4. Mai 2014 in Buchtipp
Die Mehrheit der Forscher glaubt heute an eine Geburt Jesu in Nazareth. Eine Spurensuche nach dem Geburtsort des Erlösers von dem Theologen, Archäologen und Israelkenner Karl-Heinz Fleckenstein.
Jerusalem (kath.net) Angeblich glaubt die Mehrheit der Forscher heute, dass Jesus in Nazareth zur Welt gekommen sei. Schließlich hätten seine Eltern in dieser galiläischen Stadt gelebt. Manche liberale Theologen bringen das Argument, die Evangelisten hätten die Geburt des Messias nach Bethlehem verlegt, weil sie dort nach dem Willen des Alten Testamentes hätte stattfinden müssen, leitet der Autor sein neues Buch ein. Dr. Karl-Heinz Fleckenstein, deutscher katholischer Theologe und Archäologe, lebt seit 1981 in Israel, wo er als freier Schriftsteller und Reiseleiter tätig ist.
Lukas habe diese Reise Josefs und die Niederkunft Marias als Fiktion dargestellt, um das Alte und das Neue Testament nachträglich besser aufeinander abzustimmen.
Doch wie sieht die Argumentation dieser Bibelforscher aus? Besteht ihre Beweisführung nur in einer Vermutung, in einem Verdacht? Geht es bei ihnen nur um eine Manipulation in der Berichterstattung? Natürlich hatten Matthäus und Lukas ein Interesse an Betlehem als Geburtsort Jesu. Aber berechtigt das, alle geschilderten Fakten als unwahr abzustempeln? Oder ist vielleicht nicht wahr, was nicht wahr sein darf? Muss man davon ausgehen, dass die Berichte der Bibel unzutreffend sind?
Im Folgenden wollen wir der Frage nachgehen, ob es stichhaltige Gründe gibt, die für Betlehem als Geburtsort Jesu sprechen. Dabei sollen zunächst die biblischen Berichte zu Wort kommen, indem wir sie auf uns wirken lassen. Wir wollen sie als Wort Gottes betrachtend auslegen, ohne sie dabei zu sezieren wie einen toten Körper, dessen Funktionen man nachher bestens kennt, aber der letztlich ohne Leben ist. Gleichzeitig wollen wir außerbiblische Texte zu Rate ziehen und nicht zuletzt die Entdeckungen und Erkenntnisse der Archäologie an den betreffenden biblischen Orten.
Liebe Leserinnen und Leser, ich lade Sie ein, gemeinsam mit mir auf Spurensuche zu gehen.
Die literarische, biblische und archäologische Spurensuche untermauert Fleckenstein wissenschaftlich, was die 33 Werke der Bibliographie im Anhang belegen. Das Ergebnis des 126-seitigen Weges: Natürlich hat man nirgendwo eine Steintafel aus der Zeit Jesu entdeckt, auf der der Geburtsort verzeichnet ist. Aber wir haben genug außerbiblische Hinweise über Personen, Ereignisse, Örtlichkeiten, gesellschaftliche und religiöse Umstände gefunden, die in Einklang mit den biblischen Angaben stehen. Zugleich dürfen wir nicht übersehen, dass immer gewisse Details offen bleiben, wie das auch bei anderen geschichtlichen Berichten der Fall ist. Deshalb können wir abschließend sage: Es ist immer so viel Licht vorhanden, dass man den Evangelisten Glauben schenken kann, aber auch so viel Schatten, dass man nicht unbedingt glauben muss.
Leseprobe
Die Geburtsgrotte
Goldene Leuchter hängen von der Decke. Wandbehänge aus Stoff und orthodoxe Kunst prägen jenen kleinen Raum, in dem ein silberner Stern vom wichtigsten Ereignis der Menschheitsgeschichte kündet. Hier, in dieser Grotte wurde nach der Überlieferung Jesus, der Sohn Gottes und Retter der Welt geboren.
Gibt es Beweise dafür? Tatsache ist, dass seit dem ersten Jahrhundert ununterbrochen die Grotte als solche verehrt wird, obwohl die Römer alles daran setzten, diesen Kult zu unterbinden. Als nach dem Sieg über den Zweiten Jüdischen Aufstand im Jahr 135 n. Chr. Kaiser Hadrian aus Jerusalem die heidnische Stadt Aelia Capitolina machten, ließ er gleichzeitig die heiligen christlichen Orte konsequent paganisieren.
Über dem Grab Jesu erbaute er einen Jupitertempel. Auf der Hinrichtungsstätte Golgota wurde eine Venusstatue aufgestellt. In den Teich Betesda, an dem Jesus den Mann geheilt hatte, der 38 Jahre lang gelähmt war, entstand ein Äskulap-Heiligtum. Archäologische Ausgrabungen brachten Reste dieser heidnischen Heiligtümer zutage.
Den Juden versprach Hadrian, den prächtigen Tempel in Jerusalem, der seit dem Jahr 70 zerstört war, wieder aufzubauen. Doch stellte sich bald heraus, dass er ihre heiligste Stätte durch ein römisches Heiligtum des Jupiter Capitolinus und zwei Kaiserstatuen entweihte. Über dem Schiloachteich, an dem der Blindgeborene sein Augenlicht wieder fand, und dessen Wasser die Juden am Laubhüttenfest schöpften, wurde ein Nymphenbad errichtet. Im Zuge der Niederwerfung dieser zweiten Revolte gegen Rom fiel Bethlehem in den geographischen Bereich um Aelia Capitolina. Eine römische Garnison wurde dort angesiedelt. Inschriften in der Nähe des Rachelgrabes können das belegen.
Folgedessen kam es zur Gründung eines heidnischen Tammuz -Adonis Heiligtums über der Stätte der Geburt Jesu. An Stelle des Kyrios Jesus wurde jetzt der Kyrios Adonis verehrt. Umgeben von einem heiligen Götterhain.
Nach Hadrians Absicht sollte die Geburtsgrotte möglichst schnell in Vergessenheit geraten. Doch genau das Gegenteil trat ein. Die Christen bewahrten ihren durch den heidnischen Tempel entweihten Ort im Gedächtnis.
Einer von ihnen ist Justin der Märtyrer, der um das Jahr 100 in Neapolis, westlich von Sichem, geboren wurde. In seiner Apologie gegen die Lehrer der Mithrasmysterien erwähnt er die Geburt Jesu in einer Höhle: Als das Kind in Betlehem geboren wurde, kehrte Josef, da er keinen Platz zum Absteigen fand, in einer Höhle ein. Als sie dort weilten, gebar Maria Christus und legte ihn in eine Krippe. Auch das apokryphe Protevangelium des Jakobus erwähnt die Grotte um 150.
Origenes (um 185-254) hat als Forscher und kritischer Theologe Palästina mehrfach bereist. Dabei folgte er den Spuren Jesu nach den örtlichen Traditionen und erklärt: Wenn man für die Tatsache der Geburt Jesu in Betlehem außer der Weissagung Michas und der von Jüngern Jesu in den Evangelien niedergeschriebenen Berichte noch andere Beweise haben möchte, so möge man wissen, dass in Übereinstimmung mit der evangelischen Geschichte die Höhle in Betlehem gezeigt wird, da er geboren und die Krippe, da er in Windeln gewickelt, hineingelegt wurde. Was da gezeigt wird, ist in der Gegend jedermann bekannt. Die Heiden selber sagen es jedem wieder, der es hören will, dass in der besagten Höhle ein gewisser Jesus geboren ist, den die Christen verehren und anbeten.
Bethlehem war also offensichtlich in dieser Zeit schon zu einem Wallfahrtsort geworden. Außerdem behauptet Origenes, zur Zeit Jesu hätten die Hohepriester und Schriftgelehrten das jüdische Volk über die betlehemitische Herkunft des zu erwartenden Messias belehrt. Erst nach der Geburt Jesu sei dieses Wissen gezielt verschwiegen worden.
Das Zeugnis des Origenes unterstreicht auch der Geschichtsforscher Eusebius (265-339), indem er schreibt: Es herrscht bei allen Übereinstimmung, dass Jesus, der Christus, in Betlehem geboren wurde, so dass auch von den Einheimischen eine Höhle dort denen gezeigt wird, die zur Besichtigung aus der Fremde kommen. In der gleichen Schrift Demonstratio evangelica betont der Kirchenvater noch einmal: Und bis heute bezeugen die Bewohner des Ortes als eine von den Vätern zu ihnen überkommene Überlieferung denen, die wegen der Geschichte der Stätten nach Betlehem kommen, und versichern die Wahrheit, indem sie die Grotte zeigen, in der die Jungfrau das Kind geboren und niedergelegt hatte.
Die Geburtsbasilika
Im Jahr 313 erklärte Kaiser Konstantin das Christentum zur rechtmäßigen Religion. Nach dem Konzil von Nicäa 325 beauftragte der Herrscher den Bischof Makarios von Jerusalem, über den drei mystischen, erleuchteten Grotten Basiliken mit größter Pracht zu errichten. Eine über der Grotte der Geburt Jesu in Bethlehem, eine zweite über der Grotte der Grablege Jesu in Jerusalem und eine dritte über der Grotte der Unterweisungen auf dem Ölberg.
Die spanische Nonne Egeria schreibt um 384 voller Bewunderung in ihr Tagebuch: Man sieht nichts anderes als Gold, Edelsteine und Seide. Auch die großen Wandteppiche bestehen aus goldgewirktem, feinem Stoff. Die Kultgeräte sind aus Gold gefertigt und mit Edelsteinen besetzt. Der Kirche Konstantins, die unter der Aufsicht seiner Mutter errichtet wurde, standen alle Geldquellen seines Reiches zur Verfügung. Und er schmückte sie mit Goldmosaiken und wertvollstem Marmor.
Als Hieronymus im Jahr 385 n. Chr. nach Betlehem kam, erhob sich also bereits über der Geburtsgrotte dieses prächtige Gotteshaus. In einer Weihnachtspredigt wetterte der wortgewaltige Kirchenvater über den goldenen Glanz der Basilika. Weil man die aus Lehm gefertigte Krippe durch eine silberne ersetzt hatte, da der Schöpfer der Welt nicht in Gold und Silber, sondern in Staub geboren wurde. 34 Jahre bewohnte Hieronymus eine kleine Zelle in unmittelbarer Nähe zur Geburtsgrotte am südlichen Seitenschiff der Basilika. Dort entstand unter seinen Händen von 386 bis zu seinem Tod 420 die Vulgata, die lateinische Übersetzung der Bibel.
Karl-Heinz Fleckenstein
Ist Jesus wirklich in Bethlehem zur Welt gekommen?
Spurensuche nach dem Geburtsort des Erlösers.
126 Seiten
united p.c. Verlag 2014
16,90 Euro
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