Nigeria: Entführte Schülerinnen als Sexsklavinnen verkauft

2. Mai 2014 in Weltkirche


Terrorgruppe Boko Haram „verheiratet“ Christinnen für zehn Euro mit Muslimen


Chibok (kath.net/idea) Die meisten der in Nigeria verschleppten christlichen Schülerinnen sind von ihren Entführern für umgerechnet zehn Euro „gekauft“ worden. Sie würden als Sexsklavinnen missbraucht, berichtet die Londoner Zeitung „The Times“. Am 14. April hatten Kämpfer der radikal-islamischen Terrorgruppe Boko Haram (Westliche Bildung ist Sünde) eine Realschule im Ort Chibok überfallen, einer christlichen Enklave im überwiegend muslimischen Bundesstaat Borno. Die bewaffneten Männer verfrachteten rund 230 Schülerinnen im Alter zwischen 26 und 20 Jahren auf Lastwagen. Etwa 40 konnten unterwegs fliehen; die anderen wurden nach Angaben der Times über die Grenze nach Kamerun und in den Tschad gebracht. Pogo Bitrus, ein Dorfältester aus Chibok, berichtet, dass die Christinnen für ein geringes „Ehegeld“ mit Männern der Gruppe Boko Haram zwangsverheiratet worden seien. Auf diese Weise zwingen radikale Muslime Christinnen zum Religionswechsel; denn als Ehefrau eines Muslimen nehmen sie automatisch dessen Glauben an.

Mütter weinen „Tag und Nacht“

Bitrus beschrieb herzzerreißende Szenen unter den Eltern der entführten Schülerinnen. Die Mütter weinten „Tag und Nacht“. Väter und Freunde hätten auch selbst nach den Vermissten gesucht, unter anderem im Wald Sambisa. Dorthin hatten sich die Boko-Haram-Kämpfer zuerst begeben. Den Verfolgern fehle es jedoch an Ausrüstung und Waffen, um die militanten Muslime angreifen oder bezwingen zu können. Berichte, wonach die nigerianische Armee 40 Schülerinnen befreit habe, sind der Times zufolge falsch.

Eltern nehmen Rettung in die eigene Hand

Der Gouverneur des Bundesstaates Borno, Kashim Shettima, hat eine Belohnung von umgerechnet 36.000 Euro für sachdienliche Hinweise ausgesetzt, die zur Ergreifung der Täter führen. Aber er räumt gleichzeitig ein, dass ihm die Mittel fehlen, um die Terroristen wirksam zu bekämpfen. Die Familien der entführten Schülerinnen gehören zur „Kirche der Brüder“. Kirchenpräsident Samuel Dali bestätigte gegenüber dem Informationsdienst World Watch Monitor, dass einige Eltern aus Verzweiflung über die Hilflosigkeit der Behörden die Rettungsaktionen in die eigene Hand genommen hätten. Einige hätten vergeblich an Boko Haram appelliert, die Mädchen und Frauen freizulassen. Die Christen fühlten sich von der Bundesregierung alleingelassen, so Dali.

Boko Haram will islamischen Gottesstaat errichten

Gleichzeitig mit dem Überfall auf die Schule hatte Boko Haram am 14. April in der Bundeshauptstadt Abuja ein Blutbad angerichtet. Vier Täter ließen ein mit Sprengstoff beladenes Auto auf einem belebten Busbahnhof explodieren. Mehr als 200 Personen kamen ums Leben.

Boko Haram hat in den vergangenen Jahren immer wieder schwere Anschläge verübt, meist im überwiegend muslimisch geprägten Norden Nigerias. Die Terrorgruppe will dort einen islamischen Gottesstaat durchsetzen, in dem sich alle Bürger dem Religionsgesetz, der Scharia, unterwerfen müssen. In den vergangenen drei Jahren sind der Terrororganisation schätzungsweise 5.000 Menschen zum Opfer gefallen; die meisten waren Christen. Von den 169 Millionen Einwohnern Nigerias sind etwa 50 Prozent Muslime und 48 Prozent Christen. Die übrigen sind Anhänger von Naturreligionen.


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