Landesbischof July fordert Überarbeitung des Bildungsplans

24. März 2014 in Deutschland


Bischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg positioniert sich klar: Im neuen Bildungsplan müsse ein christliches Menschenbild erkennbar sein – Geschlechtertheorien nicht ungeprüft übernehmen


Frankfurt (kath.net/KNA) In der Debatte um Unterrichtslinien zu Toleranz gegenüber sexueller Vielfalt hat der Bischof der württembergischen evangelischen Landeskirche, Frank Otfried July (Foto), eine stärkere Berücksichtigung des christlichen Menschenbildes gefordert. Eine Sicht des Menschen, «die sich auf biblische Einsichten bezieht», müsse im neuen baden-württembergischen Bildungsplan erkennbar sein, sagte July der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (Montag). Von der grün-roten Landesregierung verlangte er eine Überarbeitung des Bildungsplans.

Der Landesbischof wandte sich gegen Bestrebungen, Geschlechtertheorien ungeprüft und ohne breite gesellschaftliche Diskussion zur Grundlage politischer Entscheidungen zu machen. Über das Verhältnis von sozialem und biologischem Geschlecht müsse sehr sorgfältig diskutiert werden, so July; «aber man sollte es nicht über Nacht als gefestigtes Theoriemodell in einen Bildungsplan einführen». Der baden-württembergische Bildungsplanentwurf basiert auf dem Gender Mainstreaming.

July kritisierte, die Landesregierung habe den neuen Bildungsplan überhastet verfasst. «Die Landesregierung hätte sich für eine breite Diskussion viel mehr Zeit nehmen sollen, zumal wenn beabsichtigt ist, Grundlegendes zu verändern.» Mit Blick auf die Kontroverse über Ehe und Familie in der evangelischen Kirche selbst sagte der Landesbischof, ihm sei der «Stellenwert der Ehe als Institution wichtig». July lobte, dass das umstrittene EKD-Familienpapier, das er als erster Bischof kritisiert hatte, nun «theologisch nachgearbeitet» werde. Das sei «der richtige Weg».

Das baden-württembergische Bildungsministerium erarbeitet neue Unterrichtsleitlinien, die ab 2015 an den Schulen gelten sollen. Neben auf die jeweiligen Fächer zugeschnittenen Lehrplänen soll der Bildungsplan auch übergreifende Überlegungen zu Zielen und Grundlinien des Unterrichts enthalten und dabei die «Akzeptanz sexueller Vielfalt» besonders berücksichtigen. Kritiker unter anderem aus konservativen christlichen Kreisen werfen den Verantwortlichen vor, auf diesem Wege auch eine neue Sexualmoral etablieren zu wollen, die über einen toleranten Umgang etwa mit Homosexuellen hinausgehe.

Nach einem Gespräch der baden-württembergischen Bischöfe beider großen Kirchen mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) Mitte Januar betonten beide Seiten ihr gemeinsames Anliegen, gegen Diskriminierung und Intoleranz vorzugehen. Man sei sich in der Zielsetzung einig, «in den Schulen ein Umfeld für Offenheit und gegenseitigen Respekt zu schaffen».

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Foto Landesbischof July © Evangelische Landeskirche in Württemberg/Gottfried Stoppel/EMH


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