Danke, lieber Hubert!

4. Februar 2014 in Deutschland


Bischof Hubert Luthe war ein Original. Ein Mensch durch und durch. Jemand, der aus einem unglaublich selbstverständlichen Gottvertrauen lebte, lachte, weinte, nachdachte und betete. Ein Nachruf von Martin Lohmann


Essen (kath.net) Der Essener Bischof Hubert Luthe (Foto) ist am heutigen 4.2.2014 verstorben. Martin Lohmann, dem Hubert Luthe nach eigenem Bekunden zu einem seiner „geistigen Väter und kostbaren Freund“ wurde, hatte den Essener Bischof früher zu Kölner Zeiten bei zahlreichen Altar- und Kirchweihen als Zeremoniar begleitet. Luthe war ein enger Freund der Familie Lohmann. Kath.net hat den Chefredakteur des katholischen Fernsehsenders K-TV um einen persönlichen Nachruf auf Hubert Luthe gebeten.

Hubert Luthe war ein Original. Ein Mensch durch und durch. Jemand, der aus einem unglaublich selbstverständlichen Gottvertrauen lebte, lachte, weinte, nachdachte und betete. Ein Mensch, der nahe bei den Menschen war, der die Menschen suchte, weil er Gott suchte und sein Leben – wie auch sein Leiden und Sterben – auf diesen großen Gott ausgerichtet hatte. Weitsicht, Vertrauen, Nachdenklichkeit, Weisheit, Klugheit, Verständnis, Barmherzigkeit, Treue und nicht zuletzt Humor – all das konnte man bei ihm sehen, erleben und mit ihm erfahren. „Du tust mir gut“ war eine Aussage zu Familienangehörigen und Freunden, die aus seinem Herzen geradezu sprang, wenn er sich verabschiedete. Dabei tat vor allem er jenen gut, die ihm begegneten im Gespräch und im gemeinsamen Gebet, die ihn um Rat fragten, den er niemals schablonenhaft oder spruchreich gab, sondern stets behutsam, einfühlsam und ohne jeden Habitus des Besserwissers.

Als ich ihn vor wenigen Wochen fragte, ob er Angst vor dem Tod habe, winkte er ab: „Nein, vor dem Tod nicht, ich glaube ja zu wissen, wohin es geht. Gott wird mir immer vertrauter. Aber vor dem Sterben habe ich schon Manschetten, lieber Martin, das ist sicher nicht so einfach. Das Kreuz ist nicht ganz leicht.“ Nachdenklich sagte er, der in seinen bischöflichen Wahlspruch den Aufruf „Ut non evacuetur Crux Christi“ – dass nicht das Kreuz Christi abgetan sei – aufgenommen hatte, dies, aber vor allem sehr hoffnungsstark. Und dann meinte er, er gehe davon aus, viele liebe Menschen im eigentlichen Leben wiederzusehen. Und darauf freue er sich.

Hubert Luthe konnte sehr viel Freude ausstrahlen und damit andere regelrecht anstecken. Und so herzhaft lachen. Zum Beispiel über viele gemeinsam erlebte Geschichten. Im Zweifel immer für die Hoffnung und die Freude an Gott und am Leben. Doch bei aller Leichtigkeit des Seins, die der Kölsche Jung zu versprühen verstand mit Humor und Schlagfertigkeit, zeichnete ihn eine hohe Sensibilität und Feingeistigkeit aus. Man konnte vor allem dies sehr deutlich sehen, als er genau einen Monat vor seinem eigenen Heimgang seinen geliebten Bruder Karl-Joseph beerdigte – was ihn bei genauerem Hinsehen sehr bewegt mitnahm. Hubert, der älteste Sohn der Familie Luthe, der seit längerem schon selbst von körperlicher Schwäche gekennzeichnet war und seine eigenen Gebrechen mit hellwachem Geist leicht zu tragen schien, hatte seinen ebenfalls sehr glaubensstarken Bruder intensiv auf einem schweren Leidensweg begleitet. Hubert Luthe verstand es immer, andere zu stärken. Dies tat er bis zum Aushauchen seines irdischen Lebens.

Er, der so viel Großes erlebte und so vielen großen Persönlichkeiten begegnen durfte, er, der für den Kölner Kardinal Josef Frings zur vertrauten Sicherheit als Begleiter wurde und das Konzil hautnah miterlebte – er hatte niemals die Versuchung zum Abheben. Er blieb geerdet, nicht zuletzt durch seine Familie, seine Geschwister und deren Familien und durch die gelebte Treue zu all jenen, denen er besonders zum Vertrauten wurde. Geistige Enge war ihm suspekt. Weite hingegen ein Hinweis auf die Größe Gottes. Hubert Luthe ist vielen ein kostbarer Zeuge der Wahrheit geworden, einer, der andere spirituell und geistig reich beschenkte, und der als Apostelnachfolger zum treuen Verwalter der Schätze des Herrn wurde. Er glaubte zu wissen, wohin es geht. Dort wird er sicher auf die Frage des Gekreuzigten und Auferstandenen antworten können: „Herr, du weißt alles, du weißt auch, dass ich dich liebe.“

Danke, lieber und guter Hubert!

Foto Bischof Luthe © Bistum Essen


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