5. Dezember 2013 in Chronik
Erzbischof Gerhard Ludwig Müller: Die Glaubenskrise habe schon lange vor dem Konzil eingesetzt
Würzburg (kath.net/KNA) Der Leiter der römischen Glaubenskongregation, Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, hat die Liturgiereform nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil verteidigt. Scharfe Kritiker machten das Konzil und die darauf aufbauenden Reformen der liturgischen Bücher für den Glaubensschwund und die nachlassende Kirchlichkeit der vergangenen Jahrzehnte verantwortlich, sagte Müller am Mittwochabend in Würzburg. Die Glaubenskrise habe aber schon lange vor dem Konzil eingesetzt.
Die erneuerte Liturgie habe vielmehr dazu beigetragen, dass die Katholiken aktiver und bewusster an den Gottesdiensten teilnehmen könnten, betonte der Erzbischof. Gerade die in Geist und Ritus erneuerte Liturgie sei ein wirksames Mittel gegen eine Kultur ohne Gott.
Müller äußerte sich aus Anlass der Veröffentlichung des Dokuments «Sacrosanctum concilium» vor 50 Jahren. Das Zweite Vatikanische Konzil (1962 - 1965) hatte damit eine weitreichende Reform des Verständnisses und der Zeremonien des Gottesdienstes angestoßen. Wichtige Elemente waren die weitgehende Ablösung des Lateinischen durch die Landessprache und die aktivere Einbindung von Laien, beispielsweise als Lektoren und Kommunionhelfer. Der Altar rückte stärker in die Mitte der Kirche; der Priester feiert seitdem die Messe meistens mit dem Gesicht zum Volk. Die Reform war ein Grund dafür, dass die traditionalistische Piusbruderschaft eigene Wege ging. Sie feiert ihre Gottesdienste weiter in der alten lateinischen Form.
Müller bezeichnete laut Manuskript die Liturgiereform als «im Wesentlichen gelungen». Sie sei kein dramatischer Bruch mit der Tradition, sondern eine Fortentwicklung, die «gekennzeichnet ist durch eine innere Stimmigkeit und eine äußere Harmonie aller ihrer Aufbauelemente».
Kritikern, denen die Reformen entweder nicht weit genug gehen oder die in ihnen einen vollständigen Bruch mit der Tradition oder eine Abweichung vom rechten Glauben sehen, hielt der Präfekt der Glaubenskongregation «ideologische Voreingenommenheit» vor. Dennoch müssten Unsicherheiten und Irritationen ernstgenommen werden.
«Viel Unruhe hat es vielleicht da gegeben, wo die neuen Riten in ungeordneter Weise, ohne entsprechende Vorbereitung oder mit dem alten Geist der Zeremonienlehre eingeführt wurden», räumte der Erzbischof ein. Sei die alte Liturgie durch «die Einseitigkeit einer gewissen Klerikerzentriertheit» gekennzeichnet gewesen, dürfe man jetzt nicht in «die andere Einseitigkeit einer Laienzentriertheit mit einer lediglich marginalen Anwesenheit des Priesters» fallen. Laien, pastorale Mitarbeiter und Priester müssten ihr Wissen über den Sinn der Liturgie verbessern.
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