7. Dezember 2013 in Kommentar
Die Kölner Kircheninitiative löscht auf Facebook rigoros kritische Kommentare. Ein großer Teil der gelöschten Kommentare kam von Kölner Katholiken. Haben nur Claqueure das Recht auf Wortmeldung? Ein Gastkommentar von Peter Winnemöller
Köln (kath.net) Die Kölner Kircheninitiative hat sich vor drei Tagen auch ins Facebook gewagt. Das macht man schließlich heute so. Um den Anschein der Modernität zu wahren, treibt es auch unerfahrene Nutzer Kampagnen in die Sozialen Medien auszuweiten. Die Bauchlandung ist absehbar. Die Seite dümpelt vor sich hin. Unerfahrenheit auf der einen und mangelnde Dialogbereitschaft auf der anderen Seite werden das Scheitern der Initiative zumindest auf Facebook zur Folge haben.
Dilettantischer Facebook- Auftritt
Die Likes, die sie innerhalb der vergangenen drei Tage erhalten haben, entsprechen in etwa dem, was andere Seiten in einer Stunde bekommen können. Der Grund ist banal: Soziale Netzwerke leben von persönlichen Kontakten und dem persönlichen Austausch. Die persönliche Vernetzung produziert die Weiterverbreitung von Inhalten. Einfach ein Ei in die Facebook-Welt zu legen und dann davon ausgehen, daß es irgendjemand schon ausbrüten wird, funktioniert einfach nicht.
Geradezu absurd wird es dann jedoch, schaut man sich den Umgang mit Kommentaren und Kommentatoren an. Kritische Kommentare wurden rigoros gelöscht. Vereinzelt sind sogar Kommentatoren, die sich kritisch geäußert haben gleich komplett gesperrt worden. Der Treppenwitz an der Löschaktion gibt dem ganzen gleich noch eine pikante Note: Ein großer Teil der kritischen Kommentare, die gelöscht wurden, kam von Katholiken aus der Diözese Köln. Diese sind es ja nun gerade die, die diese Initiative wirklich und persönlich berührt.
So begegnet man hier einer Form von Toleranz, die nur Claqueuren das Recht auf Wortmeldung zugesteht. Das kann man machen, wenn man offen sagt: Hier keine Kritik! Das Recht hat man auf der eigenen Plattform. Langeweile und Ödnis sind vorprogrammiert. Die Attraktivität sinkt ins Bodenlose. Gesinnungsdiktatur ist die große Versuchung derer, die sich für die besonders Toleranten halten. Eine solche Form der Gesinnungsdiktatur findet sich ganz offensichtlich auch bei den Protagonisten der Kölner Kircheninitiative. Wie anders soll man den Umgang mit ungeliebten Kommentaren werten?
Wenn Du die Hitze nicht verträgst, dann geh nicht in die Küche!
Diese Weisheit aus dem alten Usenet und den Internetforen gilt auch in den neuen Sozialen Medien unserer Tage. Es verlangt Geduld, sich auf den anderen einzulassen. Es verlangt Zeit, auf Kritik zu antworten. Und letztendlich verlangt es ein dickes Fell, sich auf den Marktplatz der Meinungen zu begeben. Dort nämlich weht ein deutlich rauerer Wind als in wohlgesonnenen Redaktionsstuben, denen man sich als nützlich anbiedern kann. Zickiges Zurückweichen, das sich im Löschen von Kommentaren und Blockieren von Nutzern erschöpft, wirkt doch nur lächerlich.
Am Ende muß man vielleicht doch damit leben können, daß die eigene Position radikal und grundsätzlich hinterfragt, zerlegt und wer weiß das schon? eventuell ad Absurdum geführt werden könnte. Das Bessere ist der Feind des Guten. Der ehrliche Disput, wie er in der Kirche gute Tradition ist, kann ja gerade zur Erkenntnis des Besseren führen, wenn man sich auf den Geist Gottes einläßt.
Die gegenwärtige Initiative steht auf ebenso wackeligen Beinen, wie andere vergleichbare Initiativen im deutschsprachigen Raum. Großen Rückhalt im Kirchenvolk kann sie, wie auch die anderen nicht erwarten. Protagonisten und Unterstützer rekrutieren sich hier wie da vorwiegend aus Gremien und Hauptamtlichen. Die Verwechselung der Gremien mit dem Kirchenvolk, die grundsätzlich mangelnde Disputbereitschaft und letztendlich in diesem Fall auch noch die verpatzte Medienkampagne dürften das Scheitern unausweichlich machen.
Peter Winnemöller führt den Blog katholon.
Screenshot: Eine Diskussion auf der Facebookseite der "Kölner Kircheninitiative", die umfangreiche Löschungen von nicht unhöflichen Einträgen beklagt (Die Namen der User wurden unkenntlich gemacht)
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