17. Februar 2014 in Deutschland
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Baden-Württemberg hat ein Materialheft für die Schule zum Thema LGBT im Unterricht vorgelegt. Die Schüler sollen LGBT-Lebensweisen nicht nur tolerieren, sondern akzeptieren.
Stuttgart (kath.net/jg)
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Baden-Württemberg hat ein Materialheft Lesbische und schwule Lebensweisen ein Thema für die Schule herausgegeben. Inhaltlich wurde das Heft 2013 bereits in 6. Auflage vom Arbeitskreis Lesbenpolitik erstellt. Es wurde allerdings erst durch die Sendung Menschen bei Maischberger am 11. Februar bekannt, als der Generalsekretär der Evangelischen Allianz, Hartmut Steeb und die Publizistin Birgit Kelle darauf eingingen.
Das Ziel sei, dass Diskriminierung von LGBT-Personen verlernt, Anerkennung dagegen erlernt wird, schreibt GEW-Landesvorsitzende Doro Moritz in der Einleitung. Es geht der GEW also darum, homo-, bi- und transsexuelle Lebensweisen nicht nur zu tolerieren, sondern zu akzeptieren. Kritische Anfragen sind nicht vorgesehen. Die biblische Auffassung gegen Homosexualität wird auf die Verurteilung von Knabenliebe und Prostitution reduziert. Die katholische Position wird überhaupt nicht erläutert, sondern nur anklagend erwähnt. Dafür gibt es einen langen Text über die Segnung eines lesbischen Paares durch eine evangelische Superintendentin (S. 27).
Wie im umstrittenen Bildungsplan 2015 vorgesehen, soll das LGBT-Thema Querschnittsmaterie für alle Unterrichtsgegenstände werden. Auf S. 9 des Materialheftes ist zu lesen: In der Englischlektion besucht Mary ihren schwulen Opa, schaut Peter die Gay Games im Fernsehen an, verliebt sich Sarah in ihre beste Freundin. Im Lesebuch der Grundschule finden Kinder Alleinerziehender ihre Familienform genauso wieder wie Kinder, die mit ihren Eltern leben, ihren Großeltern oder eben mit zwei Vätern. Im Mathematikunterricht haben die Schülerinnen und Schüler den Prozentanteil der Lesben und Schwulen einer gegebenen Bevölkerung auszurechnen. In Wirtschaftskunde kann auch einmal ein schwules Paar einen Kaufvertrag abschließen, eine Lesbe ihren Lohnsteuerjahresausgleich zusammenstellen. In Geschichte ist die Schwulenverfolgung unter den Nazis Thema.
Der natürlichen Familie, in der die Mehrheit der Kinder leben, räumt die GEW keine große Zukunft ein: Aber auch beim Lesen, Schreiben und Rechnen wird implizit das Bild von der Vater-Mutter-Kind-Familie vermittelt, obwohl diese Familienform am Anfang des 21. Jahrhunderts in Auflösung begriffen ist. Andere Familienformen, wie Patchwork-Familien, Ein-Eltern-Familien, Singles, Wohn- und Hausgemeinschaften nehmen einen breiten Raum in unserer Gesellschaft ein. In der Schule werden sie noch nicht angemessen berücksichtigt. (S. 6)
Unser Wunschhaus
In einem Unterrichtsbeispiel für die 4. Schulstufe, also für neun- bis zehnjährige Kinder soll ein Haus mit sieben Wohnungen gezeichnet werden. Der Titel lautet: Unser Wunschhaus In diesen Wohnungen werden sieben verschiedene Familienformen gezeichnet, wobei jeweils mehrere Deutungen möglich sind. Dazu sollen vom Lehrpersonal die entsprechenden Erklärungen gegeben werden: Was bedeutet lesbisch? Die Frauen lieben sich
und wollen zusammenbleiben. Deshalb haben sie auch eine
gemeinsame Wohnung. Die Frage von Kindern, ob Frauen heiraten können, kann im Grundschulbereich durchaus bejaht werden, auch wenn dies formal nicht korrekt ist, da die sogenannte eingetragene Lebenspartnerschaft der Ehe nicht gleichgestellt ist, heißt es wörtlich bei den Erklärungen zur Wohnung mit zwei Frauen und einem Kind. Zur Wohnung mit zwei Männern ist zu lesen: Die LehrerIn stellt im Gespräch mit den SchülerInnen Homosexualität als gleichwertige selbstverständliche Lebensform dar.
Die natürliche Familie kommt nur in zwei Wohnungen vor, wenn auch nur als eine von mehreren möglichen Formen. Wohnung 5: Dunkelhäutiger Mann und dunkelhäutige Frau, weißes Kind. Dies könnte ein Ehepaar sein, das ein Kind adoptiert hat. und Wohnung 6: Frau, Mann zwei Kinder. Das könnten Mutter und Vater mit ihren zwei Kindern sein. Oder: Die Mutter ist geschieden und lebt mit einem neuen Partner zusammen (oder umgekehrt), oder die Erwachsenen haben jeweils ein Kind mit in die Beziehung gebracht.
Der heterosexuelle Fragebogen
Im Unterrichtsbeispiel für die 7. Schulstufe wird der Heterosexuelle Fragebogen des homosexuellen amerikanischen Psychologen Martin Rochlin. Die GEW schreibt den Fragebogen fälschlich Paul Baker zu. Bei dem Fragebogen handelt es sich um ein Gedankenexperiment, das die Andersartigkeit von Homosexualität als absurd und vorurteilsbelastet erscheinen lassen soll. Rochlin hatte den Fragebogen 1972 entwickelt, um heterosexuelle Personen die analog gleichen Fragen zu stellen, die Homosexuelle gestellt würden. Woher glaubst du, kommt deine Heterosexualität lautet die erste Frage. Wissen deine Eltern, dass du heterosexuell bist? Wissen es Deine Freundinnen und Freunde? Wie haben sie reagiert? lautet Frage 5. Laut Statistik kommen Geschlechtskrankheiten bei Lesben am wenigsten vor. Ist es daher für Frauen wirklich sinnvoll, eine heterosexuelle Lebensweise zu führen und so das Risiko von Geschlechtskrankheiten und Schwangerschaft einzugehen?
Fragen wie diese kommen einem heterosexuellen Menschen absurd vor. Im Analogieschluss müssten sie einem Homosexuellen ebenso widersinnig vorkommen. Auf diese Weise soll gezeigt werden, dass Homosexualität ebenso natürlich ist wie Heterosexualität. Der Gedankengang setzt die Gleichartigkeit von Homo- und Heterosexualität bereits voraus. Eine Diskussion darüber ist aber gar nicht vorgesehen.
Grundlage: Kinsey Reports
Wissenschaftliche Grundlage für das Materialheft ist das Werk des umstrittenen amerikanischen Sexualwissenschaftlers Alfred Kinsey. Das Heft zitiert Kinseys These, dass der Großteil der Bevölkerung bisexuell sei, die homo- und heterosexuellen Anteile aber unterschiedlich stark ausgeprägt seien. Seit der Veröffentlichung der Kinsey Berichte 1948 beziehungsweise 1953 wurden methodische Fehler entdeckt und die Ergebnisse in Zweifel gezogen.
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