19. März 2014 in Chronik
Frankreichs Unterrichtsminister Peillon hat in einem Buch die katholische Religion kritisiert. Die Schule müsse Bürger für die Republik produzieren. Am Ende des Prozesses steht eine neue Religion.
Paris (kath.net/jg)
Man kann auf der Basis der katholischen Religion kein Land errichten, das sich der Freiheit verpflichtet fühlt (
), dazu muss man eine republikanische Religion erfinden. Dieser Satz findet sich im Buch La Révolution française nest pas terminée (dt. Die französische Revolution ist nicht vorbei) des amtierenden französischen Unterrichtsministers Vincent Peillon.
Eine wesentliche Rolle kommt der Schule zu, in der es nach Auffassung des sozialistischen Ministers um weit mehr als die Vermittlung von Wissen geht. Sie soll Bürger für die Republik produzieren. Peillon wörtlich: Sie (die Schule) ist es, der die Aufgabe zufällt, diesen Teufelskreis zu durchbrechen, diese Selbst-Institutionalisierung hervorzubringen, jener Rahmen zu sein, der fortgesetzt Republikaner für die Errichtung der Republik produziert.
Der Blickwinkel ist aber nicht nur auf die Erziehung der Kinder gerichtet. Am Ende des Prozesses steht eine neue Religion. Die Schule muss dieses Wunder der Zeugung wirken, einer Zeugung, durch die das von allen seinen vorrepublikanischen Bindungen befreite Kind sich entfalten wird, um ein Bürger, ein autonomes Subjekt zu werden. Das ist wahrlich eine neue Geburt, eine Transsubstantiation, die in der Schule und durch sie eine neue Kirche hervorbringt, mit einem neuen Klerus, einer neuen Liturgie, neuen Gesetzestafeln, schreibt Peillon in dem 2008 veröffentlichten Buch.
Im Herbst 2013 hat Peillon veranlasst, dass in allen staatlichen Schulen Frankreichs eine Charta der Laizität aufgehängt werden muss. Diese erkärt in 15 Artikeln die strenge Trennung von Kirche und Staat in Frankreich. Bereits 2004 war das Tragen religiöser Zeichen in der Schule verboten worden.
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