Gänswein: Ich gegen den Papst? Das ist Quatsch!

8. Dezember 2013 in Aktuelles


Kurienerzbischof Georg Gänswein relativiert angebliche „Zeit“-Zitate. Von Petra Lorleberg


Vatikan (kath.net/pl) „Das ist Quatsch, wenn ich gegen den Papst wäre, hätte er mich nicht [in meinem Amt] bestätigt“. Mit diesem Urteil kommentierte Erzbischof Georg Gänswein, Präfekt des Päpstlichen Hauses, einen Bericht in „Die Zeit“ über seine angeblichen Schwierigkeiten mit Papst Franziskus. „Ich habe den Artikel nicht gelesen. Heute Morgen erhielt ich einige Mails, die mich kritisierten. Ich weiß nicht [mehr], was ich sagte. Ich sprach vor einigen Monaten mit einem Journalisten, aber es war kein Interview.“ Dies stellte der Erzbischof während der Präsentation einer Bibel-App in der Zentrale von Radio Vatikan fest, wie die italienische Tageszeitung „La Stampa“ bereits am 5.12. berichtete.

Die deutsche Wochenzeitung „Die Zeit“ hatte zuvor in einem Artikel mit Gänswein-Zitaten versucht, einen Gewissenskonflikt Gänsweins zwischen dem aktuellen Papst Franziskus und seinem Vorgänger Papst Benedikt XVI. herauszuarbeiten. Gänswein, der gleichzeitig sowohl Privatsekretär des emeritierten Papstes ist wie auch als Präfekt des Päpstlichen Hauses in engster Zusammenarbeit mit dem aktuellen Papst steht, wurde in der „Zeit“ mit folgenden Sätzen zitiert: „Ich muss da ehrlich sein mit mir selbst, das ist ein Schmerz, das Sichabfinden mit der neuen Rolle“. Er habe den Eindruck, „in zwei Welten zu leben“. Er erwarte von Papst Franziskus „jeden Tag von Neuem, was heute anders“ sein werde. Beispielsweise habe er bereits die Weigerung von Franziskus, die päpstlichen Wohnräume im Apostolischen Palast zu bewohnen, als „Affront“ empfunden. Überhaupt sei der Rücktritt für ihn wie eine „Amputation“ gewesen. Zitat aus der „Zeit“: „Trotzdem gelte auch für ihn als Getreuen Benedikts: ‚Es gibt nur einen Papst.‘“ Diese Aussagen habe Gänswein gegenüber der „Zeit“ getätigt, so der Artikel, es bleibt aber offen, wann, wie und vor wem.

Die Gänswein-Aussagen wurden inzwischen von verschiedenen überregionalen Medien im deutschsprachigen Raum verbreitet. International wurden sie wenig aufgegriffen. Das Dementi von Erzbischof Gänswein – das schon am 5.12. von einer italienischen Nachrichtenagentur verbreitet worden war – wurde im deutschsprachigen Raum so gut wie nicht durch die Medien gebracht.

Man fragt sich unwillkürlich: Welche Interessen stehen hinter solchen Meldungen? Wer möchte eigentlich jene deutschsprachigen Katholiken, die Papst Benedikt schätzten und schätzen, auf Biegen und Brechen und unter Benutzung dieser Zitate gegen den aktuellen Papst ausspielen? Cui bono?

Und als nächste Frage drängt sich auf: Selbst wenn es stimmen würde, dass Benedikt-zugeneigte Katholiken sich mit Franziskus schwer tun würden, selbst dann wäre zu fragen: Ja? Und?

Denn in der katholischen Kirche wird nicht verlangt, dass man die normalen zwischenmenschlichen Vorgänge von Sympathie oder Sich-Schwertun, von Zustimmung oder konstruktiver Kritik gänzlich hintanstellen müsse, nicht einmal gegenüber Päpsten. Noch nie war die katholische Kirche ein monolithischer Block gewesen. Entgegen mancher Unkenrufe bleibt es dabei: In der katholischen Kirche ist Platz für viele Stimmen. Sofern sie ihre Kritik moderat, konstruktiv, wohlmeinend vortragen. Diese Bedingung dürfte allerdings gern spürbar deutlicher erfüllt werden!

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Kurienerzbischof Georg Gänswein am 15.8.2013 während seines Freiburg-Besuchs


Foto Erzbischof Gänswein (c) Paul Badde


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