Seht, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt

19. Jänner 2014 in Aktuelles


Franziskus: Die enorme Masse des Bösen wird von einem schwachen und gebrechlichen Geschöpf hinweggenommen, Symbol des Gehorsams, der Fügsamkeit und der wehrlosen Liebe. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Nach der Weihnachtszeit heute der zweite Sonntag im Jahreskreis: das Kirchenjahr ist wieder grün geworden, der Alltag ist ausgebrochen. Wie der Erzbischof von Bamberg, Ludwig Schick, am heutigen Morgen twitterte: „Mit Jesus Christus bleibt unser Alltagsleben immer ‚im grünen Bereich’“.

In seiner Ansprache vor dem traditionellen Gebet des Angelus konzentrierte sich Papst Franziskus auf das Evangelium vom Tag (Joh 1,29-34), das über die Begegnung von Jesus mit Johannes dem Täufer am Jordan berichtet. Der Täufer sehe, wie Jesus durch die Menge schreite, und erkenne in ihm den Gesandten Gottes, auf den er deshalb mit den Worten verweise: „Seht, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt“ (V. 29).

Das Verbum, das mit „hinwegnimmt“ übersetzt werde, bedeute wörtlich „auf sich nehmen“, so der Papst. Jesus sei in die Welt mit einer präzisen Sendung gekommen: sie von der Knechtschaft der Sünde zu befreien und die Schuld der Menschheit auf sich zu nehmen, durch die Liebe. Es gebe keine andere Weise, die Sünde und das Böse zu besiegen. In der Worten des Johannes nehme Jesus die Züge des „Knechts des Herrn“ an, der auf sich unsere Leiden und unsere Schmerzen nehme, bis hin zum Tod am Kreuz: „Er ist das wahre Osterlamm, der in den Fluss unserer Sünde eintaucht, um uns zu läutern“.

Johannes der Täufer sehe vor sich einen Menschen, der sich mit den Sündern in eine Reihe stelle, um sich taufen zu lassen, obwohl er dessen nicht bedürfe. Franziskus erinnerte daran, dass im Neuen Testament das Wort „Lamm“ immer für Jesus verwendet werde. Das Bild des Lammes könnte aufgrund seiner Zartheit erstaunen lassen. Die enorme Masse des Bösen werde von einem schwachen und gebrechlichen Geschöpf hinweggekommen, Symbol des Gehorsams, der Fügsamkeit und der wehrlosen Liebe, die bis zum Opfer seiner selbst gehe. Das Lamm sei kein Herrscher, sondern fügsam und friedfertig: „So ist Jesus: wie ein Lamm!“

Dies bedeute für die Kirche, an die Stelle der Bosheit die Unschuld, an die Stelle der Gewalt die Liebe, an die Stelle des Hochmuts die Demut, an die Stelle des Prestiges den Dienst zu setzen: „Jünger des Lamms zu sein bedeutet nicht, wie eine ‚belagerte Festung‘ zu leben, sondern wie eine Stadt auf dem Berg, die offen, aufnahmebreit und solidarisch ist“. Dies heiße, keine Haltungen der Verschlossenheit anzunehmen, sondern das Evangelium allen vorzuschlagen, „indem wir mit unserem Leben bezeugen, dass uns die Nachfolge Jesu freier und freudiger macht“.

Nach dem Angelus erinnerte der Papst an den heutigen Welttag des Migranten und Flüchtlings, der unter dem Thema steht: „Migranten und Flüchtlinge: unterwegs zu einer besseren Welt“. Franziskus grüßte besonders die Vertreter der verschiedenen ethnischen Gemeinschaften, die auf dem Petersplatz zusammengekommen waren, besonders die katholischen Gemeinden Roms. Der Papst rief dazu auf, die Hoffnung auf eine bessere Zukunft nicht zu verlieren, und sprach den Wunsch aus, dass die Flüchtlinge in den Ländern, in denen sie nun lebten, ihre Werte bewahren und in Frieden leben können. Franziskus dankte allen, die für die Migranten arbeiten und sich gegen die "Händler mit Menschenfleisch" wehren, die die Migranten versklaven wollen.

Zusammen mit allen Pilgern und Besuchern betete der Papst ein Ave Maria für alle Migranten und Flüchtlinge, die die schwersten Situationen leben.

Video des Angelus




© 2014 www.kath.net