Türkische Regierung kritisiert Freilassung von Christenmördern

14. März 2014 in Weltkirche


Stellvertretender türkischer Ministerpräsident Atalay: Die Freilassung sei für ihn nicht hinnehmbar, denn Angeklagten seien auf frischer Tat entdeckt worden und hätten die Morde zudem gestanden


Istanbul (kath.net/KNA) Die türkische Regierung hat die Freilassung der mutmaßlichen Christenmörder im osttürkischen Malatya kritisiert. Dies sei für ihn nicht hinnehmbar, sagte der stellvertretende Ministerpräsident Besir Atalay am Donnerstag dem türkischen Nachrichtensender NTV. Daran ändere auch die Anordnung nichts, den auf freien Fuß gesetzten Angeklagten elektronische Fußfesseln anzulegen. Die Angeklagten seien auf frischer Tat entdeckt worden und hätten die Morde zudem gestanden. Dennoch seien sie bisher nicht verurteilt worden, sagte Atalay in der ersten Reaktion der Regierung auf die Freilassungen.

Der deutsche protestantische Missionar Tilman Geske war im April 2007 zusammen mit zwei türkischen Christen in Malatya brutal ermordet worden, zuvor waren die Opfer vermutlich schwerer Folter ausgesetzt gewesen. Die fünf Hauptverdächtigen in dem seit November 2007 laufenden Prozess wegen der Morde waren am Wochenende auf freien Fuß gesetzt worden. Sie profitierten von einer kürzlich vom Parlament in Ankara beschlossenen Reduzierung der maximalen Untersuchungshaftzeit auf fünf Jahre. Nach der Freilassung entschieden die Behörden, den Angeklagten zur Überwachung elektronische Fußfesseln anzulegen.

Atalay sagte, der Prozess gegen die mutmaßlichen Christenmörder hätte sich deshalb in die Länge gezogen, weil die Staatsanwaltschaft versucht habe, die Morde mit der rechtsgerichteten Organisation Ergenekon in Verbindung zu bringen. Die Anklage hatte mutmaßlichen Ergenekon-Mitgliedern, darunter vielen Ex-Generälen der türkischen Armee, vorgeworfen, sie hätten mit Terroraktionen den Boden für einen Militärputsch gegen Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan bereiten wollen.

Wie die mutmaßlichen Christenmörder waren in den vergangenen Tagen Dutzende Ergenekon-Angeklagte freigelassen worden. Atalay betonte in dem Interview, die Freilassungen sollten nicht mit Freisprüchen verwechselt werden. Die jeweiligen Prozesse und Berufugnsverfahren liefen weiter, ohne dass die Angeklagten in Untersuchungshaft säßen.

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