Mama Kirche

16. Jänner 2014 in Aktuelles


El Jesuita. Den heiligen Ignatius in Papst Franziskus verstehen. Die eine heilige hierarchische Kirche, die ‚in der Welt’ ist, aber nie ‚von der Welt’ sein kann. Von Armin Schwibach (VATICAN magazin)


Rom (kath.net/as/VATICAN magazin) Wie Benedikt XVI. wird es Papst Franziskus nicht müde, eindringlich zu betonen, dass die Kirche kein soziales Konstrukt, kein endlicher Mechanismus, keine NGO ist, die jeweils dem Geist der Welt entsprechend und dessen Regeln nachahmend neu hergerichtet werden könne oder müsse: Die Kirche ist Mutter, oder wie es Franziskus zu sagen liebt: Sie ist die zärtliche Mama, die sich um ihre Kinder sorgt. Die Kirche kann bei all ihrem Sein „in der Welt“ nicht „von der Welt“ sein. Sie lebt allein aus dem Geist Christi und wird von ihm geführt.

Wie der heilige Ignatius von Loyola in seinem Exerzitienbuch (EB) festhält, müsse die Kirche immer und zutiefst als die „wahre Braut Christi“ gesehen werden, „die unsere heilige Mutter ist, die hierarchische Kirche“. Diese Mutter ist sakramental und hierarchisch strukturiert und lebt aus der bräutlichen Anwesenheit Christi durch die Wirksamkeit des Geistes in ihr. Diese Wirksamkeit ist nicht von der konkreten kirchlichen Realität abzutrennen. Die komplexe Wirklichkeit der Kirche besteht in der umgreifenden Synthese von immanenter Institutionalität und transzendenter Sinngebung. Menschwerdung, eucharistischer Leib und Kirche – in dieser Dreigestalt vollzieht und heiligt sich wirkliches Leben.

Wenn die eine Kirche Christi Ausdruck der unvergleichlichen ewigen Güte Gottes ist, so kann dieser Ort nicht in Trennung sein. Jede Absonderung ist eine Absonderung von der absoluten Wahrheit und ein Voranstellung eines partiellen endlichen Willens gegenüber dem Willen Gottes. Der Teufel ist es dagegen, der Argwohn säht, Gewissensangst, die traurig stimmt, die Seele schwächt oder verwirrt und täuscht (vgl. EB 315, 332). Der Feind veranlasst zur Verwirrung des Egoismus, zur Verstocktheit gegenüber der Wahrheit (vgl. EB 326). Der vom Satan gesäte Argwohn, so hielt es Kardinal Bergoglio einmal fest, „setzt im Herzen einen krummen Maßstab, der die ganze Wirklichkeit verzerrt (verkrümmt)“. Was tragisch ist, denn: „Wer einen krummen Maßstab anlegt, muss alles, was geschieht, verzerrt interpretieren“.

Zum Beschluss seines Exerzitienbuches gibt der heilige Ignatius in den Instruktionen „ad sentiendum vere, sicut debemus in Ecclesia militante“ (für das wahre Gespür, dem in der dienenden – militans – Kirche zu folgen ist) in der ersten Regel vor: „Jegliches Urteilen zurücksetzend, müssen wir den Geist vorbereitet und willig haben, um in allem der wahren Braut Christi unseres Herrn zu gehorchen, die unsere heilige und hierarchische Mutter Kirche ist“. Die Kirche ist missionarisch im Aufbruch (vgl. Evangelii gaudium), sie gestaltet sich in der Ausfaltung der Einheit, die nicht als Summe der einzelnen Teile bestimmt ist. Wahrheit ist eine absolute Qualität, die im mystischen Leib Christi ihren realsymbolischen Ausdruck findet. Das nur als die Kirche existierende Christentum bildet so den Anspruch, wahres und einzigartiges Zusammenstimmen von Glauben und geschichtlichem Leben zu sein.

Die Kirche als Braut des Herrn und Mutter ist Maßstab und Raum, innerhalb dessen sich alle Wirklichkeiten zu bewahrheiten haben. Fällt diese Bewahrheitung aus, da die angetroffenen Elemente widersprüchlich auftreten, so ist dies nicht Grund dazu, die Widersprüchlichkeit als eine der Möglichkeiten gelten zu lassen, sondern sie aus ihrem inneren Unverstand heraus wieder zu sich kommen zu lassen oder zu eliminieren. Das übernatürliche Wesen der Kirche ist in die Hand des Menschen gegeben. Es ist das erlösende Geschenk Gottes an seine Schöpfung, so dass diese nicht zur Relativität verdammt ist.

Kirchenlehre ist die geschichtliche Lehre des Geheimnisses der Menschwerdung, ihres Ursprungs, ihrer Folgen. Das Christusgeschehen bedingt das Dasein der Kirche. Die Kirche ist nicht verfügbar, manipulierbar, von außen „reformierbar“, ohne sie ihres Ursprungs zu enteignen. Diesem Ursprung gilt es, sich in Vernunft, betend und heiligend anzunähern. Das Christusgeschehen, das die gesamte Schöpfung betrifft, ist ein freier Aufruf Gottes zu einer freien Antwort im Glauben, aus der heraus sich eine neue Welt ergibt.

Die Rede der Kirche ist immer eine Rede „für“, nie eine Rede „gegen“. Der Christ nimmt für Papst Franziskus dann an der Mutterschaft der Kirche teil, damit das Licht Christi alle Enden der Erde erreiche, denn: „Wir alle sind die Kirche. Die Kirche ist eine gute Mutter, die den Kindern hilft, aus sich selbst herauszukommen, nicht bequem unter den mütterlichen Fittichen zu bleiben, wie eine Brut von Küken unter den Fittichen der Glucke“.

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