‚Der Hobbit’: Ein Gegengift zur postmodernen Langeweile

3. Jänner 2014 in Chronik


J.R.R. Tolkiens Romane sprechen etwas in uns an, das in der komfortablen, aber langweiligen säkularen Welt von heute verloren gegangen ist: Die Sehnsucht, Teil einer größeren Geschichte zu sein, den Kampf zwischen Gut und Böse und andere Themen.


Oxford (kath.net/jg)
Am 12. Dezember 2013 kam der zweite Teil der Verfilmung von J.R.R. Tolkiens Buch „Der Hobbit“ in die Kinos. Seither hält sich „Smaugs Einöde“ Woche für Woche unter den Filmen mit den höchsten Einspielergebnissen. Auch die Bücher des Oxford-Professors sind als echte „Longseller“ zu bezeichnen.

Tolkien war Zeit seines Lebens praktizierender Katholik. Auch wenn er eine allegorische Interpretation seiner Werke ausdrücklich abgelehnt hat, ist sein literarisches Schaffen von seiner katholischen Weltsicht geprägt. Er hat dies selbst mehrfach bestätigt. Warum faszinieren gerade seine Werke die Menschen unserer Zeit, fragt sich Brantly Millegan auf seinem Blog, der zum Netzwerk „aleteia“ gehört.

Viele Themen im „Hobbit“ und in der Trilogie „Der Herr der Ringe“ sind zutiefst christlich, schreibt Paul Gondreau, Professor für Theologie am Providence College. Dazu gehören die Realität von Gut und Böse, die im Naturrecht zum Ausdruck kommen und die moralischen und physischen Katastrophen, die folgen, wenn man dieses missachtet. Ein weiterer christlicher Aspekt ist die paulinische „Torheit des Kreuzes“. Damit ist gemeint, dass Gott diejenigen zu seinen Werkzeugen erwählt, die in den Augen der Welt die letzten wären, die man zu großen Aufgaben heranziehen würde. Das kommt bei den Hobbits und in besonderer Weise bei Bilbo Baggins, dem Protagonisten des „Hobbit“, zum Ausdruck. Zu den christlichen Zügen in Tolkiens mythologischer Welt gehört auch das johanneische Thema von Licht und Finsternis, wie es etwa im Düsterwald dargestellt wird. Als sich der böse Nekromant in der Festung Dol Guldur niederlässt, wird der umliegende Wald dunkel und gefährlich.

Warum sind diese Themen für die Menschen unserer Zeit interessant? Andrew Seely, Professor am Thomas Aquinas College, ist der Ansicht, dass unsere säkulare Welt im Vergleich zu Tolkiens „Mittelerde“ langweilig und eintönig ist. „Unsere Gesellschaft hat eine hohe Kunst daraus gemacht, komfortabel zu leben. Wir wollen keine Abenteuer, jedenfalls keine richtigen Abenteuer die mit Gefahr, vielen Unbekannten und Unsicherheit verbunden sind. Der ‚Hobbit’ in uns rührt sich, jedenfalls in den Jungen, der Wunsch, das sichere, angenehme Leben hinter sich zu lassen, das unfassbar Schöne zu finden und das Böse erbittert zu bekämpfen“, schreibt er wörtlich. „Ich glaube, Papst Franziskus würde das gefallen“, fügt er hinzu.

„Im ‚Hobbit’ gerät eine gewöhnliche Person (Bilbo Baggins) in eine außergewöhnliche Geschichte – in ein Abenteuer. Er entdeckt, dass es eine größere Geschichte gibt, einen uralten Kampf zwischen Gut und Böse. Er fühlt sich berufen, Teil dieser Geschichte zu werden, oder besser, seinen Teil in dieser Geschichte zu spielen. Indem er das damit verbundene Risiko auf sich nimmt, entdeckt er einen tieferen Sinn in seinem Leben. Genau das entdeckte ich, als ich Christus fand“, schreibt der Priester John Bartunek LC. „Plötzlich eröffnete sich mir der Horizont einer viel größeren Geschichte, der Geschichte der Erlösung. Indem er mich rief, ihm zu folgen, lud mich Jesus dazu ein, Teil des großen Abenteuers zu werden, das im Aufbau seines Königtums besteht“, erinnert sich Bartunek.



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