Die überraschende, die nicht vorhersehbare Berührung durch IHN

17. April 2014 in Spirituelles


Nie zuvor habe ich eine solche große Freude und solch tiefes inneres Glück empfunden wie in diesen Minuten. Mit großer Eindringlichkeit habe ich gespürt: GOTT ist da! Ein Glaubenszeugnis von Gertraud Neldner


Freiburg (kath.net) Schlimme, fast nicht zu ertragende Umstände waren es, die mich am 8. Dezember 2003 auf das Krankenlager zwangen.
Durch einen Unfall wurde mein Oberkörper bewegungsunfähig.
Ich konnte mich nicht mehr selbst waschen und musste wie ein kleines Kind gefüttert werden.
So viele Sorgen um die Zukunft, so viele Gefühle der Ohnmacht und Hilflosigkeit bedrängten mich.
Panik und Resignation wechselten sich ab.
Ich lag im Krankenhaus und wusste nicht, wie es weitergehen sollte.

Obwohl katholisch, hatte ich keine besondere Bindung an die Kirche.
Wenn überhaupt, besuchte ich die heilige Messe nur, wenn ich Lust dazu verspürte.
Gott war mir nicht gerade unwichtig, lief aber doch eher nebenher.
Im Grunde war ich fern von Gott, fern von Seiner Liebe.
Am Arbeitsplatz gab es eine Kollegin, die hin und wieder von ihrem Glauben an Gott erzählte.
Allmählich fühlte ich so etwas wie Ärger, Neid und Eifersucht.
Ich sah mich auf der Seite eines tiefen, unüberwindlichen Grabens und gegenüber, unerreichbar für mich, war Gott und mit Ihm die Gläubigen, die von Ihm Bevorzugten.

Und so fand ich mich nun in dieser leidvollen Situation ganz allein auf mich gestellt.
Kraft und Trost von Gott gab es nicht und erwartete dies auch nicht von Ihm.
Im Gegenteil; Haß, Wut und große Bitterkeit stiegen in mir auf.
Haß und Wut auf Gott, tagelang, wie ich es kaum beschreiben kann!

Erstes Erkennen
Doch Gott zeigte nicht Rachegelüste, sondern Erbarmen. Er sandte mir einen Engel in Gestalt einer lieben Nachbarin.
Sie besuchte mich im Krankenhaus, sprach liebevoll und einfühlsam zu mir.
Und dann kam das Thema auf Gott und sie begann von Ihm zu erzählen, von Seiner Fürsorge und Seiner Liebe zu den Menschen.
Ich jedoch war nicht willens, meiner Besucherin wirklich zuzuhören. Zu groß waren meine inneren Widerstände gegenüber einem liebenden Gott. Ich wollte Ihn hassen und Ihm weh tun, so wie Er mir weh getan hatte.

Doch die eindringlichen Worte der Besucherin lösten etwas in mir aus.
In der Nacht brachen die Mauern, die ich gegen Gott aufgerichtet hatte, fast vollständig in einem nicht endenwollenden Tränenstrom in sich zusammen.
In diesen Stunden begann seelische Heilung.
In den folgenden, zum Teil schlaflosen Nächten ging ich ganz weit zurück in meine Vergangenheit, schaute mein bisheriges Leben an und bedachte alles.
Und ich erkannte, was wirklich zählt im Leben!
Urlaub, chice Garderobe, Geld, eine schöne Wohnung und anderes, vermeintlich so Wichtiges ...?
Sie sind nur Zutaten, Beigaben für ein angenehmes Leben, sie dienen unserem Ansehen bei anderen, aber sie machen nicht wirklich die Qualität unseres Lebens aus.
Glück ist auf Dauer nicht in Äußerlichkeiten zu finden.

Zum Kern vorgestoßen
Als ich all´ dies erkannte und es loslassen und tiefer in mein Inneres vordringen konnte, habe ich eine wunderbare Entdeckung gemacht:
Ich stieß auf etwas, das ich den „inneren Kern“ nennen möchte.
Und ich fühlte – dieser Kern ist unzerstörbar!

Unzerstörbar auch dann, wenn ich einmal sterben muss.
Diese Gewissheit, die ich nun in mir trage und wie einen kostbaren Schatz hüte, kann mir niemand nehmen.
Das bedeutet, ich fühle auch keine Angst mehr vor dem Tod.

Auf dem Tisch in meinem Zimmer des Rehabilisationszentrums in Konstanz lag eine Bibel.
Psalm 73 war der erste, damals bewusst wahrgenommene Psalm, den ich las.
Die Verse 3-7, 12, 14, 21 waren wie für mich geschrieben. Und wieder Sturzbäche von Tränen, heilsame Tränen.
Während der darauffolgenden Wochen besuchte ich nun regelmäßig den wöchentlichen Gottesdienst in der Kapelle des Hauses.
Dort fragte eines Morgens der Priester die Anwesenden, wer die Lesung halten wolle.
Spontan meldete ich mich und durfte den biblischen Text vorlesen.
Ich war überwältigt!

Nachher
Im Verlauf der nächsten Monate besserte sich mein Gesundheitszustand.
Die Frau, die mich im Krankenhaus besucht hatte und sich nur als ein Werkzeug Gottes sah, hielt den Kontakt aufrecht, unaufdringlich und wohltuend.
Sie und auch ihr Mann, erfolgreicher Manager eines Medienkonzernes und selbst sehr gläubig, kümmerten sich in liebevoller Weise um mich.
Mit beiden nahm ich 2005 zum ersten Mal an Exerzitien teil.
Und dort in Bayern hat sich mein Glaubensleben einschneidend und nachhaltig entfaltet.

Dort habe ich auch nach Jahrzehnten wieder gebeichtet. Welch eine Befreiung!

Irgendwann empfahlen sie mir eine Reise nach Medjugorje.
Dieser Ort war mir innerlich fremd und ich wehrte mich einige Zeit gegen ihren Vorschlag.
Doch 2006 fuhr ich hin.
Zu Medjugorje habe ich noch immer ein distanziertes Verhältnis.
Nur unsere Mutter Maria und die Seher wissen, ob die Erscheinungen stattfinden.
Ist dies der Fall, ist das wunderbar.
Wenn nicht, werden sie sich einmal für ihre Behauptungen verantworten müssen.

Erkenntnis
Wie es auch sein mag, in der Kirche von Medjugorje wurde mir eine tiefe Gotteserfahrung zuteil.
Nie zuvor habe ich eine solche große Freude und solch tiefes inneres Glück empfunden wie in diesen Minuten.
Ich hatte Gott in dieser Kirche um etwas ganz Spezielles gebeten, das niemand wissen konnte und es geschah noch in derselben Stunde.
Mit großer Eindringlichkeit habe ich gespürt: GOTT ist da!
Nicht nur, weil mein etwas kompliziertes Anliegen erfüllt wurde; nein, es war die überraschende, nicht vorhersehbare Berührung mit IHM.
Wir hoffen ja und glauben, dass Gott existiert, aber wir können Ihn nicht immer spüren!
GOTT ist pure Wirklichkeit - nicht beweisbar, aber erfahrbar!
Und dieses Erfahrbare ist genauso Realität!

Auch das ist erfahrbar: Jesus Christus ist im Tabernakel, in der Hostie gegenwärtig!
ER ist da!
ER ist unser Gegenüber, wenn wir die heilige Messe feiern oder als stille Anbeter in der menschenleeren Kirche sind.
ER ist mit uns, in jeder Lebenslage.

Wir haben Christi Zusage: „Seid gewiss! Ich bin bei Euch alle Tage bis zum Ende der Welt!“ (Mt 28,20)

Wie geht es weiter?
Wir gehen als Christen unseren Weg durch Höhen und Tiefen im Glauben an Jesus Christus.
Er schenkt sich uns, wenn wir Ihm unser Herz öffnen.
Wenn wir uns dem Herrn öffnen, ändert sich unsere Wahrnehmung der Welt.
Sind wir Jesus Christus nahegekommen in seinem Leiden, seinem Tod, in unserem Glauben an Seine Auferstehung kann dies nicht ohne langfristige Konsequenzen für unser Leben bleiben.

Ich habe meine Lektion gelernt! Dankbarkeit für alles ist mir zur Grundhaltung geworden.
Auch kann ich erfreut feststellen, dass ich unabhängiger gegenüber den werbenden Verlockungen dieser Welt geworden bin.
Was es von unserer Seite braucht, ist die kindliche, vertrauensvolle Hinwendung zu Gott.
Dies schließt Vernunft nicht aus, wie dies der jetzt emeritierte Papst Benedikt XVI. immer wieder betonte.
Doch nicht übergroßes theoretisches Wissen bringt uns IHM näher, sondern unser Herz, das sich IHM zuwendet, unsere Bereitschaft, „Ja“ zu sagen, wie es einst Maria tat.

Sich hinzuknieen bei der Wandlung, bei der Kommunion, vor dem Tabernakel ist kein unterwürfiges Kriechertum, sondern eine Geste der Liebe und Hingabe unsererseits.
Wenn sich Jesus aus Liebe zu uns kreuzigen ließ, wenn er unsere Sünden auf sich nahm und unsere Erlösung bewirken wollte, so ist es doch das mindeste, dass wir nicht stolz vor dem Kreuz stehen, sondern den Wunsch in uns verspüren, bittend und dankend niederzuknieen.

Jeden Tag aufs neue wird Jesus von uns zerbrochen und ans Kreuz geschlagen.
Und dies feiern wir in der Eucharistie: Opfer und Auferstehung.
Wunderbar ausgedrückt mit Thomas von Aquin: „Gottheit, tief verborgen, betend nah´ ich dir!“

Fazit:
Die nächtliche Entdeckung des „inneren, unzerstörbaren Kerns“, die unmittelbare Gotteserfahrung in der Kirche zu Medjugorje, die Gewissheit der Präsenz Jesu Christi in seiner ganzen Wesenheit im Tabernakel - und das Bewusstwerden, dass inzwischen der tiefe Graben überwunden war, der mich früher von Gott getrennt hatte.
Aus eigener Kraft hätte ich dieses niemals bewirken können. Gott hat mich hinübergetragen!

8.12.2003 – der Unfall wandelte sich zum Glücksfall!
Erst später auf meinem Glaubensweg habe ich erfahren, dass dies ein hoher Marienfeiertag ist, „Mariä unbefleckte Empfängnis“.
Zwei Tage zuvor wurde der Herz Jesu-Freitag begangen.
Auch seine Bedeutung erschloss sich mir erst später.

Meine innere Haltung zu Gott ist die der Hingabe und großen Dankbarkeit.
Das tägliche Gebet für Andere und ihre Anliegen ist mir zur lieben Gewohnheit geworden.

Ein Leben ohne Glauben an unseren guten Gott kann ich mir gar nicht mehr vorstellen und will es auch nicht.
In Gott haben wir ein Du, dass uns nie verlässt.
Auch dann, wenn wir ganz allein sind, auch dann! ER geht immer mit uns!

Zum Schluss möchte ich noch mein eigenes, kleines Gebetslied anfügen:

Christus,
Du bist hier zugegen
in der kleinen Brotsgestalt.
Hast Dein Leben hingegeben,
brachst der bösen Macht Gewalt.

Christus,
Du bist hier zugegen.
In der kleinen Hostie hier
kommst Du, Heiland, uns entgegen
und ich lebe nur noch Dir.

Gertraud Neldner ist verwitwet und Mutter zweier erwachsener Söhne. Sie lebt in Hohberg (zwischen Lahr und Offenburg) im Erzbistum Freiburg

Exerzitienzentrum Freudenstadt: Lobpreismusik während eucharistischer Anbetung



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