof in der Diözese auch zahlreiche Unterstützer hat. Neue Töne! Bislang war nur davon die Rede, dass es keine seriösen Unterstützer des Bischofs mehr gebe, so Prof. Valentin noch auf dem Frankfurter Tribunal im Haus am Dom.
Auch die jüngsten Äusserungen von Kardinal Lehmann, dass der Bischof nicht verschwenderisch sei, sondern nett und nicht protzig, ist sicher dieser Winddrehung geschuldet, kath.net hat berichtet.
Was wir ausdrücklich begrüssen ist, dass nun endlich immer deutlicher wird, worum es in Limburg eigentlich geht. Wir haben das auch schon lange vor der Einrichtung unserer Unterschriftenliste für den Bischof Tebartz-van Elst immer wieder gesagt. Es tobt seit Jahrzehnten in Limburg ein nichtausdiskutierter Kampf über das, was Kirche in den Augen der innerkirchlichen Rebellen sein soll und was Kirche nach der Aussage von Lumen Gentium ist. Dabei muß auch ohne Tabu nun die Rolle der beiden Vorgängerbischöfe Kempf und Kamphaus offen angesprochen und analysiert werden; denn dieser Kampf betrifft das Wesen der ganzen Weltkirche, nicht nur der deutschen Teilkirche.
Limburger Dom mehrminütiges Glockenläuten September 2010
Foto Limburger Dom © kath.net/Melanie Bock
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