Ipolt: Wiederverheiratung ‚objektiver Widerspruch zum Gebot des Herrn‘

12. Februar 2014 in Deutschland


Auch Bischof von Görlitz übt Kritik an Bischof Ackermann: "Es kann „auch in Zukunft nicht darum gehen, sich Lebensgepflogenheiten anzupassen – die heute so und morgen anders sind; wir müssen vielmehr als Getaufte uns am Evangelium messen"


Görlitz (kath.net) „Ob ein Mensch im Stande der Gnade ist (sei er geschieden und wiederverheiratet oder auch nicht), das kann niemand über einen anderen sagen. Bei Scheidung und Wiederverheiratung geht es aber um einen objektiven Widerspruch zum Gebot des Herrn – nicht so sehr darum, wie er sich persönlich vor Gott fühlt.“ Dies sagte Wolfgang Ipolt, Bischof von Görlitz, gegenüber kath.net auf Anfrage im Zusammenhang mit den öffentlichen Thesen des Trierer Bischofs Stefan Ackermann. Ackermann hatte sich für die Anpassung der katholischen Sexuallehre an die faktische Lebenssituation der modernen Gesellschaft ausgesprochen, konkret in der Beurteilung wiederverheirateten Geschiedenen, vorehelichem Sex, Geburtenregelung und Homosexualität. Gegenüber kath.net haben sich inzwischen der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen, der Augsburger Bischof Konrad Zdarsa, der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke sowie die Pressestelle des Bistums Regensburg dezidiert kritisch zu Ackermanns Thesen geäußert, kath.net hat berichtet.

Es könne „auch in Zukunft nicht darum gehen, sich Lebensgepflogenheiten anzupassen – die heute so und morgen anders sind; wir müssen vielmehr als Getaufte uns am Evangelium messen“, stellt der Bischof gegenüber kath.net klar. Dabei habe er allerdings „den Eindruck, dass wir uns als Kirche heute im Bereich der Sexualethik schwer verständlich machen können.“ Dies spräche nicht „gegen die Spielregeln, die wir verkünden“, aber es lege „uns die Aufgabe ans Herz, mit größerer Sensibilität und mit einer guten Sprache von dem zu sprechen, was sich hinter unserer Ethik verbirgt und sie einladend vorzuleben“.

Grundsätzlich stufe er „die katholische Sexualethik als besser als ihr Ruf“ ein. Es geht hier letztlich darum, „die Sexualität zu humanisieren und zu kultivieren – für den Einzelnen und für alle, die davon betroffen sind.“ Der Görlitzer Bischof fragte: „Haben wir das nicht gerade schmerzlich gelernt bei der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle in unserer Kirche? Es ist dies eine bleibende Lebensaufgabe für jeden Menschen.“

Bischof Ipolt vermutete gegenüber kath.net, dass die Äußerungen von Bischof Ackermann „nur auszugsweise zitiert wurden. Hier sind einige – wenn auch nicht unbedeutende Sätze – aus dem Zusammenhang herausgenommen worden.“ Die Äußerungen Ackermanns „allein für sich gesprochen“ halte er „für ein wenig undifferenziert, denn viele Menschen könnten dadurch irritiert sein“.

Natürlich gelte, „unsere Sexualethik kann man nur auf dem Hintergrund des Glaubens und unseres christlichen Menschenbildes verstehen und deuten“. Doch grundsätzlich gehe es in der kirchlichen Verkündigung auch darum, den gläubigen Menschen daran zu erinnern, dass dieser Bereich seines Lebens etwas mit seiner Taufe zu tun habe. Ipolt erinnerte an die Mahnung des Paulus an die Gemeinde von Korinth (1 Kor 6, 19): „Wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt…? Ihr gehört nicht euch selbst!“

Es gebe also „seit unserer Taufe nichts mehr, was nicht dem Herrn ‚gehört‘“, stellte Ipolt fest, machte jedoch darauf aufmerksam: „Das haben leider viele Katholiken vergessen. Darum empfinden sei es als Einmischung der Kirche, wenn sie sich zu solchen Fragen äußert.“

Ipolt wies darauf hin, dass sich ja die kommende Bischofssynode mit diesen Fragen beschäftigen werde. Dabei stufte er es als „hilfreich“ ein, „dass Papst Franziskus alle diese Fragen von Ehe und Familie und auch der Sexualethik in den Kontext der neuen Evangelisierung gestellt hat und stellen will. Das zeigt bereits der Fragebogen, dessen Antworten jetzt in Rom eingehen.“ Denn „in der katholischen Kirche werden solche Fragen selbstverständlich immer gemeinsam geregelt und lehramtlich formuliert, was nicht hindert, dass ein Bischof seine Meinung sagen kann.“

Der Görlitzer Bischof äußerte abschließend: „Wir sind als Kirche die Gemeinschaft der Jüngerinnen und Jünger des Herrn und haben auf ihn zu hören und herauszufinden, was es uns heute sagen will – auch in diesem sensiblen Bereich. Wir sollten darum beten, dass die Kirche – und das sind die Bischöfe mit dem Papst, aber auch alle Gläubigen – in den Fragen von Ehe und Familie und insbesondere in der Sexualethik einen verantwortungsvollen Weg in die Zukunft geht. Ich bin sicher, dass wir auch anderen Menschen, die nicht zu unserer Kirche gehören oder Gott nicht einmal kennen, eine Hilfe und Stütze sein können in ihrem Bemühen um den rechten Weg in ihrem Leben – denn dazu sind wir gesandt.“

Kontakt-E-mail Bischof Ackermann [email protected]



Foto Bischof Ipolt © Bistum Görlitz


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