12. Dezember 2013 in Weltkirche
Kardinal Schönborn kritisiert eine mangelnde Wertschätzung Benedikts XVI. in Deutschland und bei Theologen: Ignoranz und Unverständnis habe sich ausgebreitet. Benedikt XVI. große Klassiker unter den Theologen des 20. Jahrhunderts
Rom (kath.net/KNA) Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn hat den emeritierten Papst Benedikt XVI. vor dem Vorwurf in Schutz genommen, persönlich für Kommunikationspannen während seines Pontifikats verantwortlich zu sein. Insbesondere in der Affäre um den Holocaustleugner Richard Williamson habe sich der Papst selbst 2009 als «Meister der Kommunikation» gezeigt, sagte Schönborn am Mittwoch in Rom. «Desaströs» sei damals allerdings die interne Kommunikation im Vatikan gewesen.
Daran trage Benedikt XVI. jedoch keine Schuld, so der Wiener Kardinal. Dass er sich dennoch in einem Brief an die Öffentlichkeit gewandt und darin die Verantwortung übernommen habe, mache seine Größe als Kommunikator aus. Der für den Fall unmittelbar zuständige Kardinal Dario Castrillon Hoyos sowie der damalige Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone hätten hingegen keinerlei Verantwortung für die Affäre übernommen, obwohl dies eigentlich zu erwarten gewesen wäre, kritisierte Schönborn.
Benedikt XVI. hatte in einem Brief vom März 2009 Fehler in der Affäre um die Aufhebung der Exkommunikation des Bischofs der traditionalistischen Piusbruderschaft eingestanden, der den Holocaust geleugnet hatte. Zugleich beklagte er sich darin über eine unsachgemäße Berichterstattung in den Medien. Auch wohlwollende Beobachter halten dem deutschen Papst Kommunikationspannen während seines Pontifikates vor. Sie verweisen vor allem auf die Williamson-Affäre und den Missbrauchskandal.
Das Kommunikationstalent von Benedikt XVI. habe allerdings nicht darin gelegen, dass er eine Strategie besessen habe, so Schönborn weiter. Er habe vielmehr darauf vertraut, dass es das «Licht der Wahrheit» sei, das letztlich Klarheit schaffe.
Zudem kritisierte Schönborn eine mangelnde Wertschätzung Benedikts XVI. in Deutschland. Nach einer kurzen Phase der Euphorie unmittelbar nach der Wahl hätten sich Ignoranz und Unverständnis ausgebreitet. Auch als Theologe werde Benedikt XVI. in seiner Heimat nur unzureichend gewürdigt. Nur wenige Theologieprofessoren schätzten sein Werk, so der Kardinal.
Schönborn äußerte die Einschätzung, dass Benedikt XVI. einst als der große Klassiker unter den Theologen des 20. Jahrhunderts gelten werde. Ebenso wie John Henry Newman für das 19. Jahrhundert werde Ratzinger für das 20. Jahrhundert der Theologe sein, dessen Werk die Jahrhunderte überdauere wie jene eines Augustinus oder eines Thomas von Aquin. In seiner privaten Bibliothek stehe das Werk Ratzingers schon heute neben jenem des Kirchenvaters Augustinus, verriet Schönborn.
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