18. Dezember 2013 in Aktuelles
El Jesuita. Den heiligen Ignatius in Papst Franziskus verstehen. Sancte Petre Faber, ora pro nobis! Von Armin Schwibach (VATICAN magazin)
Rom (kath.net/as/VATICAN magazin) In seinem Interview vom September 2013 mit Antonio Spadaro, dem Direktor der Jesuitenzeitschrift La Civiltà Cattolica, verwies Papst Franziskus neben dem heiligen Ignatius von Loyola und dem heiligen Franz Xaver auf den seligen Peter Faber (1506-46) als die von ihm bevorzugte Gestalt eines Jesuiten.
Peter Faber war der erste Gefährte des heiligen Ignatius, der Erste, mit dem er das Zimmer teilte, als beide in Paris an der Sorbonne studierten. Der Dritte im selben Zimmer war Franz Xaver. Somit beginnt das Zeitalter der Moderne der katholischen Kirche mit dem engen Zusammenleben von drei heiligmäßigen jungen Männern eine Gemeinschaft von bedeutend größerer Tragweite als es jene werden sollte, zu der es rund 250 Jahre später im Tübinger Kolleg kam, in dem sich Schelling, Hegel und Hölderlin als Studienkollegen vorfanden.
Peter Faber wurde in Le Villaret in Hochsavoyen, unweit von Genf, geboren. Behütet und in tiefem Glauben wuchs er heran, und sehr früh erwachte in dem Bauernbub die Neugier nach dem Wissen: Im Alter von etwa zehn Jahren überkam mich ein so großes Verlangen nach der Schule, das ich (ein Bauernbub und von meinen Eltern zum Laienstand bestimmt) keine Ruhe finden konnte und aus lauter Sehnsucht zu weinen anfing. So waren meine Eltern gegen ihre Absicht gezwungen, mich auf die Schule zu schicken.
Faber war der erste Priester der Gesellschaft Jesu. Er war es, der Ignatius in das universitäre Leben einführte, während dieser ihn mit seinen Geistlichen Übungen formte. Faber war ein Mann zurückhaltenden Charakters verbunden mit großer Sensibilität, Sanftmut und scharfem Intellekt. Er gehört zu den wichtigen Akteuren der Gegenreformation. Papst Paul III. entsandte ihn nach Deutschland zu den Reichstagen in Worms und Regensburg, an deren Gesprächen er allerdings nicht direkt teilnahm, da er es vorzog, im Hintergrund als Berater und Seelsorge zu wirken. Faber hat nicht viel und nichts Wissenschaftliches geschrieben. Am 15. Juni 1542 begann er mit der Verfassung seines Memoriale. Dabei handelt es sich um geistliche Aufzeichnungen, anhand derer er sich die Gegenwart und das Wirken der göttlichen Hand in seinem Leben näher zu Bewusstsein bringen wollte, um so vor allem auch seinen Mitbrüdern Zeugnis für die konkrete Führung durch den Herrn zu geben.
Auf die Frage von P. Spadaro SJ, warum Franziskus gerade von Faber so beeindruckt sei und welche Züge seiner Gestalt ihm imponierten, erklärte der Papst: Der Dialog mit allen, auch mit den Fernstehenderen und Gegnern, die schlichte Frömmigkeit, vielleicht eine gewisse Naivität, die unmittelbare Verfügbarkeit, seine aufmerksame innere Unterscheidung, die Tatsache, dass er ein Mann großer und starker Entscheidungen und zugleich fähig war, so sanftmütig, so sanftmütig zu sein. Aus dieser Antwort werde deutlich, so Spadaro, dass Faber in der Tat ein Lebensvorbild für den Papst gewesen sei als der reformierte Priester, für den innere Erfahrung, dogmatische Formulierung und Strukturreform eng und unlösbar miteinander verbunden sind.
So stehen für Franziskus das Mystische in Ignatius wie auch in Faber und das Mystische der ignatianischen Spiritualität im Vordergrund. Doktrinelle Auseinandersetzungen waren Faber fremd. Sein Apostolat war in einer kritischen Zeit ganz auf die Reform der Kirche ausgerichtet. Dabei zeichnete er sich dadurch aus, dass sein Wirken ein Wirken in Kontemplation war, das Wirken eines ganz von Christus angezogenen Mannes, der für die Menschen da war und für den die Unterscheidung der Geister zum Grundbestand seines priesterliche Seins gehörte. Dies ermöglichte ihm sein Lehramt der Zärtlichkeit, die Fähigkeit, geistlich allen Menschen nahestehen und sich in die Lage aller versetzen zu können. Gott in allem suchen und finden: diese ignatianische Regel durchdrang Faber derart, dass er sich nicht scheute, sie auch in den feindlichsten Umständen zu verwirklichen, um mit seinem zarten Eifer alle zu Christus zu führen und in der Gemeinschaft der einen Kirche dessen Liebe spüren zu lassen.
Am gestrigen Montag, 17. Dezember, hat Papst Franziskus seinen Ordensmitbruder, den Pius IX. am 5. September 1872 seliggesprochen hatte, in der Form einer äquipollenten Kanonisation in das Verzeichnis der Heiligen eingeschrieben. Dabei handelt es sich um eine Lehre, die Benedikt XIV. in seinem Werk De servorum Dei beatificatione et de beatorum canonizatione (1734-38) formuliert hatte. Mit einer Littera decretalis, das heißt mit einer Bulle, weitet der Papst den Kult für eine Gestalt von besonderer kirchlicher Bedeutung und ungebrochener fama sanctitatis auf die universale Kirche aus, wie dies letztlich bei Hildegard von Bingen (Benedikt XVI.) und Angela von Foligno (Franziskus) der Fall war. So wird der heilige Peter Faber erklärtes Vorbild von Papst Franziskus zu einem der Ecksteine, um die Dimensionen des aktuellen Pontifikats verstehen zu können.
Sancte Petre Faber, ora pro nobis!
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