28. Jänner 2014 in Kommentar
Der Medienwirbel um Bischof Krenn, die Angriffe auf ihn und die Gelassenheit, mit der er damit umging, haben mich neugierig gemacht. Damals war ich noch eher kirchenfern. Ein Gastkommentar von Ignaz Steinwender
St. Pölten (kath.net) Als ich erfuhr, dass Bischof Krenn (Foto) unmittelbar vor dem Ad-limina-Besuch der österreichischen Bischöfe verstorben ist, da wurde ich sehr nachdenklich, betroffen und traurig. Wenn ich jetzt über Bischof Krenn etwas schreibe, dann werden sich vielleicht manche vor den Kopf gestoßen fühlen, die den Verstorbenen nur von den Medien her kannten.
Dabei muss ich gleich vorausschicken. Ich habe mich immer für Leute interessiert, die medial angegriffen wurden, weil ich der Ansicht war und immer noch bin, dass es nicht immer die schlechtesten Früchte sind, an denen die Wespen nagen. Umgekehrt bin ich sehr misstrauisch, wenn Politiker oder kirchliche Leute von den Medien gelobt werden. Da ziehts mich überhaupt nicht hin.
In einer Zeit, als ich noch eher kirchenfern war, aber begonnen hatte, die Kirche wieder neu zu entdecken, da ist mir Bischof Krenn erstmals aufgefallen. Der Medienwirbel, die Angriffe auf ihn und die Gelassenheit, mit der er damit umging, haben mich neugierig gemacht.
Ich fuhr extra zu einem Vortrag von ihm und gewann einen Eindruck, der sich später bestätigte: Da ist ein echter Denker, selbstlos, wahrheits- und freiheitsliebend, anziehend für einen Suchenden.
In Salzburg traf ich einmal einen ehemaligen Gendarmeriekollegen, einen Kriminalpolizisten, der mit der Kirche eigentlich nichts am Hut hat. Irgendwie kamen wir auf Krenn zu sprechen und er sagte mir: Du, der Krenn, der taugt mir. Wenn ich den bei Diskussionen mit Journalisten beobachte, dann habe ich den Eindruck, der operiert von einer höheren Warte aus, dem kommen sie nicht an. Damit hatte er eine wichtige Eigenschaft von Bischof Krenn beschrieben. Er war Philosoph, er hat tiefer geblickt.
Wenn die Bischöfe im Stephansdom Messe feierten, dann kamen sie nachher aus der Sakristei und jeder ging seine Wege. Wenn Bischof Krenn herauskam, war er sofort von Menschen umringt, die viele
Fragen an ihn hatten. Wie ein Magnet hat er Journalisten, Intellektuelle und einfache Gläubige angezogen. Sein spekulativer Geist verband sich mit einem herzlichen, unkomplizierten von jeder Anbiederung freien Zugang zu den einfachen Menschen.
Ein Journalist, der bei Krenn als Student Vorlesungen gehört hatte, erzählte mir einmal, dass Krenn als Professor in Regensburg bei den Studenten unglaublich beliebt war. Ihm ging es bei Prüfungen nicht darum, festzustellen, ob jemand einen Stoff kennt, sondern ob er denkt, ob der Student gelernt hat, zu denken.
Krenn hatte ein besonders gutes Verhältnis zu Papst Johannes Paul II. und hat manchmal mit ihm gefrühstückt. Die Philosophie, die Liebe zur Wahrheit hat beide besonders verbunden. Die Nähe zu Johannes Paul II. hat auch dazu beigetragen, dass Krenn von vielen Medien und Kirchenkritikern heftig angegriffen wurde, weil diese damit auch den Papst treffen wollten.
Oft hat man Krenn vorgeworfen, er polarisiere. Sicher hat er mit scharfsinnigen Wortmeldungen weltanschauliche Gegner herausgefordert und harmoniebedürftige Mitbrüder sowie zeitgeistige Mitläufer verärgert. Aber er tat dies, weil er sensibel war für die totalitären Züge der Meinungsmache, es war ein Dienst an der Freiheit und an der Wahrheit. Er hat die Lehre der Kirche verteidigt, den Dogmen des Zeitgeistes mutig und kritisch widersprochen und dafür selbstlos die Last des Widerspruchs getragen.
Dafür genoss er große Wertschätzung bei weltanschaulichen Gegnern, bei Intellektuellen und vielen Fernstehenden, einfache Gläubige haben ihn geliebt, vom zeitgeistigen innerkirchlichen Establishment wurde er gehasst.
Bischof Krenn hatte auch Fehler. Er war oft zu gutgläubig und hatte am Schluss seiner Amtszeit in St. Pölten nicht mehr die Kraft, auf skandalöse Vorgänge im Seminar entsprechend zu reagieren.
Trotzdem sei festgehalten. Bischof Krenn ist nicht gescheitert. In dem unbarmherzigen Abgang, den er erfuhr und in seinem Leiden, das er geduldig ertrug, ist er dem ähnlich geworden, der unüberwindbar ist, dessen Sieg die Niederlage zur Voraussetzung hat. ER möge ihm die ewige Ruhe geben.
Der Autor, Dr. Ignaz Steinwender, ist Dekan in Zell am Ziller
kath.net-Buchtipp
Capax Dei
Von Kurt Krenn
Verlag St. Josef
Gebundene Ausgabe, 294 Seiten
ISBN: 978-3901853272
Preis: Euro 19,90
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