25. Februar 2014 in Weltkirche
Der Münchner Kardinal berichtete, die Kardinäle hätten vor allem den Teil des Vortrags zu seelsorglichen Perspektiven für wiederverheiratete Geschiedenen kontrovers diskutiert
München (kath.net/KNA) Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hält es nicht für sinnvoll, den Vortrag von Kardinal Walter Kasper vor dem Konsistorium vergangene Woche geheim zu halten. Der Text sei in 200 Exemplaren im Umlauf, daher werde er in wenigen Tagen auch seinen Weg in die Öffentlichkeit finden, sagte Marx am Dienstag in München. Letztlich habe aber der Papst über eine Publikation zu entscheiden. Franziskus hatte Kasper beauftragt, vor den Kardinälen über das Thema Familie zu sprechen. Anschließend lobte der Papst die «profunde Theologie» des Vortrags.
Marx sagte, die Kardinäle hätten vor allem den Teil des Vortrags zu seelsorglichen Perspektiven für wiederverheiratete Geschiedenen kontrovers diskutiert. Für den Münchner Kardinal hat dieser Vorgang eine grundlegende Bedeutung. Dass pastorale Fragen unter den Kardinälen in Anwesenheit des Papstes in dieser Bandbreite erörtert worden seien, sei das Neue. Kasper habe damit die «Ouvertüre» zu einer Diskussion geliefert, die nicht so schnell zu Ende gehen werde, ohne dass eine Entscheidung vorweggenommen worden sei. Nun müssten sich auch andere Theologen daran beteiligen.
Marx sagte, die theologische Grundlegung in Kaspers rund zweistündigem Vortrag sei unstrittig gewesen. Unterschiedlich seien die Wortmeldungen zum zweiten Teil der Ausführungen ausgefallen. In der Debatte hätten etwa die Hälfte der einhundert anwesenden Kardinäle selbst Stellung bezogen.
Kasper habe in diesem zweiten Teil vor allem Fragen gestellt, erläuterte Marx. Dabei sei es ihm weder um ein generelles Nein noch ein generelles Ja zum Kommunionempfang für wiederverheiratete Geschiedene gegangen. Zwischen diesen Polen müssten vielmehr Wege für Einzelfalllösungen gesucht werden. Theologisch habe Kasper dafür plädiert, die bisherige Lehre der Kirche zur Familie weiterzuentwickeln, ohne mit ihr zu brechen. Dass dies möglich sei, habe das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) bewiesen.
Marx sagte, er habe diesen Ansatz mit seiner eigenen Wortmeldung unterstützt. Die Unauflöslichkeit der Ehe sei nach biblischem Zeugnis «keine moralische Leistung des Menschen, sondern eine Verheißung». Sakramente dürften auch nicht als «Disziplinierungsmittel» missverstanden werden. Es gehe darum, Menschen, die darum bäten und in einer zweiten Partnerschaft sittliche Verpflichtungen eingegangen seien, diese «Medizin» nicht zu verweigern. Das erfordere eine «anspruchsvolle Seelsorge». Ziel sei nicht ein neues Reglement, sondern eine Hilfestellung für Pfarrer, mit solchen Situationen umzugehen.
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