Diözesaner Männertag: Dem 'Elend' junger Männer entgegenwirken

17. Februar 2014 in Familie


Psychotherapeut Kurt Finger: Die männliche Jugend sei konfrontiert mit Faktoren wie männerloser Kindheit, Bevorzugung von Mädchen in der Schule, selbstbewusste männliche Rollenbilder fehlen, es mangle an Konfliktkompetenz


St. Pölten (kath.net/dsp) Tenor beim Männertag der Diözese St. Pölten war: Die Gesellschaft soll so gestaltet werden, dass es kein Konkurrenzdenken zwischen Frauen und Männern mehr gibt. Organisiert wurde die Veranstaltung von der Katholischen Männerbewegung (KMB) der Diözese St. Pölten.

Hauptreferent vor den Teilnehmern vor Österreichs größter Männerorganisation war Kurt Finger, Psychotherapeut und Bildungswissenschaftler, der auf das „Elend“ der männlichen Jugend hinwies. In seinem Vortrag „Mannsbild.ung – Wegmarken und Denkanstöße für ein mannhaftes Unterwegssein“ im St. Pöltner Bildungshaus St. Hippolyt forderte er ua. einen Lehrstuhl für Männerforschung an den Universitäten zur Erforschung der Rollen, die Institutionalisierung von Männerbeauftragten zur Unterstützung bei der Meisterung des Spagats Beruf und Familie/liebevolle Kinderbetreuung und ein Ernstnehmen deren Bedürfnisse.

Genetisch und gesellschaftlich gebe es drei Rollenbilder: Männer mussten militärische Schutzfunktionen übernehmen, als Jäger oder Räuber Nahrungsmittel herbeischaffen und Nachkommen zeugen. Diese Rollen seien heute mehr oder weniger obsolet. Neue Technologien und Frauen hielten Einzug im Sicherheitsbereich, Frauen sind im Erwerbsleben und die Reproduktionsmittel schaffen neue Möglichkeiten – ohne Männer. Fühlen sie sich vom Versorger zum Versager degradiert, käme es zum Ausscheren aus der Familie und hin zur außerfamiliären Befriedigung der Beziehungs- und Gemeinschaftsbedürfnisse (Fußball, Vereinsmeierei …) oder Betäubung der Leistungsbedürfnisse (Alkohol, exzessiver Sport …). Männer stünden heute vor neuen Herausforderungen und müssten sich immer wieder neu bestätigen, etwa im Beruf. Auf dem Weg zu einem neuen Männerbild sei auch zu beachten, dass es derzeit zu einer Erosion der biologischen Vaterschaft zu Gunsten einer sozial-emotional verstandenen komme.

Das männliche Hirn habe durch die Hormone Spezifisches: „Männliches und weibliches Gehirn hören, sehen, ahnen und bewerten auf ihre eigene spezielle Weise.“ Das bedeute aber nicht, dass Männer durch Hirn und Hormone automatisch Machos sein müssten. Menschen seien so angelegt, dass sie „nein“ sagen könnten und ihre Hormone steuern können. Der Mensch sei nicht nur ein „Werk der Natur“, sondern auch „seiner selbst“.

Gegensteuern müsse die Gesellschaft, so Kurt Finger, vor allem beim „Elend“ der männlichen Jugend. Er nennt einige Faktoren: Vielfach würden Burschen männerlos aufwachsen, Mädchen seien in der Schule aus seiner Sicht oft bevorzugt, männliche Jugendliche würden innerlich emigrieren, selbstbewusste männliche Rollenbilder fehlen, Bindungsscheu, es mangle an Konfliktkompetenz. Die innere Verzweiflung habe enormes Potenzial bei jungen Burschen, die in Gewalt umschlagen könne. Der langjährige Wissenschaftler warnt vor stärkeren Gewaltausbrüchen bis hin zu Amokläufen. Schulen und Gesellschaft sollten Räume schaffen, wo sich Jugendliche selbst bestätigen und „ausleben“ können, hierbei sei der Sport sehr wichtig. Weiters müsste das Selbstwertgefühl der jungen Männer gestärkt werden und sie müssten lernen, sich auszudrücken. Generell wünsche sich Finger „Lernbereitschaft“ der Männer in allen Lebensbereichen.

In Workshops beschäftigten sich die Männer mit folgenden Workshops: „Was Christinnen und Christen über den Islam wissen sollten“, „Netzwerk der Solidarität – und kirchliche Unterstützung für Menschen ohne Jobs“ und „Geschlechtergerechte Sprache schafft Wirklichkeit“.


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