23. Jänner 2014 in Weltkirche
Immerhin kritisierte der langjährige Protestantenführer auch die Diskriminierung von Katholiken in seinem Land, beispielsweise Benachteiligung von Katholiken auf dem Wohnungs- und Arbeitsmarkt und durch Manipulation von Wahlkreisgrenzen
Dublin (kath.net/KNA) Der langjährige nordirische Protestantenführer Ian Paisley (87) hat wenig Verständnis für Tony Blairs Übertritt zum Katholizismus gezeigt. «Du bist ein Trottel», habe er dem britischen Ex-Premierminister 2007 auf dessen Bekenntnis hin geantwortet, zitierte die Tageszeitung «Irish Times» (Montag) aus einem Interview für den zweiten Teil einer BBC-Dokumentation über Paisleys Leben, der am Montag gesendet werden soll. Der frühere Anglikaner Tony Blair war im Jahr 2007 in die volle Gemeinschaft mit der katholischen Kirche aufgenommen worden, kath.net hat berichtet
Blairs Großmutter, der Angehörige in der nordirischen Grafschaft Donegal hat, soll ihm einmal gesagt haben: «Du darfst niemals eine Katholikin heiraten und niemals Mitglied der katholischen Kirche werden». Er habe ihr in beiden Fällen nicht gehorcht: Blairs Ehefrau Cherie ist praktizierende Katholikin, und Blair selbst konvertierte nach seinem Rücktritt als Premier.
Paisleys Leben ist von unerwarteten Wendungen geprägt. Vor 60 Jahren gründete er die Freie Presbyterianische Kirche und die radikal-protestantische Partei «Democratic Unionist Party» (DUP). Nachdem er lange Zeit als kompromissloser Vertreter unionistischen Interessen in Nordirland agierte, bildete er 2007 zusammen mit dem katholischen Sinn-Fein-Politiker und ehemaligen IRA-Mitglied Martin McGuinness eine Allparteienregierung. Im nordirischen Friedensprozess spielte er damit eine bedeutende Rolle. 2008 trat er von allen politischen Ämtern sowie als Synodalpräsident seiner Kirche zurück.
Zuletzt zeigte sich Paisley versöhnlich. In einem BBC-Interview kritisierte er die langjährige Diskriminierung von Katholiken in seinem Land. «Das gesamte System war falsch», so Paisley. Vor allem räumte der frühere Hardliner Benachteiligung von Katholiken bei Wahlen ein, an denen zeitweise nur Hauseigentümer teilnehmen durften. Katholiken wurden auf dem Wohnungs- und Arbeitsmarkt und durch die Manipulation von Wahlkreisgrenzen diskriminiert. Trotz dieses Eingeständnisses steht Paisley weiter zu seiner Ablehnung des Katholizismus, die ihm einen Ruf als protestantischer Fanatiker einbrachte.
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