10. März 2014 in Deutschland
Zum Auftakt der Frühjahrsvollversammlung der Bischofskonferenz mahnte der Papstbotschafter am Montag laut Redemanuskript für die Kirche einen gemeinsamen Weg an, der der Richtungsangabe des Papstes entspreche. UPDATE: Rede im Wortlaut
Münster (kath.net/KNA) Der neue Nuntius in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterovic, hat die deutschen Bischöfe zur Einheit aufgerufen. Zum Auftakt der Frühjahrsvollversammlung der Bischofskonferenz mahnte der Papstbotschafter am Montag in Münster laut Redemanuskript für die Kirche einen gemeinsamen Weg an, der der Richtungsangabe des Papstes entspreche. «Das möge unser Programm im Dienst an der geliebten Kirche in Deutschland sein», sagte Eterovic bei seinem ersten Auftritt im Rahmen einer Vollversammlung der deutschen Bischöfe.
Eine Weggemeinschaft setze voraus, aufeinander zu hören sowie Dialog, Geduld, Respekt und vor allem Liebe zu üben, so der Vatikandiplomat. Dies gelte besonders gegenüber denen, die gerne schnell oder sehr langsam vorankommen wollten. «Beide Richtungen schaden womöglich der Einheit der Kirche», sagte Eterovic.
Der Papstbotschafter will nach eigenem Bekunden sein Amt entsprechend der Ausrichtung von Papst Franziskus «in einem synodalen Geist» ausüben. Dabei wolle er seine zehnjährige Erfahrung als Generalsekretär der Welt-Bischofssynode einbeziehen. Seine Hauptaufgabe sei es, die Einheit zwischen der Kirche in Deutschland und Rom zu stärken.
Eterovic bezog den Ruf nach Einheit auf die Christenheit insgesamt. Die Ermahnungen des heiligen Paulus, die Gefahren der Spaltungen zu überwinden, blieben aktuell, sagte er mit Hinweis auf die in Deutschland vor 500 Jahren begonnene Reformation.
Der Nuntius dankte dem scheidenden Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch. Zugleich bekundete er die Hoffnung auf Verständnis und gute Zusammenarbeit mit den Bischöfen und dem neu zu wählenden Vorsitzenden.
REDE IM WORTLAUT:
Eminenzen, Exzellenzen,
liebe Mitbrüder im Bischofsamt, ich habe die Ehre, mich zum ersten Mal an Euch zu wenden und tue dies mit den Worten, mit denen der Heilige Paulus, der Völkerapostel, die Christen in Korinth gegrüßt hat. Wie bekannt, wollte er die christliche Gemeinschaft ermahnen, in der Einheit mit Jesus Christus und dem empfangenen Glauben zu bleiben, indem die Christen die Gefahren der Spaltungen besiegen zwischen denen, die sich als Jünger des Paulus, des Apollos, des Kephas und auch Christus ausgeben (vgl. 1 Kor 1,12). Angesichts eines solchen Skandals der Spaltung hat der Apostel geschrieben: Ich ermahne euch aber, Brüder, im Namen Jesu Christi, unseres Herrn: Seid alle einmütig und duldet keine Spaltung unter euch; seid ganz eines Sinnes und einer Meinung (1 Kor 1,10).
Die Ermahnung des Heiligen Paulus bleibt aktuell im Ansehen der Spaltungen der Christen, woran der Heilige Vater Franziskus in seiner Predigt am 25. Januar 2014 zum Abschluss der Gebetswoche für die Einheit der Christen in der Basilika Sankt Paul vor den Mauern ausdrücklich erinnert hat. Leider gibt es diese Spaltung seit 500 Jahren in den Gebieten, die Eurer Hirtensorge anvertraut sind. Die Einheit der Christen, unterteilt in verschiedene Kirchen und kirchliche Gemeinschaften, kann nach den Worten des obersten Pontifex nicht die Frucht einer menschlichen Strategie sein, sondern bleibt ein Werk Gottes. Die vollkommene Einheit von Brüdern ist allein möglich in Beziehung zum Denken und zur Gesinnung Christi (vgl. Phil 2,5). Die Katholische Kirche, die in Christus gleichsam das Sakrament, das heißt Zeichen und Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott wie für die Einheit der ganzen Menschheit (LG 1) ist, bleibt dem ökumenischen Weg verpflichtet. Sie kann dabei zum wertvollen Werkzeug bei der Erfüllung des Willens Gottes werden, denn die Christen sind eins (Joh 17,11) in dem Maß, in dem sie in sich selbst eine solche Einheit in der Verschiedenheit der Traditionen, der Riten, der Ausrichtungen und der Spiritualität verwirklichen.
Bei diesem Werk der Einheit spielt nach dem Willen Gottes der Bischof der Kirche von Rom eine fundamentale Rolle, weil sie den Vorsitz der Liebe in der Universalkirche hat. Der Bischof von Rom ist sichtbares Symbol der katholischen Einheit, wie auch das II. Vatikanische Konzil sagt: Damit aber der Episkopat selbst einer und ungeteilt sei, hat er den heiligen Petrus an die Spitze der übrigen Apostel gestellt und in ihm ein immerwährendes und sichtbares Prinzip und Fundament der Glaubenseinheit und Gemeinschaft eingesetzt (LG 18). Die Einheit der Kirche setzt die kollegiale Einheit voraus, die auch in den wechselseitigen Beziehungen der einzelnen Bischöfe zu den Teilkirchen wie zur Gesamtkirche in Erscheinung tritt (LG 23). In diesen Beziehungen ist der Bischof von Rom ( ) als Nachfolger Petri das immerwährende, sichtbare Prinzip und Fundament für die Einheit der Vielheit von Bischöfen und Gläubigen (LG 23).
Um die Beziehungen der Einheit zwischen dem Zentrum der Katholischen Kirche, das sich in Rom befindet, und den Teilkirchen, die über die ganze Erde verteilt sind, zu erleichtern, hat der Bischof von Rom und Hirte der Universalkirche seine ihm dienenden Vertreter. Im Lauf der Kirchengeschichte hatten diese verschiedene Namen. Heute werden sie allgemein üblich Apostolische Nuntien genannt. Nach den kirchlichen Normen wird ihnen das Amt übertragen, den Papst selbst bei den Teilkirchen oder auch bei den Staaten und öffentlichen Autoritäten, zu denen sie entsandt sind, auf Dauer zu vertreten (CIC Can. 363). Eine der wichtigen Aufgaben, wenn nicht die Hauptaufgabe der Vertreter des Bischofs von Rom, ist es, die Bande der Einheit der Kirche zu stärken. Hierzu führt der Codex des kanonischen Rechtes aus: Hauptaufgabe eines päpstlichen Gesandten ist es, die Bande der Einheit, welche zwischen dem Apostolischen Stuhl und den Teilkirchen bestehen, ständig zu stärken und wirksamer zu gestalten (CIC Can. 364).
Ich bin dem Heiligen Vater Franziskus dankbar, dass er mich zu seinem Vertreter in der Bundesrepublik Deutschland ernannt hat. Ich danke Euch allen für Eure brüderlichen Willkommensgesten. Besonders danke ich Seiner Exzellenz, Erzbischof Robert Zollitsch, dem Vorsitzenden der Bischofskonferenz. Am Ende seiner Amtszeit danke ich ihm für all das Gute, das er für die pilgernde Kirche in Deutschland in einer nicht einfachen Periode ihrer Geschichte und bei den Herausforderungen von Seiten der Gesellschaft getan hat. Gleichzeitig bin ich zuversichtlich, dass ich Verständnis und Zusammenarbeit mit Euch allen finde, was mit dem neuen Vorsitzenden der Bischofskonferenz beginnt, damit ich meine Mission gut für die Katholische Kirche in Deutschland, die ein so wichtiger Teil der Katholischen Kirche ist, erfüllen kann. Besonders beziehe ich mich dabei auf den wertvollen Beitrag auf dem Gebiet der Heiligkeit denken wir an die vielen Heiligen aus deutschen Landen , auf dem Feld der Mission und auch im Bereich der Kultur, der Philosophie und der Theologie. Auch möchte ich den großzügigen finanziellen Beitrag der deutschen Katholiken für die Universalkirche und die Teilkirchen der Welt unterstreichen, besonders mit Blick auf die Armen und diejenigen, die Hilfe nötig haben.
Ohne auf die Eigenheiten des Amtes eines Apostolischen Nuntius eingehen zu wollen, muss ich zugeben, dass ich mich in den Worten des Heiligen Paulus wiederfinden möchte, die er an die Korinther geschrieben hat, sowohl was die Haltung des Dienstes, als auch das, was den Inhalt der Verkündigung des Evangeliums betrifft: Als ich zu euch kam, Brüder, kam ich nicht, um glänzende Reden oder gelehrte Weisheit vorzutragen, sondern um euch das Zeugnis Gottes zu verkündigen. Denn ich hatte mich entschlossen, bei euch nichts zu wissen außer Jesus Christus, und zwar als den Gekreuzigten. Zudem kam ich in Schwäche und Furcht, zitternd und bebend zu euch. Meine Botschaft und Verkündigung war nicht Überredung durch gewandte Worte, sondern war mit dem Erweis von Geist und Kraft verbunden, damit sich euer Glaube nicht auf Menschenweisheit stützte, sondern auf die Kraft Gottes (1 Kor 2,1-4). Was die zugrundeliegende Methode angeht, so möchte ich anmerken, dass das Amt des Vertreters des Heiligen Vaters gemäß der pastoralen Ausrichtung von Papst Franziskus in einem synodalen Geist ausgeübt wird, wobei ich mich auf meine Erfahrung beziehe, die ich in fast zehn Jahren als Generalsekretär der Bischofssynode gemacht habe. In dieser Eigenschaft hatte ich die Freude, mit einigen von Euch zusammenzuarbeiten. Es ist bekannt, dass sich das Wort Synode zusammensetzt aus den griechischen Worten σύν und ὁδός: gemeinsam gehen, zusammen auf dem Weg sein. Mit der Hilfe Gottes wollen wir uns gemeinsam auf den Weg machen im Dienst unserer Mutter Kirche. Die Weggemeinschaft setzt voraus, aufeinander zu hören, setzt den Dialog, die Geduld, den wechselseitigen Respekt und vor allem die Liebe zwischen allen voraus, besonders gegenüber denen, die gerne schnell gehen möchten, oder denen, die gar sehr langsam vorankommen wollen: beide Richtungen schaden womöglich der Einheit der Kirche. Gemeinsam auf dem Weg, nach dem Willen Gottes und gemäß der Richtungsangabe des Bischofs von Rom, das möge unser Programm im Dienst an der geliebten Kirche in Deutschland sein. Auf dem Weg der Einheit hat sie sodann auch eine wichtige ökumenische Mission.
Verlassen wir uns bei unserem Vorhaben auf die Fürsprache der seligen Jungfrau Maria, die in Deutschland sehr verehrt wird. Heilige Maria, Mutter Gottes und Mutter der Kirche, bitte für uns.
Ich danke für Eure Aufmerksamkeit.
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