Erzbischof Stankevics: Sehe 'den Anfang eines dritten Totalitarismus'

10. Jänner 2013 in Aktuelles


Der lettische Metropolit warnte bei Vortrag in Augsburg vor moralischem Relativismus bei den Themen Abtreibung, Euthanasie, genetische Manipulation und Homo-„Ehe“


Augsburg (kath.net) Europa habe im letzten Jahrhundert nicht wahrgenommen, „dass die Frucht von zwei totalitären Regimen sehr schrecklich war.“ Und „jetzt sehe ich den Anfang eines dritten Totalitarismus“, nämlich des „moralischen Relativismus, das bedeutet: keine Offenbarung, sondern ich kann mit meinem Kopf alles entscheiden“, beispielsweise bei den Themen Abtreibung, Euthanasie, genetische Manipulation, Homo-„Ehe“, auch durch parlamentarische Entscheidungen. Dies erläuterte vor wenigen Tagen der katholische Erzbischof von Riga/Lettland, Zbigņevs Stankevičs (Foto). Im Rahmen der vom Gebetshaus Augsburg organisierten „Mehr-Konferenz“ gab der Metropolit eine Katechese mit Glaubenszeugnis. Die Konferenz hatte über 3.500 Menschen nach Augsburg gezogen und war zusätzlich von über 10.000 Menschen per Internet-Livestream verfolgt worden. „Europa erkennt heute seine christlichen Wurzeln nicht mehr“, sagte der lettische Metropolit.

Stankevičs warnte: „Es gibt diese homosexuelle Lobby und sie will in der ganzen Gesellschaft das Konzept über Familie und über die Identität des Mannes und der Frau auswechseln“. Als Beispiel nannte er den neuen Sprachgebrauch „Eltern Nr. 1 und Eltern Nr. 2“ anstelle von „Vater und Mutter“. Es gehe hierbei um „eine Revolution in unserem Kopf“. Demgegenüber zeige Gottes Offenbarung, dass Identität darin bestehe, dass ein Mann und eine Frau einander vervollkommnen, nicht aber darin, dass zwei identische Personen zusammenleben. „Das ist eine Revolution und dieser Gedanken ist sehr totalitär. Das ist keine Toleranz, sondern das ist ‚Einbahn[straßen]-Toleranz‘.“ Das sei Toleranz nur für jene, die ähnliche Gedanken denken. Der Erzbischof wies darauf hin: „Wir müssen die homosexuellen Personen lieben“, man dürfe sie nicht von oben herab anschauen, „auch sie haben die menschliche Ehre und müssen auch mit Ehre behandelt werden“, aber man könne nicht erkennen dass sie recht hätten und dass dies okay sei. „Wir haben ihnen gegenüber Liebe und Ehre, aber wir sagen: nein, deine Aktion, deine Meinung ist nicht richtig“ und „wir erklären ihnen die Wahrheit.“ Dies entstamme der Offenbarung.

Dann ging der lettische Erzbischof auf den „sogenannten Feminismus“ ein. „Das ist ein großes Thema“, es gehe um „Gottes Plan für eine Frau und einen Mann.“ Wenn das Konkurrenzdenken komme, dann entwickle eine Frau den Wunsch, ein Bischof zu sein, ein Priester zu sein, usw. „Doch in Gottes Plan gibt es kein Konkurrenzdenken, sondern Mitarbeit.“ Die Frau unterscheidet sich vom Mann nicht nur in physischer Hinsicht, sondern auch seelisch und geistlich. Eine „Frau hat eine andere Berufung“ und „ein Mann kann keine Frau ersetzen, eine Frau kann auch nicht einen Mann ersetzen“. Er könne die Rede von der sogenannten „Diskriminierung der Frauen in der katholischen Kirche“ nicht akzeptieren, stellte Stankevičs fest. Die Gottesmutter Maria „nennen wir Königin alle Heiligen. Königin. Höher als alle Männer, höher als der heilige Petrus, als alle Päpste und Bischöfe“. „Es geht um eine andere Berufung: Ohne Maria kann Jesus nicht kommen“. Wir müssten unsere „unsere Einstellungen korrigieren. Unsere säkulare, postmoderne Gesellschaft hat falsche Einstellungen“. Es sei nötig, zurückzukehren zu Gott, zur Offenbarung, zum Lobpreis, dann „kommen die Einstellungen auch in richtiger Weise in unseren Kopf“.

Zur Person:
Zbigņevs Stankevičs ist seit dem Jahr 2012 Mitglied des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen. 2011 wurde er in Lettland zum lettischen Europäer des Jahres ernannt, in seiner Dankesrede bezeichnete er dann die Menschenwürde als den Kern Europas.

Zbigņevs Stankevičs wurde 1955 in einer Familie polnischer Herkunft geboren. Er machte das Ingenieur-Diplom am Polytechnischen Institut Riga und arbeitete 12 Jahre normal im Beruf. Das Studium der Philosophie und Theologie in Lublin nahm er erst im Alter von 35 Jahren auf, mit 41 Jahren wurde er zum Diözesanpriester des Erzbistums Riga geweiht. Nach einigen Jahren mit seelsorgerlichen Aufgaben, u.a. auch die Begleitung einer charismatischen Gemeinschaft und Spiritual des Priesterseminars Riga, begann er mit 47 Jahren ein Promotionsstudium in Rom an der Päpstlichen Lateranuniversität, seine Doktorarbeit im Fach Fundamentaltheologie wurde mit „summa cum laude“ beurteilt. Am 8.8. 2010 wurde er zum Erzbischof von Riga geweiht. Bei seiner Installation als Metropolit von Riga am 21.8.2010 war auch der Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner anwesend.

Video Gebetshaus Augsburg - Glaubenszeugnis und Katechese von Erzbischof Zbigņevs Stankevičs, Riga/Lettland



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